Hardware-Fresser

Schön und schnell: “Need for Speed: Most Wanted”

Spiele
14.11.2012 10:00
Neuauflagen alter Klassiker sind offenbar nicht nur im Kino im Trend, sondern mittlerweile auch bei PC-Spielen. Das beweist Electronic Arts mit der nunmehr zweiten Neuauflage in der "Need for Speed"-Reihe. Nach "Hot Pursuit" erhält jetzt nämlich auch das beliebte "Most Wanted" aus dem Jahr 2005 einen Nachfolger. Entwickler ist – wie schon bei der gelungenen Neuauflage von "Hot Pursuit" – "Burnout"-Macher Criterion, der das neue "Most Wanted" zu einem äußerst hübschen Open-World-Rennspiel mit spektakulären Verfolgungsjagden verarbeitet hat.

Schon beim ersten Betreten der riesigen Spielwelt Fairhaven des neuen "Need for Speed: Most Wanted" präsentiert sich dem geneigten Hobbyraser die größte Stärke der Neuauflage: Sie sieht einfach unglaublich gut aus. Die detaillierte Umgebung spiegelt sich realistisch im auf Hochglanz polierten Lack der Boliden, diese spiegeln sich wiederum bei Regen auf der Straße und hinterlassen bei Ausflügen ins Gelände hübsch anzusehende Staubwolken, die von Sonnenstrahlen durchschnitten werden. Stichwort Sonne: Selten zuvor hat man in Rennspielen derart spektakuläre Lichteffekte wie in Criterions "Most Wanted"-Neuauflage gesehen. Ausflüge auf den Landstraßen von Fairhaven taucht die Spiel-Engine in eine derart malerische Beleuchtung, dass schon fast Urlaubsfeeling aufkommt.

Riesige und abwechslungsreiche Spielwelt
Überhaupt ist Fairhaven eine äußerst abwechslungsreiche Spielwelt. Großstadtschluchten können ebenso befahren werden wie breite Autobahnen, die aus der Stadt führen. Landstraßen und Schleichwege im Umland der Stadt laden zu Ausfahrten durch hübsche Hügellandschaften ein, und selbst der Strand kann befahren werden. Dabei sind überall in der Spielwelt Sprungschanzen verteilt, die sich vortrefflich für den einen oder anderen Stunt nutzen lassen.

So viel ist klar: Die Welt von Fairhaven sieht wunderschön aus und wird von Criterion spektakulär in Szene gesetzt. Mit dem Elektro-Sportwagen Tesla Roadster ums städtische Atomkraftwerk rasen und über die eine oder andere Schanze zu springen – das hat schon etwas. Ein paar spektakuläre Stunts in den Häuserschluchten oder eine kleine Verfolgungsjagd mit den Uniformierten, das fesselt auch zwischendurch.

Spiel ruckelt selbst auf schnellen Rechnern
Die spektakuläre Inszenierung und die wunderschöne Grafik sind allerdings auch ein Schwachpunkt des neuen "Most Wanted". Wenn die Sonne beim Verlassen eines Tunnels wieder einmal derart blendet, dass man zum wiederholten Mal den Gegenverkehr küsst, dann ist das zwar immer noch schön, aber halt auch nervig. Und wenn die ganze Grafikpracht auf Kosten der Bildrate geht, dann trübt das den Spielspaß erheblich. Und das ist im neuen "Most Wanted" leider der Fall: Der Rennspiel-Beau ruckelt selbst auf potenten Rechnern mit Quadcore-CPU und Direct-X-11-Grafik.

Auf dem mit einem 2,7 Gigahertz schnellen Core-i5-Vierkernprozessor, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und einer leicht betagten Radeon HD 5750 mit einem Gigabyte Grafikspeicher ausgestatteten Testrechner waren bei hohen Einstellungen und 1080p-Auflösung stets nur zwischen 20 und 30 Bilder pro Sekunde drin – für ein schnelles Rennspiel zu wenig. Erst die Reduzierung der Auflösung auf 720p brachte Linderung, wobei selbst bei diesen recht niedrig angesetzten Einstellungen noch Ruckler zu erkennen waren und die Framerate so gut wie nie über dreißig Bilder pro Sekunde kletterte.

Schwammige Lenkung schlägt aufs Gemüt
Vielleicht ist es auch die niedrige Bildrate und das bisweilen starke Ruckeln, das die Lenkung der Autos arg schwammig erscheinen lässt. Die Lenkung spricht teils so langsam an, dass man längst an der nächsten Leitplanke klebt, wenn sich die Reifen endlich dazu herablassen, die gewünschte Richtung einzuschlagen. Natürlich kommt es auch auf das gewählte Auto an, wie gut die Lenkung reagiert – im Test der PC-Version lenkten sich allerdings selbst kleinere Wagen à la Ford Focus oder Lancia Delta recht indirekt.

