Beim Ausräumen ihres Dachbodens fiel einer Tiroler Familie eine vergessene Notensammlung in die Hände. Dem Obmann des Vilser Museumsvereins, Reinhold Schrettl, fiel die mögliche Bedeutung dieser viele Hundert Handschriften und Drucke umfassenden Sammlung auf. Hildegard Herrmann-Schneider vom Institut für Tiroler Musikforschung der Universität Innsbruck stieß bei der Erfassung von Musikhandschriften für das Repertoire International des Sources (RISM) auf das mit "Sterzing 1780" betitelte, 160 Seiten starke Notenbuch mit 130 Stücken. Das Original sowie die gesamte Notensammlung aus dem Lechtal liegen jetzt im Museum "Grünes Haus" in Reutte.
Mozarts Urheberschaft "sehr wahrscheinlich
Eines davon stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von Mozart, der Meister muss es um 1767 geschrieben haben, also im Alter von etwa elf Jahren. Johannes Reiserer, 1765 in Rattenberg in Tirol geboren, dürfte das Allegro molto in seiner Gymnasialzeit in der Stadt Salzburg abgeschrieben haben, wie die Salzburger und Tiroler Musikwissenschafter einhellig beteuerten. Die Urheberschaft sei "wenn schon nicht mit letzter Klarheit bewiesen, so doch sehr wahrscheinlich", wie es Ulrich Leisinger, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Mozarteum, formulierte.
Allegro molto ist ein Sonatensatz
Im Köchelverzeichnis kommt das Stück nicht vor, auch gibt es keine Hinweise darauf in den Aufzeichnungen der Familie Mozart. Aber die kompositorische Qualität, das historische Umfeld des Kopisten und vor allem die mit "Del Signore Giovane Wolfgango Mozart" zugeordnete Urheberschaft in der Abschrift legen Mozart als Schöpfer dieses Werkes "mehr als nahe".
Außerdem finden sich kleine Motive und musikalische Wendungen in anderen Mozart-Werken. Das neu entdeckte Allegro molto ist ein Sonatensatz, der an ein Allegro im Nannerl-Notenbuch sowie an die Klaviersonate KV 279 erinnert. Nach weiterführenden Prüfungen soll das Musikstück auch ins Köchelverzeichnis von Mozarts Gesamtwerk integriert werden.
Stück bereits auf iTunes erhältlich
Beim Hören des Stückes verfestigt sich dieser Eindruck durchaus, das Werk klingt komplexer als die ebenfalls in dem Band "Sterzing 1780" enthaltenen Gebrauchsstücke von Komponisten wie Leopold Mozart und Anton Cajetan Adlgasser. Das neue Mozart-Allegro ist öffentlich zugänglich, ein Ausschnitt davon kann auf der RISM-Website heruntergeladen werden, das komplette Stück - interpretiert von Florian Birsak an Mozarts originalem Hammerklavier - ist auf iTunes erhältlich.
Zuletzt wurden anno 2006 im Archiv der Erzdiözese Salzburg und im Jahr 2010 im sogenannten "Nannerl-Notenbuch" der Stiftung Mozarteum weitere Klavierstücke des jungen Mozart identifiziert.
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