"Bin keine Katholikin"

Irland: Schwangere stirbt – Debatte über Abtreibungen

Ausland
15.11.2012 10:50
Nach dem Tod einer schwangeren Frau ist in Irland eine neue Debatte über Abtreibungen entbrannt. Laut irischen Medien wurde die 31-jährige Savita Halappanavar Ende Oktober mit starken Rückenschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Dort diagnostizierten die Ärzte eine beginnende Fehlgeburt, weigerten sich aber, eine Abtreibung des 17 Wochen alten Fötus vorzunehmen, weil dessen Herz noch schlug. Erst nachdem keine Herztöne vorhanden waren, sollen die Mediziner den Eingriff durchgeführt haben. In der Zwischenzeit sei die Frau aber an den Folgen einer Blutvergiftung gestorben.

Die Zeitung "Irish Times" zitiert den Ehemann der Toten, wonach die Ärzte den wiederholten Wunsch seiner Frau nach einer Abtreibung mit Verweis auf die Rechtslage und dem Hinweis ablehnten: "Dies ist ein katholisches Land." Die Schwangere, eine Hindu, soll darauf erwidert haben: "Ich bin weder Irin noch katholisch." Ihr soll dennoch gesagt worden sein, man könne ihr nicht helfen.

Junges Paar entschied sich für "familienfreundliches" Irland
Laut der irischen Zeitung sollen Savita und ihr Ehemann 2008 aus Indien nach Irland gezogen sein. Die Entscheidung, auf der grünen Insel eine Familie zu gründen, trafen sie aufgrund zahlreicher positiver Berichte von Freunden, die Irland als familienfreundliches und schönes Land gepriesen hatten. Nun befindet sich der Ehemann der Verstorbenen wieder in Indien.

Mittlerweile leiteten sowohl das Universitätsklinikum Galway als auch die nationale Gesundheitsbehörde Untersuchungen ein. Der irische Ministerpräsident Enda Kenny schloss nicht aus, dass im Anschluss an diese auch eine unabhängige Untersuchung durchgeführt werden könne. Laut Gesundheitsminister James Reilly müsse man abwarten, ob die Abtreibung wegen religiös-moralischer Bedenken erst nach einer Verzögerung durchgeführt wurde. Weiters ist unklar, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der tödlichen Blutvergiftung und der verspäteten Abtreibung gab.

Dessen ungeachtet kam es in zahlreichen Städten Irlands und sogar bei der irischen Botschaft in London zu Mahnwachen und Demonstrationen, im Zuge derer Hunderte Menschen eine Lockerung der restriktiven Abtreibungsgesetzgebung forderten (Bild). Auch für die kommenden Tage wurden entsprechende Aufmärsche angekündigt.

EGMR fordert seit 2010 Überarbeitung der Gesetze
In Irland sind Abtreibungen gesetzlich verboten. Laut höchstrichterlichen Entscheidungen können allerdings Schwangerschaftsabbrüche bei Gefahr für das Leben der Mutter oder bei der Gefahr, die schwangere Frau könnte Selbstmord begehen, zulässig sein.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hatte 2010 die irische Regierung ermahnt, die Regelungen für Abtreibungen zu überarbeiten, was bisher nicht geschah. Im April lehnte das Parlament in Dublin einen Antrag der Sozialistischen Partei ab, der Abtreibungen allgemein bei Frauen erlauben wollte, die durch eine Schwangerschaft gesundheitlich gefährdet sind.

Laut der Agentur Kathpress wollen die beiden sozialistischen Parlamentsabgeordneten Clare Daly und Joan Collins erneut einen entsprechenden Antrag stellen, da aus ihrer Sicht genau jener Fall eingetreten sei, den ihre Partei mit dem Gesetzesvorschlag verhindern wollte.

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