Bunt, laut, exotisch

Eine Reise durch das bezaubernde Indien

Reisen & Urlaub
03.11.2012 17:00
Siebeneinhalb Stunden Flug trennen Österreich vom Subkontinent Indien. Ein Land reich an Kulturschätzen, exotisch, fremd, bunt, laut – und so ganz anders als Europa.

Indien gehört zu den Ländern, die auf meiner persönlichen Wunschliste ganz oben standen. Dementsprechend gespannt war ich, diesen Teil der Erde zu bereisen. Ein Land, in dem moderne Einkaufstempel und Hotels, wunderbare alte Kulturschätze und zerlumpte, bettelnde Kindern wie selbstverständlich nebeneinander existieren – eine Tatsache, die für europäische Gemüter nicht immer ganz einfach zu verkraften ist.

Aber der Reihe nach: Unsere Tour durch das "Goldene Dreieck" startet in Delhi mit einer kurzen Stadtrundfahrt und dem Besuch einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, dem Qutb Minar. Dieses erste muslimische Bauwerk, ein 72 Meter hoher Turm, ist reich verziert mit Versen aus dem Koran. Die Qutb-ul-Islam-Moschee, die sich auf demselben Gelände befindet, ist die älteste Moschee Indiens. Aber auch zum Roten Fort machen wir einen Abstecher, bevor wir auf einem der zahlreichen Märkte im Zentrum Delhis in eine Vielfalt von Gerüchen und Geräuschen eintauchen. Hier drängen sich die Einheimischen, schieben sich vorwärts, vorbei an Mopeds, Ochsen- und Kamelkarren – nichts für Klaustrophobiker.

Prinzipiell herrscht in Indien Linksverkehr, dieser führt sich aber ad absurdum, wenn man beobachtet, wie sich die Menschen mit den verschiedensten, mehr oder weniger fahrbaren Untersätzen fortbewegen. Auf den Straßen herrscht ein für uns so undurchschaubares Durcheinander von unterschiedlichsten Gefährten, mittendrin heilige Kühe, da erscheint der Montagmorgen-Stau auf der Südosttangente geradezu als lächerlich. Goldi, unser Fahrer, manövriert den Bus unter nahezu ständigem Hupen durch den Verkehr, um sich in dem – durchaus geordneten – Chaos bemerkbar zu machen. "Blow horn" steht auf mindestens jedem zweiten Lkw, der uns überholt.

Taj Mahal: Höhepunkt jeder Indien-Reise
In Agra erwartet uns das erste Highlight jeder Indienreise. Dafür heißt es allerdings zeitig aus den Federn, denn das Taj Mahal besucht man am besten bei Sonnenaufgang. Dann wird dieses unglaublich schöne und eindrucksvolle Grabmal, nicht umsonst vom indischen Poeten Tagore als "eine Träne auf dem Gesicht der Ewigkeit" bezeichnet, in ein ganz besonderes Licht getaucht. Das Mausoleum, Denkmal ewiger Liebe, errichtet von Shah Jehan für seine Gattin und sich selbst, besuchen Paare aus aller Welt. Verliebt sitzen sie Händchen haltend auf den Bänken und lassen sich fotografieren. Ebenso wie das am Ufer des Flusses Yamuna gelegene Agra Fort, zählt das Taj Mahal seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Über staubige Straßen bringt uns Goldi sicher in den kleinen Ort Karauli. Auf keiner Landkarte zu finden, begegnet uns hier das alte, ursprüngliche Indien. Mit einem Kamelkarren fahren wir durch das Städtchen – und werden unverhofft zur Attraktion. Hierher verirren sich Europäer nur selten, und es gibt für die Einheimischen nichts Aufregenderes, als uns die Hände zu schütteln und neben unseren Gefährten herzulaufen.

