Nordirland-Konflikt

Historisches Treffen zwischen Queen und Ex-IRA-Chef

Ausland
27.06.2012 15:56
In einer historischen Geste der Versöhnung haben sich am Mittwoch die britische Queen Elizabeth II. und der frühere nordirische IRA-Kommandeur Martin McGuinness die Hände gereicht und damit symbolisch einen Schlussstrich unter den jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt gezogen. Das Treffen der Monarchin mit dem heutigen Vize-Ministerpräsidenten der Regionalregierung der britischen Provinz fand am Mittwoch in einem Theater in Belfast statt.

Es war das erste Mal, dass die Königin einem Vertreter der Sinn Fein, dem einstigen politischen Arm der für die Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland kämpfenden IRA, persönlich gegenübertrat. Bisher wurde die Queen, die formell auch Oberbefehlshaberin der britischen Streitkräfte ist, bei den nordirischen Republikanern stets als Feindbild angesehen.

Dagegen hatte sie wiederholt unionistisch-protestantische Politiker getroffen, die für den Verbleib der Region bei Großbritannien eintreten. Mit deren Anführer Ian Paisley, mit dem er in der Regionalregierung saß, hat McGuinness längst Frieden geschlossen. Die Mehrheit der nordirischen Politiker begrüßte das Treffen der Königin mit dem früheren Kommandeur der Irisch-Republikanischen Armee, Abtrünnige und Angehörige von Opfern der IRA wiederum lehnten es gleichermaßen ab.

Einstiger "Staatsfeind Nummer eins" zeigt Einsicht
McGuinness räumte ein, in vorderster Reihe gegen die britischen Sicherheitskräfte gekämpft, aber niemanden getötet zu haben. Insgesamt waren während des 1998 beendeten Konflikts etwa 3.600 Soldaten und Zivilisten ums Leben gekommen, u.a. auch der Cousin der Queen, Lord Mountbatten, 1979 bei einem IRA-Attentat.

McGuinness bezeichnete sich als Vertreter derer, die unter der Gewalt des britischen Staates gelitten hätten. "Aber ich habe die Größe, zu begreifen, dass auch Königin Elizabeth einen geliebten Menschen verloren hat. Und natürlich gibt es Familien in Großbritannien, Mütter, Väter, Schwestern, Brüder und Kinder von Menschen, die als Soldaten hier hergeschickt wurden und die ebenfalls getötet wurden."

McGuinness gilt als einer der ehemaligen Köpfe der Irisch-Republikanischen Armee, die mit einem bürgerkriegsähnlichen Aufstand in den 1970er- und 1980er-Jahren die Abspaltung Nordirlands von Großbritannien erreichen wollte. Von britischen Medien wurde er einst als "Staatsfeind Nummer eins" bezeichnet. Seit Mitte der 1990er-Jahre setzte er sich jedoch für die Aussöhnung ein und gilt als einer der Baumeister des Karfreitags-Friedensabkommens von 1998. Seit 2007 ist er Vize-Ministerpräsident einer All-Parteien-Regionalregierung in Belfast.

14. Jahrestag des Karfreitags-Friedensabkommens
Am Vortag des historischen Treffens war die Queen im Rahmen ihres zweitägigen Besuchs in Nordirland mit Angehörigen von Opfern der Irisch-Republikanischen Armee zusammengetroffen. Anlass der Reise nach Nordirland ist der 14. Jahrestag des Friedensabkommens, mit dem die IRA ihren bewaffneten Kampf für den Anschluss an die Republik Irland beendete. Der Besuch ist Teil der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Thronjubiläum der Monarchin. Die Zusammenkunft mit McGuinness war nicht offiziell Teil der Feierlichkeiten.

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