Studie widerlegt

DNA zeigt: “Ötzi” doch kein Migrant aus Sardinien

Wissenschaft
14.11.2012 17:00
Wie nun feststeht, stammte Eismann "Ötzi" aus Mitteleuropa und hatte keinen sardischen Migrationshintergrund, wie seit einer im Februar veröffentlichten Studie gemutmaßt wurde. Genetisch unterscheide sich der Mann aus dem Eis kaum von den anderen Steinzeitbauern in ganz Europa, berichtet die Zeitschrift "Scientific American" über neue, bei der Konferenz der "American Society of Human Genetics" in San Francisco in der Vorwoche präsentierte Forschungsergebnisse.

Im Februar vermutete ein internationales Forscherteam aufgrund der Analyse des Genoms der 1991 im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen entdeckten, über 5.000 Jahre alten Gletschermumie, dass Ötzi und die Menschen auf Sardinien und Korsika gemeinsame Vorfahren hätten.

Doch in dieser Arbeit sei nur ein Teil von Ötzis Erbgut sequenziert worden und eine Frage sei offengeblieben, schrieb "Scientific American": Ob in der Jungsteinzeit die meisten Mitteleuropäer genetisch den heutigen Sardiniern ähnelten oder ob Ötzis Familie jüngst aus Südeuropa emigriert wäre.

Komplettes Erbgut entschlüsselt
Ein Forscherteam, dem der aus Österreich stammende Genetiker Martin Sikora von der Stanford University angehört, hat nun das komplette Erbgut des Eismannes entschlüsselt und nicht nur mit dem Erbgut Hunderter heutiger Europäer verglichen, sondern auch mit jenem von Steinzeitmenschen: Einer davon wurde in Schweden gefunden und war Jäger und Sammler, ein anderer war Bauer, ebenfalls aus Schweden, ein dritter Jäger und Sammler von der iberischen Halbinsel und ein vierter stammte schon aus der Eisenzeit und wurde im heutigen Bulgarien ausgegraben.

Die Forscher konnten bestätigten, dass unter den modernen Menschen die Sarden am nächsten mit Ötzi verwandt sind. Von seinen Zeitgenossen waren ihm allerdings die Bauern in Bulgarien und Schweden näher verwandt als die Jäger und Sammler aus Schweden und der iberischen Halbinsel, die mehr den heutigen Nordeuropäern ähneln, heißt es in "Scientific American".

"Auch Menschen wanderten, nicht nur Technologie"
Die neuen Ergebnisse würden außerdem die Theorie unterstützen, dass sich nicht nur die Landwirtschaft als Technologie vom Mittleren Osten bis Nordeuropa ausgebreitet habe, sondern dass auch die Bauern selbst diesen Weg gegangen seien und sich dann mit den lokalen Jägern und Sammlern vermischt hätten.

"Zurzeit haben wir gute Belege, dass bei der Verbreitung von Viehzucht und Ackerbau die Menschen wanderten, und nicht nur die Technologie", zitiert die Zeitschrift Sikora. Die Spuren dieser prähistorischen Wanderungen seien zwar in den meisten Teilen Europas verloren gegangen, doch die Bewohner der Insel Sardinien seien wohl abgeschiedener geblieben und hätten daher mehr genetische Spuren dieser ersten Jungsteinzeit-Bauern behalten, so Sikora.

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