'Kein Arzt im Notfall'

Mure riss Straße mit – 40 Menschen auf Berg gefangen

Österreich
22.11.2012 08:06
Während ganz Kärnten Anfang November nach Lavamünd blickte, als die Marktgemeinde von den verheerenden Überschwemmungen getroffen wurde, donnerte in Feld am See eine gewaltige Mure ins Tal. Diese riss die einzige Straße mit, die in den kleinen Ort Hinterrauth führt. Seither sind 40 Gegendtaler am Berg gefangen - kein Arzt, keine Rettung, keine Feuerwehr kann sie bei einem Notfall erreichen.

Fast alle Bewohner hier in Hinterrauth heißen Trattnig - und irgendwie sind sie auch mehr oder weniger miteinander verwandt. Doch derzeit vereint sie noch etwas: die Sorge, es könnte etwas Schlimmes passieren. "Kein Arzt erreicht mit dem Auto die Häuser, keine Rettung kann hochfahren, auch keine Feuerwehr", schildert Ernst Trattnig (Bild) die Lage.

"Hang ist weiter in Bewegung"
Wie sollten sie auch? Die Straße gibt's nicht mehr. Auf einer Länge von hundert Metern wurde sie vor zehn Tagen von einer gewaltigen Mure ins Tal gerissen. Seither versuchen Männer der Feuerwehr Feld, die Gemeindearbeiter der Gegendtaler Tourismushochburg und viele Fachleute, der Situation Herr zu werden.

Reinhard Töplitzer von der Feuerwehr bedient den Riesenbagger, mit dem Felsen geschlichtet werden. "Die Geologen haben noch keine Entwarnung gegeben. Der Hang ist weiter in Bewegung", schildert er. Unterdessen versucht Gerhard Trattnig, mit Schaufel und Schotter die Felsschlichtungen einigermaßen zu füllen.

"Ohne die Hilfe des Landes werden wir das nicht schaffen"
Bürgermeister Erhard Veiter ist selbst Techniker und kennt die ganze Tragweite des Problems. "Ohne die Hilfe des Landes werden wir das nicht schaffen", meint er und hofft auf einen bereits länger terminisierten Gemeindebesuch von Landeshauptmann Gerhard Dörfler am kommenden Sonntag. "Das ist eine schlimme Katastrophe für die Menschen. Ich hoffe, gemeinsam mit Landeshauptmann Dörfler eine Lösung zu finden", so der Bürgermeister.

Die 40 Menschen in Hinterrauth versuchen in der Zwischenzeit, sich mit ihrer "Gefangenschaft" zu arrangieren. Einigen war es noch gelungen, kurz vor der Mure ihre Autos ins Tal zu bringen. Nach längeren Fußmärschen querfeldein können sie somit wenigsten zu ihren Arbeitsplätzen fahren. Aber Einkäufe? Die müssen auf den Berg geschleppt werden. Notfälle? Gar nicht daran denken.

"Bis dahin hilft nur beten und aufs Glück vertrauen"
"Bis wir hier wieder eine Straße haben, wird es sicher Wochen oder Monate dauern. Bis dahin hilft nur beten und aufs Glück vertrauen", sagen die Hinterrauther. Ob sie so etwas bereits erlebt haben? Selbst die Ältesten sagen klar: "Noch nie!"

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