Muslime als "Wilde"

Gericht lässt Anti-Islam-Aktivistin in New York werben

Ausland
21.09.2012 11:12
Die andauernden Proteste gegen den islamfeindlichen Amateurfilm "Unschuld der Muslime" rufen zunehmend westliche Provokateure auf den Plan. In New York hat jetzt die islamfeindliche Bloggerin Pamela Geller vor Gericht die Umsetzung einer provokanten Plakatkampagne erreicht. Die New Yorker U-Bahn muss ab nächster Woche Gellers Sujet, das die Muslime im Israel-Palästina-Konflikt als "Wilde" bezeichnet, in zehn Metro-Stationen zulassen. Die US-Regierung geht indes mit einem kalmierenden Werbespot ins pakistanische Fernsehen.

Geller, eine ehemalige Medien-Managerin des "New York Observer", machte sich 2010 als Organisatorin der Proteste gegen ein muslimisches Religionszentrum nahe den World-Trade-Center-Türmen in New York einen Namen. Sie ist Gründerin der "American Freedom Defense Initiative" und kampagnisiert gegen eine angebliche Islamisierung der amerikanischen Gesellschaft. Für ihre Aussage, in den Vereinigten Staaten sei eine "schleichende Scharia" festzustellen, musste Geller von vielen Seiten heftige Kritik einstecken.

In ihrem Blog verteidigt sie unter anderem das Massaker von Srebrenica sowie den als Kriegsverbrecher angeklagten ehemaligen Präsidenten der Republica Srpska, Radovan Karadzic. US-Präsident Barack Obama wirft sie vor, wegen seiner Zurückhaltung gegenüber dem politischen Islam einen "Krieg gegen Amerika" zu führen. Des Weiteren verunglimpfte sie eine Richterin des Surpreme Courts als Nazi-Sympathisantin und zeigte Obama in einer Fotomontage beim Urinieren auf die amerikanische Flagge. Geller verbreitete auch Gerüchte, Obamas Mutter sei eine Pornodarstellerin gewesen und der Präsident habe eine Beziehung mit einer "Crack-Hure" geführt.

Plakat bezeichnet Muslime in Israel-Konflikt als "Wilde"
Vor ein paar Wochen begann Geller mit Plakat-Kampagnen in öffentlichen Verkehrsmittel. Dasselbe Sujet, mit dem sie in New York vor Gericht ziehen musste, war im August zwei Wochen lang auf Bussen in San Francisco zu sehen. In weißen Blockbuchstaben auf schwarzem Hintergrund heißt es wörtlich: "In jedem Krieg zwischen dem zivilisierten Mann und dem Wilden sollst du den zivilisierten Mann unterstützen. Unterstütze Israel, besiege den Jihad." Die Verkehrsbehörde in der für ihre Aufgeschlossenheit und Toleranz bekannten Stadt an der US-Westküste erlaubte die Kampagne zwar, erklärte jedoch auf extra angefertigten Aufklebern neben den Plakaten für die auf ihren Bussen beworbenen Inhalte keine Verantwortung zu tragen. Die Sujets wurden bald von sogenannten "Adbustern" entdeckt, die die Plakate auf den Bussen mit eigenen Aufklebern und Botschaften verfremdeten.

In New York wurde Geller mit ihren Plakaten indes abgewiesen. Die für die New Yorker U-Bahn zuständige "Metropolitan Transit Authority" weigerte sich, die Werbung zuzulassen, weil auf den Plakaten Muslime "erniedrigt" würden. Geller klagte und bekam Recht. Das Bezirksgericht erklärte, die MTA habe die Plakate aufgrund des Rechts auf freie Meinungsäußerung zuzulassen. "Uns sind die Hände gebunden", erklärte am Freitag ein MTA-Sprecher der Nachrichtenagentur Associated Press. Die Plakate würden ab 24. September für einen Monat lang in den Schaukästen zehn viel frequentierter Metro-Stationen aufgehängt.

"Sie hat das Recht, sich als Rassistin aufzuführen"
Muslimische Interessensverbände in den USA reagierten mit heftiger Kritik an Pamela Geller, zeigten sich aber wenig erstaunt über das Urteil. "Natürlich respektieren wir das Recht auf freie Meinungsäußerung. Und wir respektieren ihr (Gellers) Recht, sich als Fanatikerin und Rassistin aufzuführen", meinte Muneer Awad von "Council on American-Islamic Relations".

Die MTA rechnet mit einem Anstieg an Beschwerden, verzichtet aber auf eine Aufstockung der Sicherheitskräfte. Die New Yorker Polizei will die betreffenden U-Bahn-Stationen im Auge behalten.

US-Regierung schaltet Werbespots in Pakistan
Die Werbetrommel will indes auch die US-Regierung rühren, und zwar in Form eines Werbespots im pakistanischen Fernsehen. Washington habe 70.000 Dollar für Werbeplätze in sieben TV-Sendern ausgegeben, gab am Donnerstag US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland bekannt. In den rund 30 Sekunden langen Spots werde sich die US-Regierung von dem in den USA produzierten Amateurfilm distanzieren. Die Spots werden das US-Wappen enthalten, um den offiziellen Charakter zu unterstreichen. Zu sehen sind Ausschnitte von Ansprachen von US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton, die sie nach den ersten gewalttätigen Protesten gegen den Film gehalten hatten.

Bisher wurden bei den Protesten gegen den Amateurfilm mehr als 30 Menschen in muslimischen Ländern getötet. Auch in Pakistan war es am Donnerstag erneut zu Protesten gekommen, bei denen 50 Menschen verletzt wurden. Ein Werbespot sei "das beste Mittel", um so viele Menschen wie möglich in Pakistan zu erreichen.

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