Wahlkampf-Finale

Romney kämpft, “bis die Wahllokale schließen”

Ausland
05.11.2012 21:12
Wer gewinnt die Schlacht ums Weiße Haus? Für den letzten Tag vor der US-Präsidentschaftswahl haben Amtsinhaber Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney noch einmal all ihre Kräfte mobilisiert. Für Obama standen am Montag Wahlkampfauftritte in drei Schlüsselstaaten, darunter das besonders wichtige Ohio, auf dem Programm, Romney wollte durch vier Staaten touren. Offenbar im Wissen, dass der Ausgang der Präsidentschaftswahl auf Messers Schneide steht, schickte sich der Republikaner gar in die Verlängerung: Romney kündigte weitere Auftritte am Wahltag an.

Ursprünglich hatte der Herausforderer von Präsident Obama seine Abschlussveranstaltung für Montagabend in New Hampshire vorgesehen. Doch nun will Romney auch am Wahltag in den Swing States Ohio und Pennsylvania auftreten. Mit den Veranstaltungen in Cleveland und Pittsburgh am Dienstag wolle Romney "bis zur Schließung der Wahllokale" um Stimmen werben, sagte ein Sprecher seines Wahlkampfteams.

Umfragen sehen knappe Entscheidung
In zwei Umfragen für ABC News und die "Washington Post" sowie für CNN lagen Obama und Romney in der Wählergunst landesweit gleichauf. Laut einer Pew-Umfrage wollten 48 Prozent für Obama stimmen und 45 Prozent für Romney, vier Prozent waren noch unentschlossen. Wegen des indirekten US-Wahlrechts ist es aber nicht unbedingt entscheidend, wer insgesamt die meisten Wähler auf seiner Seite hat. Wer immer am Ende gewinnt, so scheint es, wird seinen Sieg mühsam herausgequetscht haben, irgendwo aus dieser "halsstarrigen Landschaft", wie es etwa die "New York Times" formulierte.

Obama vs. Romney: Das große Extra zur US-Wahl 2012 findest du in der Infobox. krone.at bericht in der Wahlnacht live.

Obama und Romney jetten durch die Swing States
Das ist auch den beiden Kontrahenten klar, die deshalb einen wahren Final-Marathon hinlegen. Als käme es darauf an, Vielfliegermeilen zu sammeln, jetten Obama - der sich Last-Minute-Unterstützung von Rocklegende Bruce Springsteen holte (Bilder) - und Romney seit dem Wochenende von Swing State zu Swing State, von Sporthallen zu Flugzeughangars, von Marktplätzen zu Parkanlagen.

Manchmal kreuzten sich ihre Wege, hätten sie sich fast aus ihren Flugzeugen zuwinken können. Denn ihre Ziele waren dieselben: die weniger als ein Dutzend Staaten mit gerade einmal gut 20 Prozent der Bevölkerung, in denen sich entscheiden wird, wie der nächste Präsident der USA heißt. Fast war es so, als existierte der große Rest der Nation in diesen Stunden vor der Entscheidung nicht mehr.

Müde Gesichter, raue Stimmen
Die Stimmen der Konkurrenten werden jedenfalls zunehmend rauer vom vielen Reden, vor allem bei Obama, der zwischendurch ja auch noch mit seinen Beratern im Weißen Haus die Regierungsgeschäfte koordiniert, etwa die weitere Reaktion auf Hurrikan "Sandy". Auch die Gesichter sehen immer müder aus, aber das Strahlen für die Wähler bleibt. Anders können es sich beide nicht erlauben. Fünf vor zwölf in einem derart knappen Rennen, wie es nur selten in der Geschichte der USA vorgekommen ist.

Bush-Stratege überzeugt: Obama von "Sandy" profitiert
Beide Seiten zeigen sich nach außen hin optimistisch. Aber nach Medienberichten räumen Romney-Berater ein, dass sie eigentlich erwartet hätten, dass ihr Kandidat mit einer besseren Ausgangsposition in den Wahltag geht. War es Wirbelsturm "Sandy", der Romneys Aufschwung stoppte, weil er Obama die Gelegenheit gab, sich als Landesvater und Krisenmanager zu zeigen? Karl Rove etwa, der berühmt-berüchtigte Stratege im Weißen Haus zu Zeiten von George W. Bush, sagt schon jetzt offen, dass Obama von "Sandy" profitiert habe.

Umfragewerte zählen statt Schampus
Wird da schon eine Erklärung vorbereitet, für den Fall einer republikanischen Niederlage? Sollten die Demokraten das glauben, hüten sie sich, es laut zu sagen. Viel zu knapp sieht es in vielen der Swing States aus, um auch nur an Schampus in der Wahlnacht zu denken. "Die Demokraten werden die letzte Nacht genauso verbringen wie die Republikaner", sagte Experte David Gergen beim Sender CNN voraus. "Sie werden auf die letzten Umfragen blicken, zählen und zählen, rechnen und rechnen. Es wird für alle eine unruhige Nacht."

Wirbel in Swing State Florida - Demokraten klagen
Wirbel herrscht indessen im Swing State Florida, in dem Obama und sein Herausforderer nach jüngsten Umfragen praktisch gleichauf liegen: Nachdem Frühwähler zum Teil vier bis sieben Stunden vor Wahllokalen Schlange stehen mussten, haben die Demokraten im Sonnenscheinstaat Klage eingereicht. Nach Medienberichten vom Montag wollten sie erreichen, dass Wähler in Bezirken mit besonders großem Andrang noch die Möglichkeit zur vorzeitigen Stimmabgabe erhalten.

In vielen Fällen waren Bürger vor allem im Süden des Staates frustriert nach Hause gegangen, weil die Wartezeiten so lang waren. Florida hat traditionell einen hohen Anteil von Frühwählern. So wird geschätzt, dass dieses Mal - unter Einschluss von Briefwählern - 40 Prozent aller Wähler vorzeitig ihre Stimme abgaben.

Bei vorausgegangenen Wahlen durften Frühwähler bereits 14 Tage vor der eigentlichen Wahl ihre Stimme abgeben. Der derzeitige republikanische Gouverneur Rick Scott hat die Spanne auf acht Tage verkürzt. Damit schlossen Wahllokale am Samstagabend. Lediglich im Bezirk Miami-Dade wurde es nach Medienberichten Wählern erlaubt, sich am Montag in Wahllokalen Briefwahlunterlagen abzuholen und bis Montagabend einzureichen.

Droht Florida-Debakel wie bei Wahl 2000?
Erfahrungsgemäß neigen Frühwähler stärker den Demokraten zu als den Konservativen. Florida gehört zu den besonders heiß umkämpften Staaten bei der Wahl. Der Vorgang weckt Erinnerungen an das Florida-Debakel bei der umstrittenen US-Präsidentschaftswahl 2000, aus der schließlich der Republikaner George W. Bush als Sieger hervorgegangen war. Damals hatten fehlerhafte Lochkarten und veraltete Lesegeräte eine Neuauszählung der Stimmzettel erforderlich gemacht.

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