Hagel, Blitze, Flut

Schwere Schäden nach turbulenter Unwetter-Nacht

Österreich
21.06.2012 12:27
Am späten Mittwochabend hat sich der Frühsommer in weiten Teilen Österreichs erneut von seiner unschönen Seite gezeigt: In Oberösterreich entkamen mehrere Menschen nur mit knapper Not gefährlichen Situationen, die durch den heftigen Regen verursacht worden waren. Auch im südlichen Niederösterreich, in Salzburg, der Steiermark und in Tirol richteten Blitzschläge, Hagel und Sturm massive Schäden an und sorgten für zahlreiche Feuerwehreinsätze.

In Oberösterreich sorgte das schwere Unwetter in der Nacht auf Donnerstag für gefährliche Situationen: Kurz vor 23 Uhr trat in Aspach die Waldzeller Ache über die Ufer und überflutete binnen weniger Minuten die Wildenauer Landesstraße. Ein 25-jähriger Pkw-Lenker wurde in seinem Wagen eingeschlossen und schaffte es gerade noch rechtzeitig über das Schiebedach ins Freie.

In Aurolzmünster (Bezirk Ried im Innkreis) ging ein Mann nach einem Stromausfall in den Keller seines Hauses und wurde von den Fluten überrascht. Um wieder ins Freie zu gelangen, musste er sogar durch die Garage tauchen.

Kurz nach 1 Uhr ging bei der Bezirksleitstelle Braunau ein Notruf ein, dass in Polling bei einer pflegebedürftigen Person die Wassermassen schon bis zur Bettkante reichten und die Frau sich selbst nicht in Sicherheit bringen könne. Ein Polizist und Feuerwehrmänner machten sich auf den Weg zu dem Haus, das Löschfahrzeug blieb aber wegen der Wassermassen hängen. Der Beamte und drei Freiwillige kämpften sich daraufhin rund 100 Meter weit zu Fuß durch die Flut, bis sie das Gebäude erreichten. Die 85-Jährige lag im Erdgeschoß, ihr 89 Jahre alter Mann befand sich im ersten Stock. Das betagte Ehepaar wurde mit einem Boot geborgen und ins Krankenhaus Braunau eingeliefert. Die beiden erlitten einen Schock und waren unterkühlt.

Auch der Zugverkehr war vom Unwetter betroffen, so das Landesfeuerwehrkommando: Die Verbindung zwischen Wernstein (Bezirk Schärding) und Passau in Bayern musste wegen Vermurung gesperrt werden. In Mehrnbach (Bezirk Ried im Innkreis) wurden die Gleise der ÖBB-Strecke Ried-Braunau unterspült und konnten nicht mehr befahren werden. Die Feuerwehr barg Passagiere einer Garnitur, die rechtzeitig angehalten hatte. Der betroffene Abschnitt ist voraussichtlich bis Samstag gesperrt.

Umgestürzter Baum verursacht Unfall in Niederösterreich
Im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen standen binnen weniger Minuten zahlreiche Straßenzüge unter Wasser. Die B27 zwischen Gloggnitz - wo ein umstürzender Baum einen Unfall verursachte, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde (siehe Bild bzw. Video oben) - und Payerbach musste gesperrt werden.

Entlang der Schwarza wurden Wehranlagen geöffnet, um das Brücken bedrohende Treibgut abfließen zu lassen. Heftige Regenfälle gab es auch im Waldviertel. Gleichzeitig mussten in Gutenstein im Bezirk Wiener Neustadt Feuerwehren zur Bekämpfung eines Waldbrandes ausrücken, der durch Blitzschlag ausgelöst worden war. In Waidhofen an der Ybbs fiel für rund eine halbe Stunde der Strom aus.

Salzburg: "Es hat harmlos begonnen, wurde aber kritisch"
In Salzburg arbeiteten am Mittwochabend 1.562 Feuerwehrleute bis nach Mitternacht 651 Einsätze ab. Binnen weniger Stunden fielen bis zu 74 Liter Regen pro Quadratmeter, was laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Salzburg nur alle paar Jahre vorkommt. "Es hat harmlos begonnen, wurde aber rasch kritisch", schilderte der stellvertretende Branddirektor Reinhold Ortler.

In der Stadt Salzburg konnten O-Busse und Verkehr durch die Wassermassen nicht mehr passieren, zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden. Einen Großeinsatz gab es auch in Eugendorf-Reitberg: Der Regen überschwemmte eine Siedlung komplett. In den Kellern stand das Wasser zwei Meter hoch: "Es ist sehr schlimm. In 18 Wohnungen fiel für Stunden der Strom aus. Bei der Salzburg AG wollte uns keiner helfen", klagte ein Anrainer.

Im Flachgau und Tennengau blieb ebenfalls kaum eine Gemeinde von zumindest kleineren Überschwemmungen verschont. Vor allem Keller und Unterführungen standen unter Wasser, die von den Hilfskräften ausgepumpt wurden, sagte ein Feuerwehrsprecher. In Koppl und Plainfeld lösten die Regenfälle auch Murenabgänge aus. In Straßwalchen trat der Hainbach über die Ufer und setzte ein Sägewerk unter Wasser, wodurch mehrere gelagerte Baumstämme abgetrieben wurden. Daher bestand die Gefahr von Verklausungen bei Brücken. Mitarbeiter des Werkes versuchten, die Stämme mit Kränen aus dem Wasser zu fischen.

4.700 Blitze in der Steiermark
Die Unwetter erreichten auch wieder Teile der Obersteiermark, wo es laut Landesfeuerwehrverband bereits am Dienstagnachmittag heftig umgegangen war. Im Bezirk Mürzzuschlag wurden Straßen und Keller überflutet, auch Hagel und Sturm richteten massive Schäden an. Betroffen von dem Unwetter waren vor allem die Gemeinden Hönigsberg, Langenwang, Stanz, Edelsdorf sowie die Bezirkshauptstadt Mürzzuschlag. Das Blitzortungssystem Aldis zählte im Laufe des Abends laut ORF rund 4.700 Blitze in der Steiermark.

Unwetter entwurzelt Bäume in Tirol
Auch im Raum Thiersee in Tirol kam es zu heftigen Gewittern. Am Abend stürzten Bäume aufgrund von Starkregen und Hagel in einer Gewitterzelle zwischen St. Johann und Hochfilzen um. Zudem kam es in diesem Gebiet zu einigen Wasserschäden.

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