Dem Krebs erlegen

Libyen: Lockerbie-Attentäter Megrahi gestorben

Ausland
20.05.2012 15:24
Der wegen des Lockerbie-Anschlags verurteilte Libyer Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi ist tot. Der 59-Jähige sei am Sonntagmittag in der Hauptstadt Tripolis gestorben, teilte sein Bruder mit. Der Agent Megrahi war im Jahr 2001 als Einziger für den Anschlag auf ein US-Flugzeug der Linie PanAm 1988 über dem schottischen Lockerbie mit 270 Toten verurteilt worden, wurde 2009 aber wegen einer Krebserkrankung aus humanitären Gründen freigelassen.

Megrahi war nach Angaben seiner Familie bereits im April ins Krankenhaus gekommen, weil er eine Bluttransfusion brauchte. Sein Zustand sei demnach schon damals "sehr ernst" gewesen.

Megrahi war im Zuge der Annäherung zwischen westlichen Staaten und dem damaligen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi 2009 wegen einer Krebserkrankung aus der Haft in Schottland entlassen worden. Zuvor hatten Ärzte bei ihm Prostatakrebs im Endstadium diagnostiziert. Er hatte angeblich nur noch drei Monate zu leben.

Harsche Kritik nach Heldenempfang in Tripolis
Megrahi wurde bei seiner Rückkehr in Libyen wie ein Volksheld empfangen. Bilder, die ihn zeigten, wie er Hand in Hand mit Gadafis Sohn Saif al-Islam aus dem Flugzeug stieg (Bild links), sorgten damals für heftige Kritik aus Schottland und aus den USA. Die Regierung in London sah sich nach der Freilassung des Libyers zudem Vorwürfen ausgesetzt, dass hinter der als humanitär bezeichneten Freilassung handfeste Interessen an Ölgeschäften stehen könnten.

Das Regime des im Vorjahr gestürzten und getöteten Gaddafi hatte indirekt die Verantwortung für den Terrorakt im Jahr 1988 eingeräumt. Später relativierte es jedoch das Schuldeingeständnis mit der Begründung, man habe dies nur getan, um das Ende der UN-Sanktionen zu erreichen. Megrahi selbst hatte seine Schuld stets zurückgewiesen. "Ich musste das alles für etwas ertragen, das ich nicht getan habe", sagte er noch am Tag seiner Entlassung aus einem Gefängnis in Glasgow nach acht Jahren Haft.

Gernauer Hergang des Dramas bleibt ein Geheimnis
Damit bleibt das Attentat von Lockerbie eines der undurchsichtigsten Kapitel in der Geschichte des internationalen Terrors. Das Verfahren gegen Megrahi war ein Indizienprozess. Zeugen wollten gesehen haben, wie er einen Bombenkoffer am Flughafen von Malta abgegeben habe. Der Sprengstoff soll dann über Umwege in das PanAm-Flugzeug gelangt sein. Als ehemaliger Sicherheitschef der Libyan Airlines kannte er sich zumindest mit Flugzeugen aus.

Trotzdem gab es an der Schuld Megrahis immer Zweifel. So tauchte u.a. die Theorie auf, dass Lockerbie vielmehr die Vergeltung des Irans für den Abschuss eines iranischen Flugzeugs mit 290 Menschen an Bord durch ein US-Kriegsschiff im Jahr 1988 war.

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