Brilliante Swinton

Amokläufer-Drama: “We need to talk about Kevin”

Kino
03.10.2012 16:47
Rot ist die dominierende Farbe in "We need to talk about Kevin" (ab Freitag, 5. Oktober, im Kino). Da ist die rote Farbe an Evas Haus, den Scheiben ihres Autos. Und irgendwann ist auch Blut auf Evas weißer Bluse, ihren dünnen, hellhäutigen Händen - ihr Sohn Kevin ist an seiner Schule Amok gelaufen. "We need to talk about Kevin" ist jedoch kein Horrorfilm, sondern eine verstörende Studie über Schuld und Vergebung und eine völlig dysfunktionale Mutter-Kind-Beziehung, die in einer Katastrophe endet.

Eva (überragend gespielt von Tilda Swinton), eine erfolgreiche Reisejournalistin, gibt ihren geliebten Beruf auf, um sich um ihr Kind zu kümmern, eine gute Mutter zu werden. Doch Kevin schreit und schreit, reagiert nicht auf ihre Stimme, ihre Liebkosungen. Einmal läuft sie mit dem schreienden Baby im Kinderwagen auf die Straßen New Yorks, stellt sich neben einen Presslufthammer, doch Kevins Geschrei dringt durch.

Kevin will nicht Mama sagen, ihr nicht den Ball zurückwerfen oder auf ihre liebevollen Motivationsversuche eingehen. Stattdessen scheint dieser Junge schon als Baby boshaft, berechnend - seiner Mutter und später auch seiner kleinen Schwester gegenüber.

Der liebevolle, stets gut gelaunte und ein wenig oberflächliche Feierabend- und Wochenendpapa Franklin (John C. Reilly) tut die Probleme ab, entschuldigt das Verhalten damit, dass Kevin eben eine Junge ist. Zu ihm ist Kevin zugewandt und freundlich, selbst als Neugeborenes. Und schon da beschleicht den Zuschauer das Gefühl, dass dieses Baby die Mutter absichtlich quält. Warum es seine Mutter so hasst, ist eine der ungeklärten Fragen des Filmes.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch:
Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton spielt die Mutter dieses halbwüchsigen Massenmörders, und sie tut dies voll apathischer Rigorosität – versteinert bis ins Mark von dieser Wahnsinnstat. Was als alltägliches Sozialdrama beginnt, entlädt sich in einer Tragödie, die so realitätsfern nicht ist, ruft man sich diverse Highschool-Massaker ins Gedächtnis. Filmemacherin Lynne Ramsay ("Ratcatcher") setzt auf eine expressive Bildersprache und bedient sich der Farbe Rot in allen Nuancen als verstörendes Leitmotiv. Ein Film wie ein Beil nach der gleichnamigen Bestsellervorlage.

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