Tribunal urteilte

Liberias Ex-Diktator Charles Taylor fasst 50 Jahre Haft aus

Ausland
30.05.2012 12:47
Der frühere liberianische Diktator Charles Taylor muss den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Das UNO-Sondertribunal für Sierra Leone in Den Haag verurteilte den 64-Jährigen am Mittwoch für seine Mitschuld an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bürgerkrieg in Sierra Leone zu 50 Jahren Haft. Damit ist Taylor das erste ehemalige Staatsoberhaupt, das seit den Nürnberger Prozessen nach dem Zweiten Weltkrieg von einem internationalen Gericht verurteilt wurde.

In dem im Juni 2007 begonnenen und im März dieses Jahres beendeten Kriegsverbrecher-Prozess, der u.a. durch Zeugenaussagen des britischen Models Naomi Campbell, der US-Schauspielerin Mia Farrow und des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela Aufsehen erregte, war Taylor in insgesamt elf Punkten angeklagt - darunter Mord, Vergewaltigung, Versklavung und Rekrutierung von Kindersoldaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Am 26. April war der Ex-Diktator dann schuldig gesprochen worden, am Mittwoch erfolgte nun die Verkündung des Strafmaßes.

Krieg forderte 120.000 Todesopfer
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Ex-Diktator vorgeworfen, als Präsident Liberias die äußerst brutale Rebellentruppe "Revolutionäre Vereinigte Front" in Sierra Leone zur Zeit des Bürgerkrieges zwischen 1991 und 2001 unterstützt und kontrolliert zu haben. Für Waffenlieferungen an die Aufständischen, die u.a. Tausenden Zivilisten Gliedmaßen abhackten, ließ er sich mit geraubten Edelsteinen bezahlen, sogenannten Blutdiamanten. Während des Bürgerkrieges wurden etwa 120.000 Menschen getötet.

"Blutdiamanten" als Dank für Hilfe
Das Gericht sei zweifelsfrei zu dem Schluss gekommen, dass der Angeklagte "strafrechtlich verantwortlich ist für Hilfe und Begünstigung" bei schweren Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten, erklärte Richter Richard Lussick aus Samoa bereits im März. Taylor habe "wesentlichen Einfluss" auf die blutrünstigen Rebellen im Nachbarland gehabt. Zudem sah es das Gericht als erwiesen an, dass Taylor "Blutdiamanten" für seine umfangreiche Hilfeleistungen erhalten hat.

Da das Sondertribunal Taylor die bereits abgesessene Zeit in Gewahrsam anrechnete, bleiben vom gesprochenen Strafmaß knapp 44 Jahre über. Das kommt für den 64-Jährigen einer lebenslangen Strafe gleich. Taylor kann allerdings noch in Berufung gehen - mit minimalster Aussicht auf Erfolg.

Taylor ortet internationale Intrige
Taylor, der sich vor Gericht stets in elegantem Zweireiher mit Krawatte und Manschettenknöpfen präsentierte, hatte vor dem Tribunal alle Vorwürfe bezüglich Sierra Leone zurückgewiesen und sich als Opfer einer internationalen Intrige dargestellt. Auch die Verteidigung hatte sich bis zum Ende des Verfahrens überzeugt gezeigt, dass ihr Mandant freigesprochen werde: Taylors Rolle in Sierra Leone sei "komplett friedlich" gewesen.

"Warnung an andere Tyrannen"
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hatte den Schuldspruch gegen Liberias Ex-Präsidenten als Warnung an andere Tyrannen bezeichnet: "Die Tage sind vorbei, an denen Tyrannen und Massenmörder sich, nachdem sie abgesetzt wurden, in einem anderen Land zur Ruhe setzen und ein Leben in Luxus genießen." Das Taylor-Urteil sei immens wichtig und eine Warnung an andere Staatschefs, die ähnliche Verbrechen wie Taylor begangen oder zumindest geplant haben.

Pillay erinnerte daran, dass sich auch der ehemalige Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, und der einstige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, in Den Haag verantworten müssen. Auch gegen Sudans Präsident Omar al-Bashir wird ermittelt. Pillay hatte kürzlich gefordert, der Internationale Strafgerichtshof solle sich auch der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen in Syrien annehmen.

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