Tribunal-Urteil

Schuldig: Liberias Ex-Diktator Taylor droht lebenslang

Ausland
26.04.2012 13:13
Liberias früherer Machthaber Charles Taylor ist am Donnerstag als erstes afrikanisches Ex-Staatsoberhaupt von einem internationalen Tribunal wegen Kriegsverbrechen für schuldig befunden worden. Taylor musste sich als einer der Hauptverantwortlichen für Gräueltaten während des Bürgerkriegs im Nachbarland Sierra Leone verantworten. Das Strafmaß gibt der in Leidschendam unweit von Den Haag tätige Sondergerichtshof für Sierra Leone am 30. Mai bekannt. Taylor droht lebenslange Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Ex-Diktator vorgeworfen, als Präsident Liberias die äußerst brutale Rebellentruppe "Revolutionäre Vereinigte Front" in Sierra Leone zur Zeit des Bürgerkrieges zwischen 1991 und 2001 unterstützt und kontrolliert zu haben. Für Waffenlieferungen an die Aufständischen, die u.a. Tausenden Zivilisten Gliedmaßen abhackten, ließ er sich mit geraubten Edelsteinen bezahlen, sogenannten Blutdiamanten. Während des Bürgerkrieges wurden etwa 120.000 Menschen getötet.

Prominente im Zeugenstand
In dem im Juni 2007 begonnenen und im März diesen Jahres beendeten Kriegsverbrecher-Prozess, der u.a. durch Zeugenaussagen des britischen Models Naomi Campbell, der US-Schauspielerin Mia Farrow und des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela Aufsehen erregte, war Taylor in insgesamt elf Punkten angeklagt - darunter Mord, Vergewaltigung, Versklavung und Rekrutierung von Kindersoldaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Das Gericht sei zweifelsfrei zu dem Schluss gekommen, dass der Angeklagte "strafrechtlich verantwortlich ist für Hilfe und Begünstigung" bei schweren Verbrechen wie Mord, Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten, erklärte am Donnerstag Richter Richard Lussick aus Samoa. Taylor habe "wesentlichen Einfluss" auf die blutrünstigen Rebellen im Nachbarland gehabt. Zudem sieht es das Gericht als erwiesen an, dass Taylor Blutdiamanten für seine umfangreiche Hilfeleistungen erhalten hat.

Taylor ortet internationale Intrige
Taylor, der sich vor Gericht stets in elegantem Zweireiher mit Krawatte und Manschettenknöpfen präsentierte, hat vor dem Tribunal alle Vorwürfe bezüglich Sierra Leone zurückgewiesen und sich als Opfer einer internationalen Intrige dargestellt. Auch die Verteidigung hat sich überzeugt gezeigt, dass ihr Mandant freigesprochen werde: Taylors Rolle in Sierra Leone sei "komplett friedlich" gewesen.

"Warnung an andere Tyrannen"
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hat den Schuldspruch gegen Liberias Ex-Präsidenten als Warnung an andere Tyrannen bezeichnet. "Die Tage sind vorbei, an denen Tyrannen und Massenmörder sich, nachdem sie abgesetzt wurden, in einem anderen Land zur Ruhe setzen und ein Leben in Luxus genießen", sagte sie am Donnerstag in Genf. Das Taylor-Urteil sei immens wichtig und eine Warnung an andere Staatschefs, die ähnliche Verbrechen wie Taylor begangen oder zumindest geplant haben, fügte sie hinzu.

Pillay erinnerte daran, dass sich auch der ehemalige Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, und der einstige Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, in Den Haag verantworten müssen. Auch gegen Sudans Präsident Omar al-Bashir wird ermittelt. Pillay hatte kürzlich gefordert, der Internationale Strafgerichtshof solle sich auch der mutmaßlichen Menschenrechtsverletzungen in Syrien annehmen.

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