"Spüren das jetzt"

Stmk: Franz Voves sieht in Katastrophe “Antwort der Natur”

Österreich
23.07.2012 17:35
Vorsichtige Entspannung herrscht nach der Muren-Katastrophe in St. Lorenzen im steirischen Paltental, wo derzeit mit Unterstützung des Bundesheeres aufgeräumt wird. Der Schaden in der Region dürfte ersten Schätzungen zufolge rund eine Milliarde Euro betragen. Landeshauptmann Franz Voves, der sich am Sonntag persönlich ein Bild der Lage machte, sieht in der Katastrophe eine "Antwort der Natur" auf die vom Menschen "heraufbeschworene" Klimaveränderung.

Voves erklärt im Interview vor Ort (siehe Video), dass man sich überlegen müsse, ob es Sinn mache, "sein Heim nochmals an der gleichen Stelle aufzubauen". Das müssten nun Experten beurteilen. "Ich glaube auch, dass wir uns überlegen sollten, was materialistisches Denken letztlich bedeutet", so der Landes-Chef. Und weiter: "Das bedeutet, Antwort von der Natur zu bekommen, und das spüren wir jetzt auch zunehmend."

Der seelische Schaden bei der Bevölkerung sei enorm: "Besonders hart trifft es jene, deren schöne Häuser erst vor kurzer Zeit fertiggestellt worden sind", sagt Helmut Schöttl, der Bürgermeister von Trieben. Katastrophenreferent Kurt Kalcher: "Zu solchen Katastrophen darf es dort nicht mehr kommen. Es gibt schon die Zusage vom Bundeskanzler, dass da etwas unternommen wird."

"Es sollte ein paar Tage nicht regnen"
Zu all den Sorgen, von denen die Menschen geplagt werden, kommt nun auch die Angst vor dem nächsten Regen. Denn was das Wetter angeht, befürchten Meteorologen, dass es im Laufe dieser Woche wieder schütten könnte. Schon am Dienstag sei mit Regen zu rechnen. "Am Freitag und am Samstag schaut es wieder besser aus. Entwarnung können wir aber nicht wirklich geben", sagt Christian Pehsl von der ZAMG in Graz.

Laut einem Geologen ist die Erde durch die Feuchtigkeit zudem breiig geworden. Sie könnte auf dem felsigen Untergrund leicht ins Rutschen kommen. "Es sollte ein paar Tage nicht regnen, damit sie austrocknen kann", sagt der Liezener Bezirkshauptmann Josef Dick.

140 Bewohner durften in Häuser zurück
Wegen der anhaltenden Bedrohung dürfen die hundert Evakuierten in St. Lorenzen auch nicht ihren Grund und Boden betreten. Denn die Gefahr besteht, dass jederzeit erneut Muren abgehen. Die Evakuierung des Schwarzenbachtales hingegen konnte am Montagnachmittag vom Einsatzstab aufgehoben werden - rund 140 Bewohner durften in ihre Häuser zurückkehren.

400 Bundesheersoldaten befanden sich am Montagnachmittag im Katastropheneinsatz. Dazu kamen 16 Feuerwehren mit etwa hundert Einsatzkräften und eine Sanitätsstelle des Roten Kreuzes. "Wir arbeiten derzeit daran, Verklausungen in den rückwärtigen Tälern frei zu schneiden, damit es bei weiteren Regenfällen nicht wieder zu Katastrophen kommt", erklärte Bezirkshauptmann Dick. Daher seien u.a. vorrangig Bachbeete gereinigt und Schlägerungsmaßnahmen durchgeführt worden - weitere Aufstauungen sowie Murenabgänge sollen dadurch nach Möglichkeit verhindert werden.

Aufräumarbeiten dauern wohl bis 2013
"Die Aufräumarbeiten werden noch Monate in Anspruch nehmen, es wird vermutlich bis Anfang 2013 dauern, bis die Infrastruktur wieder vollständig hergestellt ist", sagte Walter Danklmaier, der in St. Lorenzen den Einsatz der Feuerwehren leitet. Sie unterstützen u.a. mit Tankwagen die Pioniere des Bundesheeres, die mit schwerem Gerät angerückt waren. "Wenn der Schlamm nicht rasch wegkommt und trocknet, wird er wie Beton", erklärte Katastrophenreferent Kalcher.

Eine erste Schadensbilanz im Bereich der Gebäude habe rund 60 beschädigte oder zerstörte Objekte - darunter zwei Wohnhäuser - ergeben: "Es war ein Ereignis von einer Schadensdimension, wie sie in den vergangenen 30 Jahren nicht vorgekommen ist", so Kalcher.

Entspannt hat sich die Lage auch in den anderen Regionen des Bezirks. Josef Dick: "Im Sölktal sind einige Almen noch von der Umwelt abgeschnitten. 14 Touristen haben wir ausgeflogen, zwölf sind geblieben - so wie auch sechs Personen, die diese Almen bewirtschaften."

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