Viel derber Humor

Patscherter Held hinterlässt wieder ‘Chaos auf Deponia’

Spiele
10.11.2012 10:00
Nicht einmal ein Jahr ist seit dem gefeierten Adventure-Hit "Deponia" ins Land gezogen, da kommt auch schon der Nachfolger. Mit "Chaos auf Deponia" spinnt Entwickler Daedalic Entertainment die Geschichte um den tollpatschigen Helden Rufus und seine Heimat, den Müllplaneten Deponia, weiter. Und der birgt auch im zweiten Teil tonnenweise Rätselfutter für Adventure-Fans, eine detailreiche und liebevoll gezeichnete Comic-Welt und natürlich jede Menge schwarzen Humor.

Spieler, die den Vorgänger bereits kennen, werden sich in "Chaos auf Deponia" sofort zurechtfinden, aber auch für Neueinsteiger ist das Spiel gut geeignet. Im Intro werden die Ereignisse des Vorgängers knapp zusammengefasst, man muss ihn also nicht zwingend gespielt haben, um Spaß an "Chaos auf Deponia" zu haben. Empfehlenswert ist es dennoch, werden Neueinsteiger doch am Beginn des Spiels regelrecht mit Ereignissen und Charakteren aus dem Vorgänger erschlagen.

Unkomplizierte Steuerung, vielfältige Möglichkeiten
Die Steuerung ist erneut unkompliziert geraten: Die Maus reicht. Mit der linken Maustaste bewegt man Held Rufus von A nach B, mit dem Mausrad öffnet man das Inventar und ein Linksklick lässt den Tollpatsch seine Meinung zu bestimmten Objekten kundtun. Generell gilt: Alles, was man auf "Deponia" mitnehmen kann, sollte man auch einpacken.

Das Spiel strotzt nämlich nur so vor Rätseln, die sich nur mit dem richtigen Werkzeug lösen lassen. Und beim richtigen Werkzeug handelt es sich oftmals um vermeintlich wertlose Gegenstände, die Rufus im Laufe seines Abenteuers einsteckt, um sie in teils bizarren Situationen auf unkonventionelle Art und Weise zu seinem Vorteil zu nutzen.

Abgedrehte Handlung am Müll-Planeten
Die Handlung schließt direkt an den Vorgänger an. Der egoistische Pseudo-Tüftler Rufus will den Müllplaneten Deponia verlassen, um Goal, seiner Flamme aus Teil eins, in die schwebende Stadt Elysium zu folgen. Unglücklicherweise sorgt der patscherte Rufus bei seinem Fluchtversuch wieder dafür, dass das Entkommen vom Müllplaneten nicht klappt – weder für ihn noch für Goal.

Beide müssen sich fortan erst recht wieder durch die Welt von Deponia arbeiten. Dass die Geheimdienst-Organisation Organon den Planeten in die Luft sprengen will und Goal wegen der Ungeschicklichkeit des Helden verunfallt und gleich dreifach schizophren wird, macht dieses Unterfangen allerdings nicht unbedingt leichter.

Ein Unglück folgt dem nächsten
Generell gilt in "Chaos auf Deponia": Schlimmer geht immer. Der sympathische, dafür aber tollpatschige Held hat nämlich ein Händchen dafür, vermeintlich unkomplizierte Situationen zu verkomplizieren. Ein Beispiel, das gleich am Anfang des Spiels vorkommt, soll diese für Rufus' Mitmenschen eher unangenehme Eigenschaft verdeutlichen:

Als Rufus seinen Freund, den Doc, besucht, um sich dessen Hammer zu leihen, gleitet ihm dieser aus Versehen aus der Hand, trifft das gefiederte Haustier von Oma Utz, das in weiterer Folge und unter Mithilfe des tollpatschigen Rufus in der Toilette landet, von dort ins Waschbecken bugsiert wird und anschließend im dort verbauten Häcksler sein wenig ruhmreiches Ende findet. Dass Rufus während dieser ganzen Aktion auch noch das Haus seines Freundes in Flammen steckt, ist nur konsequent.

Witzige Details und markige Sprüche
Solche Situationen sind es, die den Reiz an "Chaos an Deponia" ausmachen. Man weiß nie so genau, was als nächstes passiert – selbst bei den banalsten Handlungen schafft es Rufus immer wieder, enormes Chaos anzurichten. Dass er dabei immer einen coolen Spruch parat hat und auch nicht vor etwas derberen Witzen zurückschreckt, macht das Rätseln auf Deponia noch lustiger.

Überhaupt ist es den Entwicklern gelungen, eine sehr stimmige Welt zu kreieren. Dazu trägt nicht nur die hübsche, handgezeichnete Grafik im HD-Format bei, sondern auch die Levels an sich. Die strotzen nämlich nur so vor witzigen Details, Gags und bizarren Charakteren. Beispiel gefällig?

Als Rufus ein Wirtshaus betritt, das von einem Roboter geführt wird, fragt er den Blechkameraden, wie er denn zu seinem Gasthaus gekommen sei. Dessen Antwort: Er habe sowohl Wirtshaus als auch Frau vom Vorbesitzer geerbt. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass der vermeintlich tote Vorbesitzer in Wahrheit im Roboter eingesperrt ist und verzweifelt versucht, auszubrechen.

Humoristische Geschmackssache
Insgesamt entfaltet das Spiel sein Potenzial freilich nur, wenn man den schwarzen Humor, über den man an allen Ecken und Enden stolpert, auch mag. Wer den Vorgänger gernhatte, wird auch "Chaos auf Deponia" mögen. Manch einem könnten die teils derben Gags aber auch zu weit gehen. Wenn Rufus Blinde veräppelt oder Tiere quält, wird dies trotz Comic-Look nicht unbedingt bei jedem Spieler Lachkrämpfe auslösen.

Zum trotzdem stimmigen Gesamteindruck tragen auch der sehr gute Soundtrack und die professionelle Vertonung des Adventures bei. Die Sprecher passen allesamt zu den zugehörigen Spielfiguren und im Soundtrack – der Limited Edition liegt er auch als Audio-CD bei – finden sich bisweilen Ohrwürmer, die den geneigten Spieler auch nach dem Spielen noch einige Zeit verfolgen.

Fazit: Mit "Chaos auf Deponia" bekommt der Adventure-Hit einen würdigen Teil zwei, der vorhandene Stärken übernimmt und kleinere Schwächen des Vorgängers, etwa die im Vergleich zu Teil zwei detailärmere Welt, ausbügelt. Das Spiel bietet massig Rätselfutter für Adventure-Fans und sorgt mit seinem schwarzen Humor regelmäßig zumindest für ein Schmunzeln im Gesicht des Spielers. Für jedermann ist es trotzdem nicht geeignet: Wer von einem Spiel actionreiche und von Explosionen untermalte 3D-Einsätze erwartet, wird enttäuscht, und auch humoristisch sind die skurrilen Charaktere des Müllplaneten durchaus Geschmackssache. Dass das Spiel nicht jedermanns Geschmack trifft, heißt aber nicht, dass es nicht gut wäre: "Chaos auf Deponia" ist Adventure-Kost feinster Qualität, spielt in der gleichen Liga wie der Vorgänger und ist sicherlich einer der besten aktuellen Genrevertreter.

Plattform: PC (getestet)
Publisher: Daedalic Entertainment
krone.at-Wertung: 8/10

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