Nach Skandal-Urteil

Sabine K.: “Mein Leben ist ein einziges Gefängnis”

Österreich
03.11.2012 17:00
Fünf Mal hat sich der 51-Jährige an dem jungen Mädchen vergangen, nun sitzt der Mann seine Strafe bald daheim vor dem Fernsehapparat ab. Während der ehemalige Hundetrainer B. über die Fußfessel jubelt, hat die Justiz das Opfer offenbar vergessen.

Anfangs waren sie die perfekten Pflegeeltern - mit einem Haus in Salzburg, mit Garten drum herum, im Gras spielten Welpen, daneben standen Griller und Liegestühle, sonntags wurde gemeinsam gefrühstückt und abends saß man lachend vor dem Fernsehapparat.

Plötzlich eine Familie zu haben, ist für jemanden, der nie eine hatte, ein großes Glück, und Sabine K. hatte nie eine richtige: Mit der Mutter gab es immer Streit, ihren leiblichen Vater hat sie nie kennengelernt, als Heranwachsende schwänzte sie die Schule und verbrachte viel Zeit auf der Straße. Nur ihr Hund gab Sabine K. Trost, ein kleiner Tibet-Spaniel namens "Bubi". Der schrie nicht, wie die Mutter es ständig tat, und der schlug auch nicht zu, wie Mutters neuer Lebensgefährte. Keine Frage, es gibt schlimmere Kindheiten - aber es gibt auch schönere.

"Du schläfst bei uns im Ehebett"
Und dann war da die Familie B. Sabine lernte sie im Hundeverein kennen. Beide Mitte vierzig damals, die Frau immer freundlich und lustig, der Mann ein Kumpeltyp - einer, der alle umarmte, zwickte und kitzelte, vor allem aber die jungen Mädchen. Die Teenagerin passte in dem perfekten Haus mit dem perfekten Garten immer öfter auf die Welpen auf und kam später auch privat zu den B.'s.

Zuerst blieb sie nur tagsüber, dann schlief sie nachts auf dem Sofa im Untergeschoß, schließlich zog sie bei dem Ehepaar ein - und irgendwann war aus der orientierungslosen Jugendlichen und den tierliebenden Vereins-Mitarbeitern eine Familie geworden.

"Bis zum Frühjahr 2005. Da hat sich alles geändert", schildert die heute 22-Jährige. Sie war noch minderjährig, als Hausherr B. immer zudringlicher wurde. Er platzte beim Duschen ins Badezimmer, riss sie auf seinen Schoß, legte sich eines Nachts betrunken auf ihren Körper.

Damit das nicht mehr passierte, zwang Frau B. die Jugendliche: "Du schläfst bei uns im Ehebett. Da habe ich einen Überblick." Und in diesem Moment begann für Sabine die schlimmste Zeit ihres Lebens: Fünf Mal vergewaltigte der Mann seine Pflegetochter, während die Ehefrau nur eine Armlänge entfernt im Bett lag.

"Du sagt niemandem ein Wort, sonst ich töte dich"
Der Horror hatte nun auch diese Familie befallen. Pflegevater B. schrie, tobte und trank, bedrohte die Schülerin: "Du sagst niemandem ein Wort, sonst töte ich dich und deine Hunde." Pflegemutter B. war eine Cholerikerin, rastete regelmäßig aus. Nur nach außen hin musste alles perfekt sein, da blieb die Fassade der heilen Welt aufrecht. Diese Familie war wie einer dieser Äpfel, die außen schön glänzen, aber innen längst faulen.

Der Rest ist schnell erzählt: Sabine flüchtete zu Freunden, zeigte den 51-Jährigen bei der Polizei an. Es meldeten sich sechs weitere Opfer, B. musste vor Gericht, wurde zu 16 Monaten bedingt und acht Monaten unbedingt verurteilt. "Ich war so erleichtert damals, als das Urteil fiel", erinnert sie sich. Hier könnte die Geschichte enden - nur tut sie es nicht.

Gericht genehmigte den Hausarrest
Nach dem Urteil beantragte der Verurteilte die Fußfessel, kämpfte sich durch alle Instanzen, bis der Verwaltungsgerichtshof ein Machtwort sprach - und B. den Hausarrest genehmigte.

Sabine K. steht heute mit hängenden Schultern da und ist fassungslos. "Ich kämpfe seit Monaten gegen Windmühlen. Ich musste wegziehen, damit der Mann mir nicht über den Weg läuft, einmal hat er mich verfolgt", schildert sie. "Mein Leben ist ein einziges Gefängnis." Das des 51-Jährigen jedoch nicht: Er sitzt bald seine Strafe vor dem Fernsehapparat daheim ab, schläft in dem Bett, in dem er sein Opfer fünf Mal missbraucht hatte. Einzige Voraussetzungen: Er muss arbeiten und darf keinen Alkohol trinken - als wäre er beim Ladendiebstahl erwischt worden und nicht beim Vergewaltigen.

"Ich will nur, dass er seine gerechte Strafe erhält, mehr nicht", sagt Sabine K. - bloß wird das wohl nicht geschehen. Gibt jetzt auch der Verein Neustart grünes Licht, wandert der Mann in weniger als zwei Wochen in seine 100 Quadratmeter große "Privatzelle" mit Blick ins Grüne.

Sex-Täter wohnt jetzt neben Kinderheim
Zudem scheint es niemanden aus dem Justizapparat zu interessieren, dass ein paar Meter neben dem Haus des ehemaligen Hundetrainers ein Kinderheim steht. Nur ein Zaun und ein paar Sträucher trennen die beiden Liegenschaften. Weht der Wind von dieser Seite, kann es der Mann mit der Fußfessel bis in sein Wohnzimmer hören - das Lachen der Kinder.

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