Waffen-Guru

Iran: Vater des Atomprogramms arbeitet wieder

Ausland
30.08.2012 17:57
Der als "Vater des iranischen Atomwaffenprogramms" geltende Physiker Mohsen Fakhrizadeh, der von der iranischen Führung 2006 "kaltgestellt" worden war, soll wieder im Einsatz sein. Das berichtete das "Wall Street Journal" am Donnerstag unter Berufung auf UN-Inspektoren sowie auf Regierungsvertreter der USA und Israels. Die Rückkehr des Spitzen-Physikers rief demnach neue Besorgnis hinsichtlich des Status des iranischen Atomprogramms hervor. Eine Sorge, die der neue Iran-Bericht der internationalen Atomenergiebehörde IAEO weiter nährt.

Fakhrizadeh, ein hoher Offizier der Revolutionsgarden, war in den vergangenen 20 Jahren maßgeblich an der Entwicklung des iranischen Atomprogramms beteiligt. Er soll die Forschungsarbeiten zu nuklearen Sprengköpfen in der islamischen Republik geleitet haben. Westliche Experten vergleichen den 51-Jährigen mit Robert Oppenheimer, der in den 1940er-Jahren die Entwicklung der amerikanischen Atombombe überwachte.

Dem "Wall Street Journal" zufolge wurde Fakhrizadeh jedoch seiner Aufgaben entbunden, weil er sich 2006 darüber beklagt hatte, dass die Regierung die Mittel für das Atomwaffenprogramm eingefroren habe. Das habe der US-Geheimdienst dem Bericht zufolge durch abgefangene E-Mails und Telefonate herausgefunden. Diese Informationen dienten auch als Grundlage für die Einschätzung des 2007 veröffentlichten US-Geheimdienstberichts, wonach der Iran im Jahr 2003 seine Versuche gestoppt habe, eine Atombombe zu bauen.

Sorge um neue Forschungseinrichtung
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO gehe derzeit allerdings davon aus, dass Fakhrizadeh eine Forschungseinrichtung in einem nördlichen Vorort Teherans eröffnet hat, die für die Entwicklung von Atomwaffen relevante Studien betreibe, so das "Wall Street Journal". Die bereits 2011 still und heimlich geschaffene "Organisation für defensive Innovation und Forschung" unterstehe demnach direkt den Revolutionsgarden und könnte, so die Befürchtung des Westens, Elemente des stillgelegt geglaubten Atomwaffenprogramms beherbergen.

Angeheizt wird die Sorge von Berichten, die Mitarbeiter der neuen Einrichtung - Wissenschaftler und Militärs - seien zum Teil dieselben, die bei den früheren Forschungsarbeiten für das Atomwaffenprogramm im Einsatz gewesen seien. Zudem seien mehrere enge Mitarbeiter von Fakhrizadeh in den vergangenen Monaten in hohe Positionen im Staat aufgestiegen und könnten so die Zukunft des Nuklearprogramms beeinflussen. Unter ihnen auch Fereydoun Abbasi-Davani, der Chef der Iranischen Atomenergieorganisation, so das "Wall Street Journal".

Das offensichtliche Wiederauftauchen von Fakhrizadeh erfolge jedenfalls zu einem Zeitpunkt, in dem die internationalen diplomatischen Bemühungen, das iranische Atomprogramm zu stoppen, zu einem Stillstand gekommen sind, hieß es in dem Bericht weiter.

IAEO-Bericht: Iran verstärkt Atom-Aktivitäten
Ein am Donnerstag veröffentlichter Vierteljahresbericht der IAEO kam indessen zu dem Schluss, dass der Iran seine Akitivitäten zur Uran-Anreicherung weiter verstärkt. Die Zahl der Uran-Anreicherungszentrifugen in der unterirdischen Anlage Fordo habe sich demnach seit Mai mehr als verdoppelt.

Zudem gebe es "ausgedehnte Aktivitäten" auf der Militärbasis Parchin, hieß es weiter. Inspektoren der in Wien ansässigen Atombehörde vermuten, dass dort Säuberungsaktionen im Gang seien, möglicherweise um Spuren von Experimenten zu beseitigen, die auf ein militärisches Atomprogramm schließen lassen könnten. Erst am Mittwoch hatte die IAEO die Bildung einer Task-Force verkündet, die das iranische Atomprogramm genau unter die Lupe nehmen soll.

Khamenei: "Atomenergie für alle"
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hatte hingegen am Donnerstag zum Auftakt des 16. Gipfeltreffens der Blockfreien Staaten erklärt, der Iran werde "niemals nach einer Atomwaffe streben", zugleich aber auch nicht auf sein Recht zur friedlichen Nutzung der Nukleartechnologie verzichten. "Unser Motto lautet Atomenergie für alle und Atomwaffen für niemanden", so Khamenei.

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