Lage stabilisiert

Chemieunfall in D: Giftgefahr nach 20 Stunden gebannt

Ausland
16.10.2012 18:00
Ein Großeinsatz von Feuerwehr und Bundeswehr hat die Giftgefahr beim Lebensmittelkonzern Kraft in Niedersachsen gebannt. Etwa 20 Stunden nach dem Chemieunfall in Bad Fallingbostel wurde am Dienstag der Katastrophenalarm aufgehoben. "Wir sind jetzt zuversichtlich, dass wir innerhalb der nächsten Stunden sichere Zustände erreichen", hatte Kreisbrandmeister Uwe Quante zuvor bei einer Pressekonferenz gesagt. "Sobald wir einen neutralen pH-Wert haben, ist alles sicher", fügte er hinzu.

Bereits am Montag waren bei Reinigungsarbeiten versehentlich Tausende Liter Salpetersäure in einen Behälter mit Natronlauge gekippt worden. Beim Versuch, die beiden Stoffe wieder voneinander zu trennen, war gegen Abend eine Gaswolke aus sogenannten Nitron-Gasen ausgetreten.

Bei Einatmen und Hautkontakt ist die Wolke gesundheitsgefährdend: "Es kann im geringsten Fall zu einer Reizung der Atemwege kommen mit Husten, im schlimmsten Fall kommt es zu einem sogenannten toxischen Lungenödem", erklärte Notarzt Sven Wolf.

Die erste giftige Gaswolke hatte sich dann zwar aufgelöst, am Dienstagmorgen trat jedoch ein neues Problem auf: In dem betroffenen Tank kam es zu einer Reaktion im Gemisch - der Austritt einer zweiten Giftwolke hatte gedroht. Erst am Nachmittag dann die Entwarnung. Feuerwehrangaben zufolge gelang es den Spezialkräften nach rund 20 Stunden gegen 15.45 Uhr, die Säure abzupumpen. Bei dem Einsatz waren insgesamt bis zu 1.000 Kräfte im Einsatz, darunter auch ABC-Soldaten der Bundeswehr.

1.200 Menschen rund um das Werk evakuiert
1.800 Anwohner wohnen in dem Gebiet rund um das Werk - von der Evakuierung angesichts der Giftgefahr betroffen waren letztlich rund 1.200. Die Umgebung war in einem Radius von 500 Metern geräumt worden. Die Autobahn 7, eine wichtige Nord-Süd-Achse, war bei Walsrode in beide Richtungen zeitweise komplett gesperrt. Dabei kam es nach Polizeiangaben teils zu erheblichen Verkehrsbehinderungen mit langen Staus.

Die Produktion in dem Werk stand seit Montag still. Angaben zum finanziellen Schaden für den Lebensmittelkonzern wurden bislang nicht öffentlich. Der Betrieb solle so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden, sagte Werksdirektor Carsten Boldt. Erkenntnisse über die Ursache des Unglücks gebe es derzeit noch nicht, so der Kraft-Vertreter. Fest steht also bislang lediglich, dass der Unfall bei Reinigungsarbeiten und nicht während der Lebensmittelproduktion passierte.

Die beiden Chemikalien werden übrigens zum Putzen in den Produktionsanlagen gebraucht. Die Reinigung von Tanks sowohl mit Lauge als auch mit Säure sei ein gängiges Verfahren, sagte Renate Hoer von der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Frankfurt am Main. Lauge und Säure dürften sich dabei aber nicht vermischen.

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