Drama im Outback

Urteil nach 32 Jahren: Baby von Dingo verschleppt

Ausland
12.06.2012 10:29
32 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden eines wenige Wochen alten Babys im australischen Outback hat ein Gericht in Darwin nun einen juristischen Schlussstrich unter den Fall gezogen. Untersuchungsrichterin Elizabeth Morris urteilte am Dienstag, dass es hinreichende Beweise dafür gebe, dass ein Wildhund die kleine Azaria Chamberlain 1980 während eines Campingurlaubs aus dem Zelt (Bild) ihrer Eltern Lindy und Michael (Bilder 2 und 3) verschleppt und getötet habe. Die Causa hatte jahrzehntelang für wilde Spekulationen gesorgt.

Laut Morris sei es auch möglich, dass ein solcher Dingo dem Kind die Kleider vom Körper gerissen habe. Die blutige Kleidung der neun Wochen alten Azaria war nach ihrem Verschwinden in dem Gebiet um den Uluru - dem Steinmassiv in Zentralaustralien, das früher Ayers Rock hieß - entdeckt worden. Das Baby selbst wurde nie gefunden.

"Der Tod des Kindes war eine Folge davon, dass es von einem Dingo angegriffen und verschleppt wurde", begründete die Richterin nun ihren Urteilsspruch. Die Familie könne sofort eine Sterbeurkunde für Azaria mit dem Dingo-Angriff als Todesursache erhalten.

"Diese Saga hat nun ein Ende"
Nach der Urteilsverkündung brach die von Michael Chamberlain geschiedene und mittlerweile wieder verheiratete Lindy Chamberlain-Creighton in Tränen aus und umarmte Verwandte und Unterstützer. "Wir sind erleichtert und erfreut, dass diese Saga nun ein Ende hat", sagte sie und warnte alle Australier vor den Gefahren, die von Dingos ausgehen.

Ihr Ex-Mann dankte der "mutigen und unabhängigen Richterin". Es sei ein furchtbarer Kampf gewesen, die Wahrheit um Azarias Tod auch gerichtlich zu beweisen. "Es hat zu lange gedauert", fügte er hinzu.

Eltern mussten ins Gefängnis
Chamberlain-Creighton hatte von Anfang an behauptet, dass ein Dingo ihr Kind verschleppt habe, während der Rest der Familie mit anderen Urlaubern bei einem Lagerfeuer saß. Doch ihre Darstellung wurde stark angezweifelt, schnell geriet sie selbst in Verdacht.

1982 schließlich wurde sie wegen Mordes verurteilt, ihr Mann Michael, ein Pastor, wegen Beihilfe. Die Mutter habe das Kind aus dem Zelt geholt, im Auto mit einer Schere erstochen und die Leiche verschwinden lassen, waren die Geschworenen überzeugt. Hochschwanger musste die Frau ins Gefängnis, ihre Tochter Kahlia kam nach der Geburt zu Pflegeeltern.

Urteile wieder aufgehoben
Sechs Jahre später wurden die Urteile aufgehoben, nachdem ein weiteres Kleidungsstück des Kindes in der Nähe eines Dingo-Baus entdeckt worden war und sich vermeintliche Blutspuren im Wagen der Eltern als Schalldämpfer-Spray entpuppt hatten. Chamberlain-Creighton sagte damals, sie und ihr Mann seien mit dem nunmehrigen Urteil nicht vollauf zufrieden, weil es ihre Unschuld nicht zu 100 Prozent feststelle.

Der Fall blieb also mysteriös, zu viele Fragen waren unbeantwortet. Im Jahr 2004 meldete sich sogar ein Mann, der behauptete, am Abend von Azarias Verschwinden einen Dingo mit einem toten Baby im Maul erschossen und die Leiche aus Angst vor Strafverfolgung entsorgt zu haben. Bei den Details verstrickte er sich jedoch in Unwahrheiten, die vermeintliche Spur führte ins Leere.

Tragödie von Hollywood verfilmt
Der Fall von Baby Azaria und den Dingos im australischen Outback hatte somit die Dramatik eines Horrorfilms. Nicht verwunderlich, dass die Causa auch Hollywood inspirierte: 1988 kam die erfolgreiche Verfilmung des Dramas als "A Cry in the Dark" (auch bekannt als "Evil Angels"; deutscher Titel: "Ein Schrei in der Dunkelheit") mit Meryl Streep in die Kinos.

Die Ehe der Chamberlains verkraftete das Drama um ihr Kind nicht: Sie ließen sich scheiden. Chamberlain-Creighton ist seit mehr als 20 Jahren als Motivationstrainerin unterwegs. Ihr Hauptthema: Vergebung.

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