Premiere in Oslo

Suu Kyi: Nobelpreis-Rede 21 Jahre nach Verleihung

Ausland
16.06.2012 17:16
21 Jahre nach der Zuerkennung des Friedensnobelpreises hat die Symbolfigur der burmesischen Demokratiebewegung, Aung San Suu Kyi, am Samstag in Oslo ihre Rede nachholen können. Die 66-Jährige, die nahezu zwei Jahrzehnte in Haft oder unter Hausarrest verbringen musste, forderte dabei zu koordinierter internationaler Hilfe bei den Reformen in ihrer Heimat auf. Sie sei "vorsichtig optimistisch" hinsichtlich der demokratischen Reformen in Burma, das rund fünfzig Jahre von einer Militärdiktatur beherrscht wurde.

Zur Bedeutung des Friedensnobelpreises während der langen Isolierung durch die Militärmachthaber sagte Aung San Suu Kyi in Anwesenheit des norwegischen Königspaares, König Harald V. und Königin Sonja, im Rathaus von Oslo: "Der Preis hat die Aufmerksamkeit der Welt auf den Kampf für Demokratie und Menschenrechte in Burma gelenkt. Wir wurden vor dem Vergessen bewahrt." Der Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Ex-Ministerpräsident Thorbjörn Jagland, nannte Suu Kyi in seiner Laudatio eine "moralische Führungsgestalt für die ganze Welt." Sie habe in zwei Jahrzehnten persönlicher und politischer Verfolgung weder Bitterkeit noch Feindseligkeit entwickelt. "Wenige haben mehr dafür geleistet, dass die Welt ein besserer Platz für uns alle wird."

Am 10. Dezember 1991 hatte die burmesische Demokratie-Führerin die Auszeichnung nicht selbst in Oslo in Empfang nehmen können. Sie wurde von der damaligen Militärjunta unter Hausarrest gestellt und in der norwegischen Hauptstadt von ihrem 1999 verstorbenen Ehemann, dem britischen Universitätsprofessor Michael Aris, und den beiden Söhnen Alexander und Kim vertreten. Seit den Parlamentsnachwahlen in Burma im vergangenen April kann sie ungehindert als Chefin der Opposition wirken.

Erfolg bei Nachwahlen
Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie hatte 1990 die Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung mit Vierfünftel-Mehrheit gewonnen, doch hatte das Militär die Machtübergabe verweigert und das Wahlergebnis annulliert. Den Weg zur Legalisierung von Suu Kyis Partei hatte der jetzige burmesische Präsident Thein Sein, der frühere Premier der Militärjunta, geebnet. Die Partei hat mit Suu Kyi an der Spitze bei Nachwahlen im April 43 von 45 vergebenen Sitzen gewonnen. Parteigänger des Militärs dominieren aber weiterhin das Parlament.

Wenige Tage nach den blutigen Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Muslimen im nordwestlichen Teilstaat Rakhine mit inzwischen 30.000 Flüchtlingen sagte Suu Kyi zur Lage in ihrer Heimat, sie hoffe auf politische Lösungen durch Waffenstillstandsvereinbarungen. Zu generellen politischen Entwicklungen in Burma meinte sie: "Die von Präsident Thein Seins Regierung in Gang gesetzten Reformmaßnahmen können nur dauerhaft wirken, wenn alle inneren Kräfte intelligent kooperieren." Dazu gehörten das Militär, die ethnischen Gruppen, politische Parteien, die Medien, die Zivilgesellschaft, Organisationen, Wirtschaft und vor allem die Öffentlichkeit insgesamt.

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