Der Orionnebel, in klaren Winternächten sogar mit freiem Auge erkennbar, wurde schon vor rund 400 Jahren vom französischen Astronom Nicolas-Claude Fabri de Peiresc entdeckt. In den vergangenen Jahrzehnten fand man im Bereich dieses Gasnebels eine Vielfalt an werdenden Sternen und sternähnlichen Objekten – von massereichen Objekten mit mehreren Dutzend Sonnenmassen bis hin zu sogenannten "Braunen Zwergen", die zu wenig Masse haben, um durch Wasserstofffusion Sterne zu werden.
Jüngste Beobachtungen am spanischen Calar Alto Observatory, mit dem Canadian-French Hawaii Telescope (CFHT) und dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS) hätten nun zu einer überraschenden "Perspektiven-Korrektur" geführt, berichtet die Uni Wien in einer Aussendung über eine in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics" veröffentlichten Arbeit von Joao Alves, Leiter des Instituts für Astrophysik der Universität Wien.
Zweiter Haufen sehr massereich
Die Wissenschaftler entdeckten nämlich, wie massereich ein zweiter, bereits bekannter Haufen aus etwas älteren Sternen ist, "der von uns aus gesehen vor dem Orionnebel steht", so Alves. Diese Masse ist nicht gleichförmig verteilt, sondern um den Stern Iota Orionis konzentriert, der die südliche Spitze des "Schwerts des Orion" bildet.
Es zeigte sich, dass der Orionnebel-Haufen in Wirklichkeit eine komplizierte Mischung aus zwei Sternhaufen sowie einigen damit nicht zusammenhängenden Milchstraßen-Sternen ist. "Für mich ist das größte Rätsel, warum der etwas ältere Sternhaufen, der Iota-Orionis-Haufen, so nahe an dem jüngeren Haufen liegt, der sich im Inneren des Orionnebels noch bildet", sagte Alves.
"Haben etwas Fundamentales nicht verstanden"
Es sei noch völlig offen, wie diese neuen Beobachtungsbefunde mit gängigen Modellen der Sternhaufen-Entstehung zu vereinbaren sein werden. "Wir scheinen etwas Fundamentales noch nicht verstanden zu haben. Die Bildung von Sternhaufen ist wahrscheinlich der dominante Weg zur Sternentstehung im Universum, aber wir sind weit entfernt davon, genau zu wissen, warum", rätselt der Wissenschaftler.
Für Hervé Bouy vom Centro de Astrobiologia in Madrid müssen die Astronomen ihre Vorstellungen von den Beobachtungsgrößen revidieren, die sie bisher für die zuverlässigsten Indikatoren der Stern- und Sternhaufen-Entstehung hielten.
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