Auf ins Gefecht!

Die Pflicht ruft wieder: “Call of Duty: Black Ops II”

Spiele
16.11.2012 14:04
Cyberkrieg und militärische Kriegsführung mittels Drohnen sind nur zwei der Themen, die Entwickler Treyarch in seinem "Call of Duty: Black Ops II" aufgreift. Doch die zentrale Botschaft des von vielen sehnlichst erwarteten Blockbuster-Shooters lautet wohl: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Denn die Gründe für das Handeln von Raul Menendez, einem nicaraguanischen Extremisten, der inmitten von Spannungen zwischen den USA und China um seltene Erden in das Geschehen eingreift, liegen in dessen Kindheit.

In drastischen und teils schwer verdaulichen Bildern führt "Call of Duty: Black Ops II" dem Spieler vor Augen, dass selbst der Bad Boy nur ein weiteres Opfer des Krieges ist, der bekanntermaßen keine Sieger kennt. Die Geschichte springt dabei, wie bereits im Vorgänger, zwischen Vergangenheit und Zukunft sowie Orten und Protagonisten hin und her. Während Spieler in den zur Zeit des Kalten Krieges in den 1970er- und 1980er-Jahren angesiedelten Episoden ein Wiedersehen mit Alex Mason feiern, übernimmt vier Jahrzehnte später dessen Sohn David die Hauptrolle.

Der Mix aus traditionellen und futuristischen Missionen weiß durchaus zu gefallen und sorgt für ein gehöriges Maß an Abwechslung. Saß man gerade eben noch auf dem Rücken eines Pferdes, um Seite an Seite mit den afghanischen Mudschaheddin in Rambo-Manier den Einmarsch der Russen zu vereiteln, schlägt man sich im nächsten Moment mit Tarnvorrichtungen, Mini-Drohnen und anderen Hightech-Waffen herum oder klettert mit Super-Klebehandschuhen eine Steilklippe empor, um sich kurz darauf mit einem Wingsuit à la Felix Baumgartner in den Abgrund zu stürzen.

Gehaltvollere Story, mehr Freiheiten, Konsequenzen
Hoch anzurechnen ist Entwickler Treyarch, dass die Erzählung deutlich gehaltvoller ist und spannender inszeniert wurde als zuletzt, zumal die Geschichte nun nicht mehr streng linear verläuft: Entscheidungen haben Auswirkungen auf das weitere Spiel und dessen Ausgang. Hat man die Einzelspielerkampagne nach gut sieben Stunden durch, hat man nur eines von insgesamt sechs möglichen und zum Teil sehr unterschiedlichen Enden erlebt. Und auch die Levels an sich sind längst nicht mehr so schlauchartig, wie man es von bisherigen "Call of Duty"-Titeln gewohnt war.

An bestimmten Interaktionspunkten warten nun zudem ungewöhnliche Ausrüstungsgegenstände wie Tarnanzüge, Mörser oder Bärenfallen, die sich in das Spiel einbinden lassen. Diese Funde sind zugleich oftmals an optionale Herausforderungen gebunden, die man in den Levels meistern kann. Gelingt dies, werden zusätzliche Waffen und Verbesserungen wie Schalldämpfer oder beispielsweise größere Magazine freigeschaltet, mit denen sich die eigene Ausrüstung vor Missionsbeginn, und das ist neu, individuell zusammenstellen lässt.

Alte Schwächen
Trotz dieser Verbesserungen in der Dramaturgie: Ganz lossagen von spielerischen Schwächen konnten sich die Macher nicht. So lässt die KI der Gegner etwa nach wie vor zu wünschen übrig, sodass selbst in den höheren Schwierigkeitsgraden stets ein Hauch von Schießbuden-Atmosphäre über allem schwebt. Ärgerlich ist zudem, dass die Gegner weiterhin so lange heranstürmen, bis man einen Kontrollpunkt erreicht. Brescht man allerdings vor, zeigen sich die KI-Kameraden davon oftmals unbeeindruckt und halten an ihrem vorgegebenem Skript fest. So steht man ein ums andere Mal vor verschlossenen Türen und wartet darauf, dass der Kollege sie endlich aufmacht.

Gut gemeint: die Eingreiftruppe
Auch ein gänzlich neuer Bestandteil der Kampagne, die optional spielbaren Missionen der sogenannten Eingreiftruppe, besitzt noch reichlich Verbesserungspotential. Ziel der Entwickler hierbei war es wohl, eine Portion Strategie ins Spiel zu bringen: Aus der Vogelperspektive lassen sich Einheiten, darunter etwa die vierbeinigen Claw-Drohnen, automatische Geschütze oder gewöhnliche Infanterie-Soldaten, wahlweise einzeln oder als gesamter Trupp auswählen und an die Krisenherde der Karte entsenden. In der Praxis gelingt dies aufgrund der schlechten Steuerung und Befehlsverweigerern innerhalb der eigenen Reihen jedoch nur selten.

