Krach um Beweise

Samsung-Anwalt legt sich mit Richterin an

Elektronik
02.08.2012 10:20
Weil Richterin Lucy Koh einige Beweise im Megaprozess Apple gegen Samsung nicht zuließ, hat sich Samsung-Chefanwalt John Quinn mit ihr nicht nur ein lautstarkes Wortgefecht geliefert. Er reichte die verweigerten Beweise (Bild) zudem - ohne Wissen der Richterin - an die Presse weiter. Koh sei außer sich gewesen vor Wut, berichten US-Medien.

Apple möchte vor Gericht beweisen, dass Samsung das Design des iPhone absichtlich kopierte, und verlangt dafür Schadenersatz in Höhe von mehr als 2,5 Milliarden Dollar (zwei Milliarden Euro).

Diese Vorwürfe wollte Samsung unter anderem durch Bilder des F700-Handys entkräften, das vom südkoreanischen Konzern Monate vor der Vorstellung des ersten iPhone entwickelt wurde. Samsung zufolge zeigen die Bilder des Prototypen, dass man von selbst auf die Idee gekommen sei, ein rechteckiges Smartphone mit großem Bildschirm und nur einer Taste zu entwickeln.

Richterin Koh ließ die Beweise allerdings nicht zu, da sie zu spät eingereicht worden seien. Das hielt Quinn aber nicht davon ab, das F700 während seines Eröffnungsplädoyers am Montag kurz zu zeigen - was Koh jedoch verbat. Nach einem ungewöhnlich lautstarken Wortgefecht mit der Richterin sowie einer scheinbar verzweifelten Bitte und der Frage "Wozu haben wir denn ein Verfahren?" blitzte er endgültig ab.

Chefanwalt gibt sich trotzig
Für Quinn offenbar nicht zu akzeptieren, denn nur kurze Zeit später reichte er die verbotenen Beweise an die Presse weiter. In einer E-Mail erklärte er, Apple könne nun zu Unrecht behaupten, das F700 sei eine iPhone-Kopie gewesen. Samsung hingegen sei nicht erlaubt, den Geschworenen "die ganze Geschichte" zu erzählen und Handys zu zeigen, die vor Erscheinen des iPhone bei Samsung entwickelt worden seien. "Die ausgeschlossenen Beweise hätten ohne jeden Zweifel den Nachweis erbracht, dass Samsung das iPhone-Design nicht kopiert hat. Für grundlegende Fairness muss die Jury über den Fall basierend auf allen Beweisen entscheiden."

Richterin "außer sich vor Wut" - Prozess geht weiter
Quinns Vorgehen sorgte nicht nur bei Apples Anwälten für Ärger, die sofortige Aufklärung über die Vorgänge sowie eine Bestrafung forderten. Auch Koh sei "außer sich vor Wut" gewesen, berichtet Prozessbeobachter Bryan Bishop von "The Verge". Konsequenzen scheint es für Quinn dennoch nicht zu geben, das zwischenzeitlich unterbrochene Verfahren wurde weitergeführt. Ob der Anwalt dem südkoreanischen Konzern jedoch einen Gefallen damit getan hat, sich mit der Richterin anzulegen, bleibt abzuwarten.

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