Genetisch ident

Alle Pappeln Maltas sind Klone eines einzigen Baums

Wissenschaft
28.02.2012 11:56
Sämtliche Silberpappeln auf der Mittelmeerinsel Malta sind genetisch ident, sie alle stammen von einem einzigen Baum ab. Das geht aus molekulargenetischen Untersuchungen eines internationalen Experten-Teams hervor, an dem auch Berthold Heinze vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) in Wien beteiligt war.

Die Pappel oder ihr Samen sei vermutlich aus Italien eingeschifft worden und habe im 16. Jahrhundert im Garten des Großmeisters der Malteser Ritter gestanden, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "European Journal of Forest Research". Die Forscher untersuchten das Erbgut von 28 Pappeln aus ganz Malta und der Nebeninsel Gozo und fanden dabei nur einen einzigen genetischen Typ.

Der Baum aus dem Garten der Malteser Ritter habe sich offensichtlich durch Wurzelausläufer oder mit menschlicher Hilfe über die ganze Inselgruppe verbreitet, so Heinze. Bereits in früheren Untersuchungen wurden in Sardinien (Italien) und im östlichen Spanien großflächige Silberpappel-Klone festgestellt.

Heimische Pappeln sind eine bunte Mischung
Die in Österreich ansässigen Pappeln hingegen sind eine bunte Mischung, wie Heinze und seine Kollegen in einer früheren Studie festgestellt haben. Nach der Eiszeit gab es hier zunächst die recht kälteresistenten Zitterpappeln, auch Espen genannt. Aus dem Mittelmeerraum und an der Donau entlang wanderten später Silberpappeln ein und kreuzten sich mit den Zitterpappeln, erklärt Heinze. Aus diesen Hybriden (Kreuzungen zwischen Arten bzw. Unterarten, Anm.) seien schließlich die Graupappeln hervorgegangen.

Heute gebe es im warmen Osten Österreichs kaum noch reine Zitterpappeln. Die meisten Bestände, die die Forscher an der Donau, der unteren Mur und an den Nebenflüssen untersuchten, sind ein Gemisch aus reinen Silberpappeln und Graupappeln.

Pappeln für Genetiker Modell-Baumart
Für Pflanzengenetiker sind die Pappeln eine Modell-Baumart. An ihnen können sie grundlegende Prozesse studieren und Modelle erstellen, die oft auch für andere, schwieriger zu handhabende Baumarten gelten.

Die Kenntnisse über verschiedene Einwanderungs-Mechanismen seien in Zeiten des Klimawandels wichtig, denn veränderte Temperatur- und Niederschlagsmuster beeinflussen das Verbreitungsgebiet vieler Pflanzenarten. Mit den Bäumen gingen immerhin ganze Ökosysteme, nämlich Wälder, auf Wanderschaft, so die Forscher in einer Aussendung des BFW.

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