Pracht einer anderen Zeit
Unser Ziel ist ein Palast aus dem 14. Jahrhundert im Zentrum Karaulis. Maharani Rohini Kumari öffnet extra für uns die Pforten dieses architektonischen Schatzes, und der morbide Charme vergangener Tage versetzt uns zurück in die Pracht einer anderen Zeit. Vor dem inneren Auge entsteht das Bild bunt bemalter Elefanten, einer prächtig gekleideten Jagdgesellschaft und ihren laut lärmenden Treibern in der Vorfreude auf eine abenteuerliche Tigerjagd.

Diese werden heute noch von mit Fotokameras bewaffneten Touristen zweimal täglich im 400 Quadratkilometer großen Ranthambore-Nationalpark "gejagt". Sie machen sich auf, um einen der dort lebenden 41 Bengalischen Tiger vor die Linse zu bekommen. Insgesamt führen sechs Routen durch den Park, die jeweils morgens und abends mit professionellen Guides in dreistündigen Touren erkundet werden. Die Tigerpopulation Indiens wird auf weniger als 2.000 Großkatzen geschätzt. Als in Ranthambore 1973 das Tigerschutzprojekt ins Leben gerufen wurde, lebten in dem Gebiet gerade einmal 14 Tiger. 1980 wurde der Nationalpark gegründet, und seither steigt die Zahl der Tiere stetig an. Öfter bleibt der Jeep unvermittelt stehen, unser Guide lauscht den Geräuschen des Waldes und bedeutet uns, ganz still zu sein – aber außer einigen Fußspuren bekommen wir von den Raubkatzen nichts zu sehen.

Der prächtige Stadtpalast des Maharadscha Sawai Jai Singh aus dem 18. Jahrhundert bildet das Zentrum der auf dem Reißbrett geplanten Hauptstadt Rajasthans, Jaipur. Er lockt nicht nur Touristen zahlreich an, hier treffen wir auch auf die andere Seite Indiens. Unzählige Bettler, darunter viele Kinder, belagern den Eingang zu dem Komplex – der Kontrast von Arm und Reich dringt hier deutlich in unser Bewusstsein. Da Sawai Jai Singh ein gebildeter Herrscher war, sich auch für Mathematik und Astronomie begeisterte, ließ er ein riesiges Observatorium errichten, in dem er sich seiner Leidenschaft hingab.

Zum Palast der Winde in Jaipur
Das meistfotografierte Bauwerk in Jaipur ist jedoch sicherlich der Hawa Mahal – der Palast der Winde. Der prächtige Bau besteht lediglich aus einer Fassade mit dahinter liegenden Logen. Die Damen des Hofes, die sich nicht unter das einfache Volk mischen durften, nutzten diese, um unbeobachtet dem Treiben auf der Straße zuzusehen.

Heute hat Jaipur etwa zwei Millionen Einwohner und eine eigene Universität. Mit der Rikscha die alten Gassen zu erkunden, gehört mit zu den Höhepunkten unserer Reise – gute Nerven vorausgesetzt. Denn die Fahrer kümmern sich nur bedingt um andere Verkehrsteilnehmer. Als Fahrgast kommt man sich etwas hilflos vor, wenn sie sich mit ihren Gefährten durch den dichten Autoverkehr drängen.

Das nächste Highlight folgt, als wir mit bunt bemalten Elefanten den Berg hinauf zum Fort Amber reiten, von wo aus man einen wundervollen Blick über die Gartenanlage genießen kann. Etwa elf Kilometer von Jaipur entfernt liegt die alte Hauptstadt Rajasthans mit ihrer mächtigen Festung und prächtigen Palastanlage – die letzte Station unserer Reise.

Nach 1.300 Kilometern Busfahrt, auf der uns viele Widersprüchlichkeiten begegneten, sind wir zurück in Delhi. Unser Resümee: Auf die Schönheit Indiens muss man sich einlassen. Dazu bedarf es Zeit, um dieses so abwechslungsreiche Land zu entdecken, eine ordentliche Portion Abenteuerlust sowie ein gutes Nervenkostüm – dann ist ein unvergleichlicher Urlaub garantiert!

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