Wende in Prozess?
Putin: “Pussy-Riot-Sängerinnen nicht zu hart bestrafen”
Maria Aljochina (24), Nadeschda Tolokonnikowa (22) und Jekaterina Samuzewitsch (29) drohen nach einem Punkgebet gegen Putin und Patriarch Kirill in der wichtigsten russisch-orthodoxen Kathedrale sieben Jahre Haft wegen "Hooliganismus aus religiösem Hass". Seit Tagen fordern Künstler und Politiker international die Freilassung der Musikerinnen.
Auch vor Putins Besuch in London gab es Proteste gegen den Prozess, den Menschenrechtler als politisch gesteuertes Verfahren kritisieren. Die Vorwürfe gegen die Frauen seien absurd, schrieben Musiker wie Jarvis Cocker, Pete Townshend, Kate Nash und Martha Wainwright in der Zeitung "The Times". "Eine andere Meinung zu haben, ist in jeder Demokratie ein Grundrecht."
Verteidiger hofft auf Wendepunkt
Überraschend habe sich Putin nun "weicher" als zuletzt geäußert, sagte der Verteidiger Nikolai Polosow. "Das könnte mit Druck von außen zusammenhängen - oder von innen heraus kommen", sagte er. Das könne auf einen "Wendepunkt" hindeuten. Zwar kritisieren Kremlgegner immer wieder die politische Einmischung in laufende Verfahren in Russland. Dies könne aber ein positives Signal sein, sagte Polosow. Die Verteidigung werde am Ende nur einen Freispruch akzeptieren.
Putin verurteilte den Kirchenauftritt der vermummten Musikerinnen zwar erneut, äußerte aber auch die Hoffnung, dass die Angeklagten aus den Folgen ihrer Aktion gelernt hätten. Die Kirche hatte das Gebet für Putins politisches Ende als Gotteslästerung gebrandmarkt. Die Frauen stehen auch wegen Verletzung religiöser Gefühle vor Gericht. Putin gab zu bedenken, dass eine vergleichbare Aktion etwa im islamisch geprägten russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus für die Künstlerinnen lebensgefährlich hätte sein können.
Die jungen Frauen, die im Gericht in einem Kasten aus Plexiglas ausharren müssen, beschweren sich seit dem Prozessbeginn am Montag über zu wenig Schlaf und Essen sowie fehlende Pausen. Russische Anwälte veröffentlichten eine Resolution, in der sie den Prozess als Justizskandal bezeichneten, der die Rechtsgrundlagen des Staates zerstören könne.
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