Bizarre Sager

US-Wahlkampf: Die verbalen Fehltritte des Mitt Romney

Ausland
24.08.2012 12:00
Während im US-Wahlkampf derzeit ein Anti-Mitt-Romney-Clip (siehe Infobox) für Wirbel sorgt, ist es gerade der republikanische Herausforderer von Barack Obama, der im Präsidentschaftsrennen für so manchen Sager Kritik oder Lacher erntet. Im Folgenden einige rhetorische Patzer des 67-Jährigen, die - nicht nur in den USA - allgemeine Empörung oder Belustigung hervorriefen.

Romney als Wettkönig: Als Multimillionär und ehemaliger Hedgefonds-Manager muss Romney immer wieder mit seinem Image als abgehobener Geldadeliger kämpfen. Im Rahmen des Vorwahlkampfes fragte er Ende 2011 bei einer TV-Diskussion in Iowa den bald darauf ausgestiegenen republikanischen Mitbewerber Rick Perry kurzerhand, ob er satte 10.000 Dollar auf eine Lösung eines Streits über seine Vorstellungen zum Gesundheitswesen setze. Der texanische Gouverneur schlug nicht in die ausgestreckte Hand ein und erklärte, er sei nicht im Wettgeschäft. Damit stand Romney als der arrogante Reiche dar, der leichtfertig mit hohen Summen jongliert.

Romney als Rausschmeißer: Im Vorwahlkampf im Jänner goss Romney dann Öl ins Feuer, als er in relativ unglücklicher Wortwahl erklärte: "Ich mag es, Leute rausschmeißen zu können, die für mich arbeiten." Im März legte er noch eins drauf, als er eine "lustige Anekdote" darüber zum Besten gab, wie sein Vater als Chef der Autofirma AMC Massenentlassungen vornahm. Heftige Kritik setzte es damals auch von parteiinternen Gegnern: So nannte ihn der populäre Republikaner und Ex-Diplomat Jon Huntsman "unwählbar", der texanische Gouverneur Rick Perry verbreitete unter Anhängern gar einen Klingelton mit den Äußerungen Romneys.

Romneys London-Lapsus: Auf seiner Tour in die Olympia-Stadt London Ende Juli machte der republikanische Herausforderer eine Bemerkung, die ebenfalls von Parteikollegen kritisiert wurde. Zu den angeblich ungenügenden Vorbereitungen der Olympia-Organisatoren erklärte Romney, es sei "schwer zu erahnen, wie gut es wirklich klappt - es gibt ein paar Dinge, die beunruhigend sind" - ein Kommentar, der wohl sein erfolgreiches Engagement für die Olympischen Spiele 2002 in Salt Lake City hervorheben sollte. Britische Zeitungen ergingen sich darauf in giftigen Kommentaren: Das Massenblatt "Daily Mail" etwa titelte "Wer hat denn diesen Spielverderber eingeladen?", die "Sun" wiederum prägte den griffigen Titel "Mitt the Twit" - Mitt, der Schwachkopf.

Romney in Israel: Bei seinem Israel-Besuch Ende Juli verglich Romney das Pro-Kopf-BIP der Israelis mit jenem der Palästinenser: "Wenn man hierherkommt und zum Beispiel das BIP pro Kopf vergleicht, dann merkt man, dass es in Israel bei 21.000 US-Dollar liegt, während es sich in den Palästinensergebieten nur bei etwa 10.000 US-Dollar bewegt. Da merkt man einfach den Unterschied an wirtschaftlicher Vitalität." Dabei waren einerseits die zitierten Zahlen falsch (Israel: 31.000 US-Dollar, Palästinensergebiete: 1.500 Dollar), andererseits ignorierte Romney, dass auch die strikten Handelsbeschränkungen von israelischer Seite zu diesem Unterschied führen. Palästinenser-Vertreter zeigten sich über den "rassistischen Kommentar" empört und unterstellten dem Republikaner, dass er die politische Realität verweigere.

Romney im Sheik-Tempel: Nahezu Bush'sche Dimensionen des unfreiwilligen Wortwitzes erreichte Romney ausgerechnet in einer Beileidsbekundung - als er nach der Schießerei in einem Sikh-Tempel Anfang August in Wisconsin das Wort "Sikh" mit "Sheik" (Scheich) verwechselte. Laut "Washington Post" sagte Romney mit Blick auf den vorausgegangenen Wahlkampfauftritt: "Wir hatten eine Schweigeminute zu Ehren der Menschen, die ihr Leben in diesem Scheich-Tempel verloren haben." Danach fuhr er fort, das Blutbad mit insgesamt sieben Todesopfern sei aus vielen Gründen eine Tragödie gewesen. "Darunter ist die Tatsache, dass das Scheich-Volk zu den friedlichsten und liebevollsten Menschen gehört, die man sich vorstellen kann."

Romney über Ryan: Bei der Vorstellung seines Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, Paul Ryan, präsentierte Romney Mitte August den 42-jährigen in Norfolk im Bundesstaat Virginia so: "Begrüßen Sie mit mir den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten: Paul Ryan!". Später kam er zurück ans Mikrofon und korrigierte sich.

Romneys China-Bashing: Bei einer Wahlkampfveranstaltung Mitte August in Florida machte sich Romney über Chinas Mond-Mission lustig: "Wir sind gerade auf dem Mars gelandet. Die Chinesen planen eine Reise auf den Mond. Ich hoffe, sie schaffen es und sehen unsere Flagge, die wir vor 43 Jahren hingebracht haben." Peking reagierte empört auf die Frotzelei und erklärte, dass die Beziehungen zu den USA auf diese Art und Weise "zerstört" werden könnten. Politische Beobachter in den USA sprachen von einem verantwortungslosen und beleidigenden Kommentar gegenüber der asiatischen Weltmacht.

Romney als Schwulen-"Bekehrer": Zu guter Letzt holte Romneywährend einer Debatte über die Homo-Ehe während des Wahlkampfes auch noch seine Vergangenheit ein. Dabei wurde bekannt,dass er bereits an der elitären Cranbrook School im Jahr 1965 mit Freunden einem als homosexuell geltenden Mitschüler die blond gebleichten Haare abgeschnitten hat. Laut "Washington Post" habe Romney damals gerufen: "Er kann so nicht aussehen. Das ist falsch. Schaut ihn euch nur an!" Wie ehemalige Mitschüler der Zeitung bestätigten, hatte Romney die Meute angeführt und dem Betroffenen die Haare höchstpersönlich abgeschnitten. Nach dem Bekanntwerden der Causa entschuldigte sich der Republikaner Anfang Mai dann für seine "Highschool-Streiche".

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