Apropos Wagen: Davon gibt es in Fairhaven insgesamt 31 Stück, vom kleinen Ford Focus über allerlei, teils exotische, Sportwagen wie den bereits erwähnten Tesla Roadster bis hin zu Pick-up-Trucks. Die stehen allesamt einfach in der Stadt herum und warten darauf, vom Spieler entdeckt zu werden. Da kann es schon einmal passieren, dass man neugierig in ein vermeintlich verlassenes Lagerhaus fährt und dort über einen russischen Supersportwagen aus dem Hause Marussia stolpert. Per Tastendruck wird die Karosse gewechselt und schon kann getestet werden. Alle einmal gefundenen Autos stehen sodann im "Easydrive" getauften komfortablen Schnellmenü zur Auswahl bereit.

Supersportwagen an jeder Ecke
Dass potente Sportwagen einfach in Lagerhäusern oder gar am Straßenrand herumstehen, gehört zum Konzept des Spiels. Pro Auto gibt es nämlich nur fünf Rennen, die der Spieler bestreiten kann. Wer vorankommen und die Most-Wanted-Liste der Polizei empor klettern will, muss seinen fahrbaren Untersatz regelmäßig wechseln und auch mit Wagen überzeugen, die man sonst eigentlich links liegen lassen würde. Das bietet zwar Abwechslung, verhindert aber gleichzeitig auch, dass man eine Beziehung zu seinem lieb gewonnenen Flitzer aufbaut, wie dies etwa in "Need for Speed: Underground" der Fall war. Auch die Tuning-Optionen sind stark eingeschränkt: Reifen, Getriebe und Chassis lassen sich zwar austauschen, wirklich viele Einstellmöglichkeiten bietet das Spiel aber nicht.

Bei den verfügbaren Rennmodi bietet "Most Wanted" großteils Bekanntes: Rundkurs- und Checkpoint-Rennen sind ebenso verfügbar wie Verfolgungsjagden mit der Polizei und Bewerbe, bei denen eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit überschritten werden muss. Die recht begabten computergesteuerten Gegner kleben einem dabei regelrecht am Auspuff und tragen dafür Sorge, dass keine Langeweile aufkommt. Mit den Rennen sammelt der Spieler Punkte in der Most-Wanted-Liste der Polizei. Zieht er auf besagter Liste an einem Konkurrenten vorbei, kann er diesen zum Duell fordern und dessen fahrbaren Untersatz freispielen. Ein Schadensmodell für die Fahrzeuge gibt es, allerdings beschränkt sich dieses auf kosmetische Änderungen wie verbeulte Motorhauben. Auf die Fahreigenschaften hat es keinen Einfluss.

Reichlich Schadenfreude im Multiplayer
Laune macht insbesondere der Multiplayer-Modus von "Need for Speed: Most Wanted". In der weitläufigen Stadt trifft man sich an bestimmten Plätzen, an denen die Rennen starten, mit Konkurrenten. Die Rennen führen über Checkpoints teils quer durch die Stadt und sind insbesondere schadenfrohen Naturen ans Herz zu legen. "Need for Speed: Most Wanted" belohnt Spieler nämlich für eine beherzte Fahrweise. Gegner von der Straße abzudrängen oder in der Kurve frontal zu rammen, bringt Punkte und sorgt bisweilen für schadenfrohes Grinsen.

Gut gelöst ist der Online-Abgleich verschiedener Statistiken, wodurch die eigenen fahrerischen Leistungen mit jenen von Freunden verglichen werden können. Die zahlreichen in Fairhaven aufgestellten Blitzgeräte beispielsweise dokumentieren peinlich genau, wer auf welchem Straßenstück den Top-Speed erreicht hat, und Werbetafeln, die bei besonders spektakulären Sprüngen durchbrochen werden können, zeigen den Avatar des am höchsten gesprungenen Spielers an. So motiviert "Most Wanted" selbst dann, wenn man gar kein echtes Rennen gegen Internetbekanntschaften fährt, zumindest deren Highscores zu brechen.

Ein besonderes Gustostück von "Most Wanted" ist der gelungene Soundtrack. Der enthält Musik teils bekannter Interpreten wie Muse und passt zu den wilden Verfolgungsjagden und Rennen in Fairhaven wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Auch die Motor- und Umgebungsgeräusche klingen sehr gut und passen zur jeweiligen Kulisse und zum gerade gefahrenen Auto.

Fazit: Mit "Need for Speed: Most Wanted" liefert Criterion ein spaßiges Open-World-Rennspiel, das insbesondere im Multiplayer-Modus ständig dazu motiviert, die Highscores von Freunden zu brechen oder sie im direkten Wettkampf zu bezwingen. Die Spielwelt ist nicht nur wunderschön, sondern bietet auch ausreichend Abwechslung. Auch der sehr gute Soundtrack gefällt. Schade ist, dass der Spielspaß selbst auf Rechnern, die eigentlich leistungsfähig genug sein sollten, durch bisweilen starke Ruckler getrübt wird und die Effekthascherei schon mal dafür sorgen kann, dass man vor lauter Sonneneinstrahlung in den Gegenverkehr rast. Die schwammige Lenkung tut ihr Übriges dazu, d3, PS Vita, PC (getestet), Wii U
Publisher: Electronic Arts
krone.at- Wertung: 7/10

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