Kapital mit Köpfchen

D: Karl-Marx-Kopf ziert Kreditkarte von Sparkasse

Ausland
15.07.2012 10:28
Eine Kreditkarte mit aufgedrucktem Karl-Marx-Kopf hat der Sparkasse Chemnitz in Deutschland Reaktionen aus der ganzen Welt beschert. "Es gab sogar Anfragen aus Amerika", berichtet Banksprecher Roger Wirtz. Das Kreditinstitut sei von der geballten Resonanz überrascht gewesen. "Marx und Geld war ja nichts Ungewöhnliches: Schließlich war er zu DDR-Zeiten auch auf dem 100-Mark-Schein", so Wirtz.

Kredit- oder EC-Karten mit regionalen Motiven sind auch hierzulande keine Seltenheit mehr. Viele Banken bieten Wunschdekor an - etwa mit berühmten Bauwerken, regionalen Landschaftsbildern oder den Wappen von Sportteams. Die deutsche Sparkasse in Chemnitz mit ihren knapp 300.000 Kunden hatte ursprünglich nur eine Kreditkarte in Himmelblau für die Fans des Fußballdrittligisten Chemnitzer FC im Angebot.

Nachdem Nicht-Fußball-Fans unter den Kunden ihre Kritik an der mangelnden Auswahl äußerten, seien zehn weitere Motive entwickelt worden, darunter eben auch das mit dem Philosophen, dessen Namen die Stadt zu DDR-Zeiten trug. "Der Karl-Marx-Kopf gehört zur Stadt einfach dazu", betonte Banksprecher Wirtz.

Überregionale Bekanntkeit dank Marx
Bei einer Online-Umfrage siegte Marx dann mit deutlichem Abstand vor den Mitbewerbern wie etwa dem Sachsenring oder dem Chemnitzer Industriemuseum. "Jeder Dritte stimmte für Karl Marx. Und danach kam die Lawine ins Rollen", erinnerte sich der Sprecher. Der Sparkasse hat das zu überregionaler Bekanntheit verholfen. Seit Anfang Mai bietet sie ihren Kunden auf Wunsch die Kreditkarten mit den zehn Motiven an - etwa 500 seien bisher ausgegeben worden, "die Hälfte davon mit Karl Marx", hieß es.

Karten-Fans auch außerhalb von Chemnitz
Wirtz zufolge gab es auch Kunden, die Marx gegen ihre alte Kreditkarte eingetauscht haben. Hinzu kommt sogar eine Belebung des Neukundengeschäfts: Immerhin zwei Marx-Anhänger - einer aus Berlin, einer aus den alten Bundesländern - hätten extra ein Konto eröffnet, um an den Marx-Kopf zu kommen. Und das, obwohl sie gar nicht im Geschäftsgebiet der Sparkasse Chemnitz leben.

Tatsächlich hatte Chemnitz mit Karl Marx noch nie große Probleme. Einst warb sie sogar als "Stadt mit Köpfchen" für sich. Nach der Wende wurde zwar schnell per Bürgerentscheid der zu DDR-Zeiten verliehene Name Karl-Marx-Stadt abgelegt. Ein Abriss des 1971 von Bildhauer Lew Kerbel errichteten "Nischels" (sächsisch für Kopf oder Schädel), wie die Einheimischen das 7,10 Meter hohe Monument mit dem Karl-Marx-Kopf in der Innenstadt liebevoll-spöttisch nennen, stand derweil nie ernsthaft zur Debatte. Das Rathaus nennt ihn weiterhin stolz die am meisten fotografierte Porträtbüste der Welt.

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