Heikle Angelegenheit

Landet der Fall Armstrong jetzt vor dem Sportgericht?

Sport
25.08.2012 15:48
Die Anti-Doping-Agentur der USA hat am Freitag alle Ergebnisse von Lance Armstrong seit dem 1. August 1998 annulliert und ihn wegen Dopings lebenslang gesperrt. Dieser Schritt, der dem Verzicht des siebenfachen Gewinners der Tour de France auf ein Verfahren vor einem Schiedsgericht folgte, dürfte aber nicht der letzte in dieser Affäre gewesen sein. Denn der Radsport-Weltverband, dem die Gerichtsbarkeit entzogen wurde, könnte zur Prüfung des Urteils das Oberste Sportgericht in Lausanne anrufen.

"Ich schlage ein neues Kapitel auf", erklärte Armstrong in einer Stellungnahme. Für das Wochenende ist aber "business as usual" angesagt. Via Twitter teilte der 40-Jährige mit, er werde am Samstag in Aspen einen 50-Kilometer-Mountainbike-Marathon mit 3.000 Höhenmetern bestreiten. Für Sonntag hatte er schon früher einen Marathonlauf eingeplant.

Enormer Anstieg von Spendengeldern
Armstrong bleibt auch nach seinem "Sturz" eine der am meisten polarisierenden Figuren des Sports. Für Millionen von Krebspatienten und Fans ist er ein Held, nach seinem Rückzug übertrafen die Spendengelder für seine Krebs-Stiftung Livestrong mit 78.000 Dollar die Einnahmen eines normalen Tages um das 25-Fache. Im Vorjahr hatte die Stiftung 51 Millionen Dollar lukriert.

Für viele andere Beobachter ist der Texaner einfach nur ein Dopingbetrüger. Bill Stapleton, der 17 Jahre lang Manager von Armstrong war, wies das strikt zurück. "Wir haben klargemacht, dass die US-Anti-Doping-Agentur USADA nicht die Kompetenz besitzt, das zu entscheiden", betonte Stapleton. "Wir werden sehen, was die Veranstalter der Tour und der Radsport-Weltverband UCI dazu sagen."

Der Tour-Organisator ASO verwies in einer Stellungnahme am Freitagabend darauf, dass man zunächst die Entscheidungen von UCI und USADA abwarten wolle.

USADA beruft sich auf "mehr als ein Dutzend Zeugen"
Die USADA ist jedenfalls überzeugt, über genügend Beweise zu verfügen, denen zufolge Armstrong seine Siege nicht mit fairen Mitteln erkämpft hat. Man verfüge über "mehr als ein Dutzend" Zeugen und wissenschaftliche Daten. Zu den früheren Teamkollegen, die unter Eid Dopingverstöße von Armstrong dargelegt haben, zählt neben Floyd Landis und Tyler Hamilton auch Frankie Andreu. Der US-Amerikaner war im Team US Postal Helfer von Armstrong bei dessen ersten zwei Tour-Siegen 1999 und 2000.

Er sei überrascht darüber, dass Armstrong diesmal nicht gekämpft habe, erklärte Andreu am Freitag gegenüber der Website "cyclingnews" - aber auch darüber, dass die USADA offenbar genug Informationen besitze, um alle Ergebnisse zu streichen. "Ich hätte nie geglaubt, dass es dazu kommen würde", so Andreu.

Andreu und seine Gattin Betsy zählten 2006 zu den ersten, die im Zuge einer Klage einer Promotionfirma unter Eid gegen Armstrong ausgesagt haben. Sie seien 1996 in einem Spital Zeugen gewesen, wie Armstrong während seiner Krebsbehandlung gegenüber Ärzten die Verwendung von Wachstumshormon, Cortison, EPO, Steroiden und Testosteron zugegeben habe, sagte das Paar vor Gericht aus. Armstrong bestritt, jemals solche Aussagen gemacht zu haben.

"Niederlage hätte ihm mehr geschadet"
Michael McCann, ein Sportrechtsexperte der Universität Vermont, glaubt, dass Armstrong nun die für ihn beste Entscheidung getroffen hat. "Das gibt seinen Fans einen Grund, ihn weiter zu unterstützen, denn eine Niederlage vor dem Schiedsgericht, die fast sicher passiert wäre, hätte ihm aus PR-Sicht mehr geschadet." Während Sponsoren wie Nike weiter hinter ihm und seiner Stiftung stehen, könnten allerdings Promoter oder Rennveranstalter von Armstrong Schadenersatz oder Preisgeldrückzahlung fordern.

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(Bild: KMM)



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