ÖOC-Boss Karl Stoss reagierte auf die "Geheimakte Rio", die Darabos für die "Krone" aus einer Lade gezogen hatte, ungewohnt heftig: "Wenn wir eine Arbeitsgruppe einsetzen wollen, brauchen wir keinen ministeriellen Rat." Und dann wurde der sonst so besonnene Vorarlberger sogar sehr persönlich: "Der Herr Minister war ja selbst ein Olympia-Tourist!"
Die Nerven liegen blank
Statt der erhofften Medaillen-Ernte wird nur Hass gesät - und die "Schmach von London" wird sogar ein Thema im Parlament. "Ich berufe eine Sondersitzung ein, da wird Darabos Rede und Antwort stehen müssen. Er kündigt zwar immer wieder ein neues Fördergesetz an, aber wir haben weiterhin das alte Gießkannen-System", ärgert sich Westenthaler, der Vorsitzende des Sport-Ausschusses im Nationalrat.
Seine Vorschläge: Profi-Funktionäre statt ehrenamtlichen Würdenträgern und unabhängige Wirtschaftsprüfer, die die Verbände kontrollieren. "Da verschwindet zu viel Geld auf Kosten der Athleten." Während Politiker und ÖOC-Häuptlinge streiten, weilt ÖSV-Präsident Schröcksnadel in Kanada.
Seine Pläne sind uns aber bekannt - etwa: "Wir brauchen viel mehr ehemalige Top-Sportler in wichtigen Positionen. Bei uns sind Roswitha Stadlober-Steiner und Hannes Trinkl Vizepräsidenten", erklärt der ÖSV-Chef sein Erfolgsgeheimnis. "Leute wie Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher wissen, wie's geht. Sie müssen im Segelverband entscheidend mitreden können. Außerdem ist für die ferne Zukunft natürlich wichtig, dass es in den Schulen wieder wesentlich mehr Turn-Unterricht gibt. Der ist ja fast völlig ausgestorben."
Prokop sieht schwarz
Ein alter Hase sieht aber schwarz! "Ich habe vier Leichtathletinnen in die Weltklasse gebracht", wundert sich Gunnar Prokop, "und bin jetzt 72 Jahre alt - bis jetzt hat mich niemand vom Verband um Rat gefragt. Kein einziges Mal!" Seine bittere Erkenntnis: "Wir sind halt keine Sportnation, und wir haben überhaupt keine Sportkultur!"
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