In bewohnbarer Zone

Astronomen finden lebensfreundliche Super-Erde

(Bild: J. Pinfield, RoPACS Network, University of Hertfordshire)

Nur 42 Lichtjahre von der Erde entfernt haben Astronomen einen Exoplaneten namens HD 40307 g entdeckt, der womöglich über Wasser und eine stabile Atmosphäre verfügt. Weil er in einem genau richtigen Abstand um seine Sonne kreist, dürften auf seiner Oberfläche milde Temperaturen und lebensfreundliche Bedingungen herrschen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Astronomy and Astrophysics".

Entdeckt hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung der University of Hertfordshire und der Universität Göttingen die neue Super-Erde, als sie Daten des HARPS-Spektrographen am La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte ESA in Chile mit einem neuen Verfahren auswerteten.

Insgesamt sechs Super-Erden entdeckt
Der Stern HD 40307 befindet sich im Sternbild Pictor, ist etwa 20 Prozent leichter als unsere Sonne und beherbergt sechs Planeten, die sogenannte Super-Erden sind – also bis zu zehn Mal schwerer sind als die Erde – und vermutlich eine feste Oberfläche haben. Bislang waren drei dieser sechs Exoplaneten bekannt gewesen, die sich aber zu nahe an ihrem Zentralgestirn aufhalten und deshalb zu heiß für die Entstehung von Leben sind.

"Planetensysteme mit mehreren Super-Erden sind bereits bei mehreren hellen, gut untersuchten Sternen bekannt. Deshalb gehen wir davon aus, dass solche Systeme mit vielen Planeten, wie auch in unserem Sonnensystem, keine Ausnahme sind", sagt Guillem Anglada-Escudé, einer der Leiter der Studie vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. Fünf der sechs Planeten bewegen sich auf sehr engen Umlaufbahnen, wo die Nähe zum Zentralstern die Planetenoberfläche auf Temperaturen heizt, bei denen Wasser in flüssiger Form nicht vorkommen kann.

Sieben Mal schwerer als die Erde
"Das Juwel des Systems ist aber der neue Planet mit dem größten Abstand zum Zentralstern", sagt Ansgar Reiners von der Universität Göttingen, der an der Entdeckung mitgewirkt hat. Der Planet bewegt sich auf einer Umlaufbahn von 200 Tagen und erhält dort etwa so viel Strahlungsenergie von seinem Zentralstern wie die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne. "Er ist etwa sieben Mal schwerer als die Erde und kreist um einen sehr wenig aktiven Stern. Es gibt keinen Grund, weshalb der Planet kein erdähnliches Klima entwickeln kann", so Anglada-Escudé.

Da der Planet von seinem Stern etwa so viel Energie wie die Erde von der Sonne erhält, ist die Wahrscheinlichkeit von Leben stark erhöht. Der Planet könnte über flüssiges Wasser und eine stabile Atmosphäre verfügen. Vielleicht noch wichtiger ist, dass er sich wie die Erde um sich selbst drehen kann und dem Stern vermutlich nicht immer dieselbe Seite zuwendet. "Das hat einen Tag-Nacht-Effekt zur Folge und kann für die Entstehung eines stabilen Klimas wichtig sein", sagen die Astronomen.

Ob HD 40307 g tatsächlich unserer Erde ähnelt, ist noch unklar, "Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, die Chance stehen 50:50", erklärt Mikko Tuomi von der University of Hertfordshire. "Im Moment ist es aber so, dass wir nicht genau sagen können, ob der Planet eine große Erde oder ein kleiner, warmer Neptun-ähnlicher Planet ohne feste Oberfläche ist." Um also wirklich bestätigen zu können, dass HD 40307 g ein lebensfreundlicher Planet ist, müsse man warten, bis es direkte Messungen und Beobachtungen gebe, so die Forscher.

Die künstlerische Darstellung zeigt den Exoplaneten HD 40307 g (vorne links) und zwei seiner kleineren Planetengeschwister (blau und braun im Hintergrund) sowie seine Sonne HD 40307. Die dargestellte Atmosphäre sowie die Kontinente sind nur spekulativ.