"Stabiler Zustand"

Gerichtsgutachter: Helmut Elsner ist verhandlungsfähig

Österreich
06.08.2012 11:04
Der für Montag geladene und nicht vor Gericht erschienene Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner ist nach Ansicht des Gerichtsgutachters Günter Leopold Steurer nun doch verhandlungsfähig. Er habe die Befunde bekommen und mit Elsners Arzt, dem Kardiologen Dr. Manfred Deutsch, ein persönliches Gespräch geführt, Elsner selber aber in letzter Zeit nicht gesehen. "Aus meiner Sicht ergibt sich aus allen Befunden ein stabiler Gesundheitszustand", sagte Steurer. Damit könnte Elsner jetzt - theoretisch - sogar mit Zwangsgewalt zur Verhandlung vorgeführt werden.

Elsner sei ein 77-jähriger Patient mit einer "koronaren Risikosituation", daher sollte bei der Verhandlung ein Arzt dabei sein, erklärte Gutachter Steurer. Auch eine Staffelung der Befragung wäre sicher positiv, meinte Steurer. Der Arzt erläuterte ausführlich die ihm übermittelten Befunde Elsners.

Die Lungenerkrankung sei medikamentös behandelt worden, die Wasseransammlung in der Lunge sei dreimal punktiert worden. Bei der Herzerkrankung sei es in den letzten fünf Jahren zu einer geringgradigen Verschlechterung gekommen, von einem Eingriff werde aber Abstand genommen, die medikamentöse Behandlung werde fortgesetzt. Die Nierenschwäche sei derzeit nicht ausgeprägt.

Elsner-Anwalt: "Infarktgefahr ist einfach zu groß"
Elsners Anwalt Jürgen Stephan Mertens hatte vor Beginn der Verhandlung erklärt, Elsner sei zu krank, um vor Gericht befragt zu werden. Mehrere Kardiologen hätten festgestellt, dass bei seinem Mandanten in diesem Fall Lebensgefahr bestünde. "Die Infarktgefahr ist einfach zu groß", sagte er. Verteidiger Andreas Stranzinger hatte jedoch dem Richter das Angebot Elsners mitgeteilt, dass er im September beim nächsten Verhandlungsblock eventuell kommen könne.

Nach einer nur halbstündigen Verhandlung beendete Richter Christian Böhm den 15. Verhandlungstag. "Wir verschieben auf morgen", kündigte er an. Am Dienstag um 9 Uhr geht der BAWAG-Prozess damit weiter.

Ruth Elsner: "Mein Mann kommt nicht"
Auf Basis des neuen kardiologischen Gutachtens müsste sich Elsner nunmehr laut Strafprozessordnung dem gegen ihn anhängigen Verfahren stellen und könnte theoretisch sogar mit Zwangsgewalt zur Verhandlung vorgeführt werden. Wie seine Ehefrau Ruth Elsner (im Bild rechts) nach der vertagten Verhandlung im Wiener Straflandesgericht vor Journalisten darlegte, gedenkt ihr Mann allerdings nicht zum Verhandlungstag am Dienstag zu erscheinen.

"Er ist massiv herzinfarktgefährdet. Er hat vor Kurzem eine Operation in die Lunge hinein gehabt. Er ist 77. Das ist alles kein Lercherl", sagte Ruth Elsner. Da im laufenden Prozess offenbar weiter kein Interesse bestehe, den Verbleib der von Wolfgang Flöttl verspekulierten BAWAG-Millionen zu klären, "wird mein Mann für diese Farce nicht seine Gesundheit riskieren".

Gerichtssprecher: "Haben keine Handhabe"
Laut Ruth Elsner befindet sich ihr Ehemann zur Behandlung in einer deutschen Reha-Klinik. Damit kann Helmut Elsner aber auch nicht mit behördlicher Befehls- und Zwangsgewalt dazu gebracht werden, zur Verhandlung in Wien zu erscheinen, wie Gerichtssprecher Christian Gneist einräumen musste. "Wir haben keine Handhabe, ihn aus Deutschland vorführen zu lassen. Unsere Hoheitsgewalt bezieht sich ausschließlich auf Österreich."

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