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So legst du einen Naturgarten an

Wohnkrone News
17.08.2012 11:05
Nicht erst seit der floral tonangebenden Chelsea Flower Show 2012 in London gelten Naturgärten als der angesagte Gartentrend schlechthin. Auch wenn die Briten diese Form der Gartengestaltung „wildlife garden“ nennen, so sind doch die wichtigsten Grundsätze der Gestaltung in allen europäischen Ländern mit einigen wenigen Abweichungen gleich. Gemeinsam ist übrigens auch allen Ausprägungen des naturnahen Gärtnerns, dass bei richtiger Planung ein guter Teil der mühseligen Gartenarbeit entfallen soll.

Der Natur ihren Lauf lassen? Nichts einfacher als das – der normale Garten wird einfach einen guten Zeitraum hindurch nicht gepflegt, und schon ist der Naturgarten da... So einfach ist das leider nicht. Denn der Naturgarten unterscheidet sich (nicht nur von der Optik) ganz wesentlich vom einfach nicht gepflegten Ziergarten, in dem Unkraut und Co. fröhlich wuchern.

Eine Frage der Philosophie
In vielen bekannten Stilrichtungen der Gartengestaltungen bis hin zum „einfachen“ Ziergarten dominiert das Motto: Die Pflanzenwelt dem jeweiligen Gestaltungswunsch und -konzept unterordnen! Anders die Naturgärtner, die sich in erster Linie nicht als „Beherrscher“, sondern als Bewahrer und Partner der Natur sehen und ihre Gestaltung den natürlichen Bedürfnissen von Fauna und Flora anpassen.

Dementsprechend steht der Naturgarten auch bei uns eng in Verbindung mit dem Naturschutz. Hier setzt übrigens auch die Hauptkritik der Naturgarten-Gegner an: Natur lasse sich eben nicht wirklich „nachbauen“, auch die Naturgärten seien daher in Wahrheit künstlich angelegte Gärten – nur eben mit einer anderen Optik. Apropos Optik: Mittlerweile gibt es unter dem Namen „Naturgarten“ europaweit eine Reihe ganz unterschiedlicher Stilrichtungen.

Die wichtigsten Grundsätze
Experten führen eine Reihe von Charakteristika an, die einen Garten erst zu einem Natur-Garten machen. An oberster Stelle steht die Verwendung einheimischer Wildpflanzenarten. Die Auswahl sollte hier nicht zu schwer fallen, denn bei uns gibt es über 1.500 derartige Pflanzen. Wobei allerdings für ein optimales natürliches Wachstum auf den besten Standort in Bezug auf Licht-, Boden- und Feuchtigkeitsbedürfnisse zu achten ist.

Gesetzt werden die Pflanzen, vor allem auch die Sträucher, so, dass sie sich entsprechend ihrem natürlichen Wachstum ungehindert ausbreiten können. Ein Strauchschnitt ist im echten Naturgarten nicht vorgesehen!

Für den berühmten englischen Zierrasen findet sich ebenfalls kein Platz – Blumenwiesen, die nur zwei bis dreimal im Jahr gemäht werden, bieten auch den zahlreichen tierischen Mitbewohnern wie z.B. Bienen und Schmetterlingen, reichlich Nahrung. Bodendecker halten den Boden in den heißen Monaten kühl und feucht und verhindern zusätzlich die Unkraut-Ausbreitung.

Abgestorbene Pflanzenteile werden nicht entfernt, sondern verrotten vor Ort und bieten Vögel reichlich Nistmaterial.

Für Zäune, Wege und Mauern werden ebenfalls ausschließlich natürliche Materialien eingesetzt. Für viele Naturgarten-Freaks, wenn auch nicht für alle, ebenfalls ein Muss: Wasserstellen im Garten, z.B. in Form eines Biotops.

Große Pluspunkte des Naturgartens - und Kritik
Die größten Fans der Natur-Gärten sind die einheimischen Tiere. Denn einheimische Pflanzen und die natürliche Anlage bieten ihnen nicht nur reichlich Nahrung, sondern stellen vor allem in städtischen Bereichen eine wertvolle Erweiterung ihres natürlichen Lebensraumes dar.

Und schließlich sollen Naturgärten auch mit einem - im Vergleich zu so manchem Ziergarten - deutlich verminderten Pflegeaufwand punkten: Einheimische Pflanzen an den richtigen Plätzen würden sich als äußerst robust erweisen und so entfalle aufwendige Pflege durch Dünger, Pflanzenschutz und intensives Gießen, so die Befürworter. Gemäht werden muss die Wiese sowieso nur dreimal im Jahr, Strauchschnitte entfallen gänzlich, Unkraut ist dank der Bodendecker kein Thema – paradiesische Zustände für den „faulen Hobby-Gärtner“?

Im Prinzip ja, doch in der Praxis stellt sich die Pflege oft etwas anders dar. Denn die meisten Naturgarten-Konzepte gehen von intakten ökologischen Kreisläufen aus, die es aufgrund verschiedenster Umwelteinflüsse und Klimaveränderungen in vielen Gegenden nicht (mehr) gibt. Die Gefahr, dass sich das ursprüngliche Natur-Paradies im Lauf der Jahre ohne doch intensivere Pflege zu einem „Dschungel-Dickicht“ der ungeliebten Art mit einer ganzen Reihe von Schädlingen, die sich aufgrund des Aussterbens natürlicher Feinde rasant vermehren, entwickelt, ist daher nicht ausgeschlossen.

Einige Tipps zur Planung eines Naturgartens
Naturgärten müssen nicht viel Geld kosten. Voraussetzung ist allerdings eine sorgfältige Planung, ein gut durchdachtes Konzept und die Bereitschaft (und das Können!), auch selbst bei der Gestaltung Hand anzulegen.

  • Konzept: Beinhaltet die räumliche und die formale Gestaltung des Gartens, einschließlich der vorgesehenen Wege und Plätze, der zum Einsatz kommenden Materialien, Ausstattungen und eventuell gewünschter Bauten (Gartenhaus, Feuerstelle etc.). Herzstück des Naturgarten-Konzeptes sind die Pflanzen. Was in der Theorie so einfach klingt, erfordert häufig in der Umsetzung eine Menge Fachwissen – daher zahlt es sich bei der Konzepterstellung aus, professionelle Unterstützung durch Gärtner einzuholen.
  • Etappenweise Umsetzung: Geduld ist eine wichtige Voraussetzung für einen Naturgarten. Denn häufig kommt erst nach Jahren des (Zusammen-)Wachsens die wahre Schönheit eines Naturgarten-Konzeptes voll zur Geltung. Auch die Umsetzung selbst kann daher in mehreren Etappen, verteilt auf zwei, drei Jahre, erfolgen.
  • Durchdachte Bepflanzung: Eine Grundbepflanzung und Ansaat der Flächen ist aber jedenfalls gleich in der ersten Etappe einzuplanen. Einiges an Kosten kann man hier durch den Einsatz kleinerer Forstgehölze und Samenmischungen (anstelle von Topfpflanzen) sparen!
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