"Krone" in Istanbul

Veli Kavlak: “Ein Jahr Besiktas wie fünf Jahre Rapid”

Fußball
04.05.2012 09:09
Die "Krone" zu Besuch bei Veli Kavlak in Istanbul. Wie der ehemalige Rapidler seine erste Saison in der Türkei bei Besiktas erlebte, sich einen Platz inmitten der prominenten Legionäre sicherte und geschickt die Medien in der fußballverrückten Türkei "austrickst".

Jedes Derby in Istanbul elektrisiert die Millionenmetropole. Egal, ob Galatasaray gegen Fenerbahce oder, so wie am Donnerstag, Besiktas gegen Fenerbahce. Denn das 0:0 zwischen Galatasaray und Trabzonspor im Play-off um den Titel am Abend zuvor hatte die Chance von Fenerbahce, Galatasaray in den letzten zwei Runden den Titel zu nehmen, erhöht. Und Besiktas brauchte Punkte, um Trabzonspor von Platz drei zu verdrängen und direkt für die Europa League qualifiziert zu sein. Und Besiktas holte die Punkte, gewann gegen Fenerbahce daheim mit 1:0.

Fixplatz im Starensemble
Mittendrin in der Hektik: Veli Kavlak, der 90 Minuten durchspielte. Die wenigsten hatten ihm zugetraut, sich einen Platz inmitten der prominenten Legionäre aus Portugal wie Fernandes, Quaresma, Simao, Almeida, den deutschen Ex-Teamspielern Ernst und Hilbert sowie dem Brasilianer Edu zu erkämpfen. Selbst Kavlaks Vater zweifelte. Doch Veli glaubte an sich und schaffte den Durchbruch. Er spielte sogar Ex-Real-Madrid-Star Guti aus der Mannschaft, dessen Vertrag aufgelöst wurde.

Ständig unter Druck
Der permanente Kampf ums "Leiberl" hat bei Kavlak aber auch Spuren hinterlassen. "Ein Jahr Druck und Unruhe bei Besiktas auszuhalten, ist schwieriger als fünf Jahre Rapid", stöhnt der 23-Jährige am Ende einer langen Saison: "Aber das kann für meine Karriere nur gut sein."

Kavlak ist überzeugt, dass Besiktas den besten Kader in der Türkei hat, aber an der Doppelbelastung zwischen Europa League und Süper Lig, die Fenerbahce und Galatasaray nicht hatten, zerbrach.

Vom Bestechungsskandal überschattet
Erlebt hat Veli, der aufgrund seiner türkischen Wurzeln als einheimischer Spieler gilt, bei Besiktas schon viel. Trainer Turgay Havutcu, der ihn wie auch Tanju Kayhan von Rapid geholt hatte, wurde nach dem Sommer-Trainingslager in Leogang wegen einer angeblichen Verwicklung in den Bestechungsskandal vorübergehend verhaftet. Ihm wurde nie etwas nachgewiesen. Jetzt kam Havutcu wieder zurück, ersetzte den Portugiesen Carlos Carvalhal, bei dem Kavlak den Fixplatz eroberte.

Auch das Amt des Präsidenten wechselte in der laufenden Saison den Inhaber: Baulöwe Yildirim Demirören übernahm den Verband, der Nachfolger Fikret Orman kommt aus derselben Branche. Dazu muss man sich als Besiktas-Spieler ständig mit Unruhe und Gerüchten herumschlagen. Mit Niederlagen kann Besiktas sowieso schlecht leben.

Kavlak, der so wie Ekrem Dag im asiatischen Teil der Stadt wohnt, nicht weit vom Fenerbahce-Stadion und vom Trainingszentrum von Besiktas entfernt, hat seinen eigenen Weg gefunden, stets kühlen Kopf zu bewahren: keine Zeitungen lesen und nicht den Fernseher aufdrehen, wenn das Thema die Meisterschaft ist. "Sonst gehst du hier zugrunde, weil es nicht korrekt abläuft", sagt Kavlak.

Keine Interviews nach dem Spiel
Um keine Schlagzeilen zu liefern, regt sich kein Spieler auf, wenn die Gehälter nicht pünktlich kommen, sondern ein, zwei Monate später. Das ist halt so. Aber wenn man sich den Mund verbrennt, hat man keine Chance mehr. Darum geht Kavlak nach den Spielen auch meist durch die sogenannte Mixed-Zone, ohne stehen zu bleiben und Interviews zu geben. Ein gebranntes Kind fürchtet das Feuer, wenn einem das Wort im Mund umgedreht wurde.

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(Bild: KMM)



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