"Müssen damit leben"

Flughafen-Bosse hätten Check-in 3 anders gebaut

Österreich
22.08.2012 14:48
Vor knapp drei Monaten eröffnet, muss der skandalumwitterte Terminalbau Check-in 3 am Flughafen Wien Schwechat bereits wieder adaptiert werden. Die seit einem Jahr amtierenden Flughafen-Vorstände Günther Ofner und Julian Jäger wollen die Kosten der aktuellen Nachbesserung – mehr Aufzüge, ausreichend barrierefreie Zugänge für Behinderte, neue Leitsysteme, bessere Beschilderung – unter zehn Millionen Euro halten. Sie räumten am Mittwoch zudem ein, dass man den Bau heute wohl anders anlegen würde.

Vor zehn Jahren, als der Bau geplant wurde, waren andere Verantwortliche am Ruder. Baukostenexplosionen und jahrelange Verzögerungen haben einer Reihe von Managern den Kopf gekostet, bevor Ofner und Jäger an die Spitze des börsennotierten Flughafens gehievt wurden. Nicht erfüllen können die Airport-Chefs den Wunsch vieler Passagiere nach breiteren Rolltreppen. "Würde man heute neu bauen, würde man nicht nur die ganze Halle, sondern auch die Rolltreppen breiter machen". Ofner sieht das Rolltreppen-Thema - anders als andere Kritikpunkte – aber lediglich psychologisch besetzt. Wie überhaupt Generalkritik an dem in Schwarz und Grau gehaltenen Gesamtbauwerk als Geschmackssache abgetan wird.

"Wem nützt es, in der Vergangenheit herumzustochern"
"Wir können es uns leicht machen und sagen, wir waren das nicht, alles Schmarrn", so Ofner. "Unser Auftrag ist, aus dem was da ist, das Beste zu machen, das Ohr an den Bedürfnissen der Passagiere und Airlines zu haben. Wem nützt es, in der Vergangenheit herumzustochern." Wo Probleme auftauchen, werde man sich mit Betroffenen zusammensetzen. Man werde aber keinen Cent mehr ausgeben als nötig. Und tragende Wände einreißen könne man auch nicht.

Mit dem Wissen des heutigen Tages würde man natürlich einiges anders machen. Geplant worden sei das Ding vor mehr als zehn Jahren. Ofner und Jäger sprechen deshalb von größtenteils "unproduktiver Diskussion". "Ob es uns gefällt oder nicht, wir leben die nächsten 20 bis 30 Jahre damit. Und selbst wenn es uns nicht gefällt, werden wir nichts rausreißen."

Jäger wies alle Kritik an einer "chaotischen" Eröffnung mit Nachdruck zurück. Vor allem mit Blick auf andere europäische Flughafen-Eröffnungen. Man habe alle Behördenauflagen erfüllt, internationale Statistiken zur Pünktlichkeit oder zum Handling belegten, dass alles störungsfrei laufe. Und trotz der Nachbesserungen solle die Gesamtsumme des Terminalbaus (760 Millionen Euro) nicht überschritten werden, versicherten die Vorstände.

Flughafen peilt 60 Millionen Euro Gewinn für 2012 an
Nach einem Netto-Gewinnplus von 13,3 Prozent auf 49,06 Millionen Euro im ersten Halbjahr hob der Flughaften seine Gewinnprognose fürs Gesamtjahr 2012 indes auf mehr als 60 Millionen Euro an. Im Jahr davor hatten in den ersten sechs Monaten Abschreibungen im Beteiligungsbereich (Flughafen Friedrichshafen) das Ergebnis belastet. Diese Belastungen fielen nun weg, dafür beginnen heuer die Abschreibungen auf den Terminalbau. Aus Vergleichen nach Schadenersatzverhandlungen mit "Check-in 3"-Firmen fließen heuer zwar Sondererträge, anderseits muss der Flughafen für die Pleite seines bisher größten Shop-Betreibers Sardana einige Millionen in den Wind schreiben.

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