Urteil in Vaduz

9 Jahre Haft für Ex-Sponsor, der Lauda ums Geld brachte

Österreich
23.10.2012 13:41
Der umstrittene Financier und Gründer der "Money Service Group", Michael Seidl, ist am Dienstag am Fürstlichen Landgericht in Liechtenstein wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu neun Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der gebürtige Deutsche soll, u.a. als Möchtegern-Kapperlsponsor von Formel-1-Legende Niki Lauda, mehrere wohlhabende und teils prominente Kunden um ihr Geld gebracht haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Seidl legte volle Berufung ein.

Lauda, der von der MSG als Kapperlsponsor 1,2 Millionen Euro pro Jahr erhalten sollte, jedoch nur eine erste Zahlung von 400.000 Euro bekam und zudem 500.000 Euro in Seidls Anlageprodukten verlor, wollte am Dienstag keinen Kommentar zur Verurteilung abgeben. Die österreichische Rennfahrerlegende war vergangene Woche im Prozess gegen Seidl als Belastungszeuge auftreten und hatte vor Gericht die Einzelheiten seiner Geschäfte mit der MSG geschildert.

Lauda "hätt' ihm am liebsten eine drüberg'haut"
Er sei in seinem ganzen Leben noch nie so betrogen worden, erklärte Lauda. Nach der Verhandlung meinte Lauda auf die Frage, wie er sich beim Anblick Seidls auf der Anklagebank gefühlt habe: "Ich hätt' ihm am liebsten eine drüberg'haut, um's auf den Punkt zu bringen."

Das Gericht in Vaduz ging bei seinem Schuldspruch und mit den neun Jahren Haft sogar über die Forderung der Anklage hinaus. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten sieben bis acht Jahre Haft gefordert, der Strafrahmen liegt bei bis zu zehn Jahren.

Verteidiger schiebt Schuld auf Geschäftspartner
Die Aussagen der zahlreichen Zeugen seien schlüssig gewesen und hätten ein stimmiges Tatbild ergeben, berichtet das "Liechtensteiner Volksblatt" über den Urteilsspruch. Seidls Anwalt forderte hingegen einen Freispruch. Sein Mandant habe nie eine Betrugs- und Bereicherungsabsicht gehabt, so der Verteidiger.

Für das Versickern der Gelder machte der Anwalt den Schweizer Geschäftspartner Seidls verantwortlich. Dieser habe mit Kundengeldern seine Schulden bei anderen Kunden finanziert und seinen Mandanten zu "Notlügen" gegenüber Investoren genötigt, während Seidl versucht habe, das verlorene Geld "anderweitig wieder hereinzuwirtschaften", so der "Volksblatt"-Bericht.

44 Anleger verloren 30 Millionen Euro
Die Anklagebehörde sah es hingegen als ausreichend erwiesen an, dass Seidl über vier Jahre 44 Anleger - darunter neben Lauda angeblich auch Ex-Skirennläufer Harti Weirather, der vier Millionen Euro verloren haben soll - um insgesamt 30 Millionen betrogen hat. Das Geld habe er in den Aufbau der Marke "Money Service Group" und in seinen luxuriösen Lebenswandel mit Villa und Jacht gesteckt.

In der Schweiz laufen gegen Seidl ebenfalls Ermittlungen wegen Betrugs- und Untreueverdachts. In St. Gallen wurde der gebürtige Deutsche im Sommer 2011 verhaftet. Formal befindet sich Seidl nach wie vor in Schweizer Untersuchungshaft, für die Zeit des Verfahrens in Vaduz wurde er jedoch an das Fürstentum ausgeliefert.

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