Immerhin: Retten lässt sich die Situation am Ende meist doch, indem man mal wieder selbst die ganze Arbeit macht und direkt in die Rolle einer der verfügbaren Einheiten schlüpft, um dann erneut aus der Ego-Perspektive für Ordnung zu sorgen. Ein Trost ist auch, dass die Missionen optional sind. Zu lange zögern, ob man in einen Konflikt eingreift oder nicht, sollte man aber nicht, da die Missionen thematisch in die parallel laufende Handlung eingebunden sind und nach einer gewissen Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen.

Aufgebohrter Multiplayer
Genug zu tun gibt es dennoch, insbesondere im Multiplayer, der wohl für viele mittlerweile den Hauptanreiz des Spiels ausmacht. Geboten wird diesmal eine Art "Best of" der besten Modi aus "Black Ops" und "Modern Warfare 3", inklusive der bekannten Party-Spiele. Angereichert wird dies um neue Varianten wie "Hardpoint", in dem die Spieler um die Kontrolle über eine Karte kämpfen, wobei die umkämpften Zonen stetig wechseln; sowie sinnvolle Neuerungen wie das "Pick Ten"-Punktesystem, das bei der Personalisierung des eigenen Charakters zum Tragen kommt.

Dahinter steckt die Idee, dass die sich die eigene Klasse nach Belieben personalisieren lassen soll, allerdings für jedes Extra einer von insgesamt zehn Punkten investiert werden muss. Wer möchte, kann demnach beispielsweise mit mehreren Sturmgewehren losziehen, muss dann aber bei den Granaten sparen.

Bootcamp für Anfänger
Die Matches selbst werden anhand der Ränge von Activision automatisch zusammengestellt, um für ausgewogene Verhältnisse zu sorgen. Anfänger, die sich nicht gleich ins Getümmel stürzen wollen, können neuerdings im Bootcamp zusammen mit anderen Amateuren sowie Bots zunächst ihre Fähigkeiten trainieren, dabei aber bereits erste Erfahrungspunkte sammeln.

Das Killstreak-System ist in "Call of Duty: Black Ops II" einem Scorestreak-System gewichen. Spieler werden nun also nicht mehr nur fürs bloße Töten belohnt, sondern müssen sich durch gemeinsame Aktionen mit dem Team ihre Punkte erkämpfen, indem sie beispielsweise Flaggen sichern oder Kameraden mit einem Schild beschützen.

Eine weitere Neuerung betrifft die sogenannten Prestige-Levels, von denen es zehn an der Zahl gibt. In ihnen erspielte Waffen-XP oder Erweiterungen werden nun nicht mehr bei jedem Prestige zurückgesetzt, sondern bleiben für den weiteren Gebrauch erhalten. Für die E-Sport-Szene wiederum wurde das sogenannte CODcasting eingeführt, weiterhin enthalten ist das Theater, mit dem Gamer manuell oder automatisch auf Knopfdruck ihre eigenen Filme erstellen und die besten Match-Szenen anschließend mit Freunden teilen können.

Die Zombies sind los!
Den neben der Kampagne und dem Multiplayer dritten Schwerpunkt bildet der beliebte Zombie-Modus. Neben dem klassischen Überlebenskampf können nun ein bis vier Spieler im sogenannten "Tranzit" dem Geheimnis um die Untoten auf den Grund gehen und sich dabei in einer Art Mini-Kampagne von Ort zu Ort ballern – den Transfer von A nach B übernimmt dabei ein skurriler Busfahrer -, oder im Modus mit dem schönen Namen "Schmerz" in zwei Viererteams gegeneinander und die Zombies antreten. Gewinnen kann aber nur eine der drei Parteien.

Fazit: "Call of Duty: Black Ops II" überrascht in vielerlei Hinsicht positiv. Vor allem in Sachen Erzählung macht die Einzelspielerkampagne einen großen Schritt nach vorne und hebt sich damit wohlwollend von seinen Vorgängern ab. Auch der Mut, mit den Eingreifstruppe-Missionen eine strategische Komponente ins Spiel einzuführen, verdient Anerkennung, wenngleich die Umsetzung noch nicht vollends zu überzeugen weiß. So manches Problem aus der Vergangenheit, insbesondere jenes der schwachen KI, ist dem Titel allerdings erhalten geblieben, und auch optisch sieht man dem Shooter sein Alter inzwischen deutlich an: Die Qualität der Texturen schwankt zum Teil doch stark. Kompensiert werden derlei Schwächen abermals durch den gewohnt starken Multiplayer und den populären Zombie-Modus, sodass am Ende gilt: Action, Spielspaß und Umfang stimmen.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Activision
krone.at-Wertung: 9/10

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