Mythen und Fakten

So bist du in deinem Zuhause sicher vor Blitzen

Wohnkrone News
03.08.2012 15:00
Der Sommer 2012 nimmt schon jetzt einen führenden Platz auf der Negativ-Hitliste der schwersten Unwetter ein. Neben starken Regenfällen und Stürmen gibt es heuer vor allem eine äußerst intensive Gewittertätigkeit: Mehr als 100.000 Blitze wurden allein im Juli verzeichnet. Wie gefährlich aber sind Blitzeinschläge für Mensch, Haus oder Wohnung? Und ist man in den eigenen vier Wänden rundum sicher?

"Frau am Schreibtisch beim Telefonieren vom Blitz getroffen", "Blitzschlag zerstört Wohnhaus" – so oder so ähnlich lauten Schlagzeilen, die als Folge von heftigen (Sommer-)Gewittern zwar vereinzelt, dafür aber umso deutlicher das Gefahrenpotential von Blitzen vor Augen führen.

Allerdings: Die meisten Unfälle mit Todes- oder schweren Verletzungsfällen passieren unter freiem Himmel. Geschlossene Autos (aber keine Cabrios mit Stoffdächern) wie auch Gebäude gelten als relativ sicherer Blitzschutz – vorausgesetzt das Gebäude selbst ist gut gegen Blitzeinschläge aller Art gesichert.

So gefährlich sind Blitze für Gebäude
"Blitze sind im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich", so das einhellige Urteil der Experten. Zur Verdeutlichung: Vergleichbar mit Starkstromfackeln schießen mit Blitzen Zigtausende Ampere Starkstrom zur Erde – Elektrogeräte zum Beispiel werden mit lediglich rund zehn Ampere betrieben. Die Blitze haben eine Temperatur von ca. 30.000 Grad, und mehrere Millionen Volt Spannung entladen sich beim Eintritt in die Erde. Blitze vermögen sogar Sandkörner schmelzen zu lassen.

Ungemütlich wird es zu Hause dann, wenn kein ausreichender Blitzschutz besteht – und/oder bauliche Besonderheiten vorliegen. Zum Beispiel dann, wenn bei manchen Häusern die Telefonkabel über der Erde verlegt sind. In diesem Fall können die Blitze ins Haus geleitet werden. Selbst in diesem Fall bedarf es aber dann noch einer Verkettung von unglücklichen Umständen (z.B. Telefonieren und gleichzeitig Hand auf die Heizung legen etc.), damit es lebensgefährlich wird.

Weit häufiger als zu lebensgefährlichen Blitzschlägen im Haus kommt es zu leichten Stromschlägen durch Blitze. Dafür muss der Blitz nicht einmal direkt ins Haus laufen: Es genügt schon, wenn sein Magnetfeld Spannung auf einen geschlossenen Stromkreis im Gebäude überträgt, in dem ein Mensch steht.

In erster Linie sind in Gebäuden jedoch nicht Menschen, sondern die Elektronik gefährdet. Diese kann nämlich schon durch extrem kurze Spannungsschwankungen geschädigt werden.

Ein wirkungsvoller Blitzschutz
Ein guter Blitzschutz besteht stets aus einem äußeren und einem inneren Blitzschutz. Der äußere Blitzschutz fängt sozusagen den Blitz ein und leitet ihn in die Erde ab. Umgangssprachlich schlicht als "Blitzableiter" bezeichnet, handelt es sich dabei um einen rund einen Zentimeter dicken Draht aus Stahl oder Aluminium, der die Fassade entlang vom Dach bis ins Erdreich geführt wird.

Ob und wann eine rechtliche Verpflichtung zum Anbringen eines äußeren Blitzschutzes besteht, ist in Österreich durch eine Reihe von Verordnungen (z.B. Bauvorschriften) geregelt, die auch bundesländerweise unterschiedlich ausfallen können.

Ein innerer Blitzschutz (Überspannungsschutz, Erdung) soll dafür sorgen, dass es nicht zu Spannungsunterschieden im Gebäude selbst kommt, die wiederum z.B. elektrische Geräte beschädigen oder sogar Brände verursachen können.

Achtung: Bei Solar- und Photovoltaikanlagen gibt es eigene Regelungen für einen umfassenden Blitzschutz!

Mythen und Fakten
Im Zusammenhang mit Gewittern gibt es eine Reihe von volkstümlichen Verhaltensregeln. Nicht alle stimmen (heute) noch. Nachfolgend einige Beispiele:

  • Bei Gewitter alle Stecker von der Stromdose ziehen: Das soll dafür sorgen, dass durch Blitze ausgelöste Spannungsspitzen nicht über das Stromnetz geleitet werden und elektrische Geräte beschädigen. Das Problem heute: Viele moderne Geräte können gar nicht so einfach vom Netz genommen werden (z.B.: elektronisch gesteuerte Heizanlagen) oder verlieren ihre Einstellungen und Programmierungen. Besser: ein guter innerer Blitzschutz, der vor Überspannungsschäden schützt. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann teure und empfindliche Geräte (Fernseher, Laptop) vom Netz nehmen.
  • Bei Gewittern nicht telefonieren: Stimmt – und stimmt nicht. Denn das "Telefonierverbot" gilt lediglich für die Festnetztelefone mit Schnur. Schlägt nämlich ein Blitz in der Nähe des Hauses ein, kann die Spannung auf eine Telefon- oder Stromleitung überspringen. Auch hier schützt ein innerer Blitzschutz. Handy-Telefonieren ist übrigens laut Experten gefahrlos – ganz im Gegensatz zu der noch immer häufig verbreiteten Ansicht, dass die Funksignale Blitze "anlocken" würden.
  • Bei Gewitter Fenster schließen, denn man kann durch das offene Fenster vom Blitz getroffen werden: "Normale" Blitze schlagen nicht durch offene Fernster ein. Lediglich bei bestimmten seltenen Sonderformen des Blitzes kann es gefährlich werden. Zum Beispiel beim sogennanten Kugelblitz. Dieser kann tatsächlich durch das offene Fenster einschlagen bzw. durch das Zimmer "schießen".
  • Bei Gewittern keine Tätigkeit mit Wasser ausüben: Theoretisch ist etwas Wahres daran, dass man bei Gewittern weder duschen noch baden noch Geschirr spülen sollte. Denn Wasser leitet Strom, und so kann sich die Spannung eines Blitzes, der in unmittelbarer Hausnähe eingeschlagen hat, über das Wasserleitungsnetz verbreiten. Allerdings ist die Gefahr, durch das Leitungswasser einen Stromschlag zu erhalten, in der Praxis zwar nicht ausgeschlossen, aber gering. Auf Nummer sicher geht man aber jedenfalls, wenn man doch lieber das Gewitter abziehen lässt, bevor man sich entspannt unter die Dusche stellt. Achtung: Ist bei einem heftigen Gewitter mit starken Regenfällen der Keller überflutet, sollte man vor Betreten des Raumes den Strom abschalten.
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele