Rechte Kontroverse

Wahlkampf: Le Pen heizt Sarkozy mit Halal-Fleisch ein

Ausland
24.02.2012 16:29
Die Rechtsextremen haben es geschafft, die Franzosen im Wahlkampf mit einem Reizthema aufzuscheuchen: Ihr geliebter Rinderschmorbraten oder ihr Kalbsfilet sollen von Tieren stammen, die nach islamischem Ritus geschlachtet wurden. "Das gesamte Fleisch, das im Großraum Paris verkauft wird, ist ausschließlich Halal-Fleisch", behauptet die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen (Bild li.) - und reichte Klage ein. Präsident Nicolas Sarkozy (Bild re.) wiederum konterte, Le Pen "übertreibe maßlos".

Aktuell liegt Le Pen in der Gunst der Wähler mit etwa 16 Prozent auf dem dritten Platz hinter Sarkozy mit 25 Prozent. Um ihren Rückstand vor dem ersten Wahlgang im April noch wettzumachen, setzt die 43-Jährige verstärkt auf die Angst der Franzosen vor Überfremdung. Mit dem Thema Halal-Fleisch, das mehrere Nerven ihrer Landsleute gleichzeitig trifft, hat es die Rechtsextreme jedenfalls über Tage in die Schlagzeilen geschafft.

Tatsächlich mussten Regierung und Agrarverbände mittlerweile zugeben, dass in ganz Paris kein einziges Schlachthaus mehr auf traditionelle französische Art und Weise arbeitet - außer einem Schlachthaus für Schweinefleisch, das Muslime nicht essen dürfen. In dem Ballungsraum mit rund elf Millionen Einwohnern wird nur noch nach islamischen oder jüdischen Vorschriften geschlachtet.

Brigitte Bardot unterstützt Feldzug gegen Halal
Anders als bei der traditionellen Schlachtung, bei der die Tiere zunächst betäubt und dann getötet werden, wird nach islamischen Vorschriften das lebendige Tier ohne Betäubung aufgeschnitten, um es ausbluten zu lassen. Le Pens Partei Front National erhält deshalb prominente Unterstützung bei ihrem Feldzug gegen Halal: von Filmdiva Brigitte Bardot, die mit ihren 77 Jahren nach wie vor als Tierschützerin äußerst aktiv ist.

Sarkozy bei Lokalaugenschein am Großmarkt
Dass die konservative Regierungspartei UMP nervös auf den Wahlkampf-Vorstoß der Rechtsextremen reagiert, zeigt sich unter anderem daran, dass Sarkozy sofort zum Pariser Großmarkt Rungis eilte. In den frühen Morgenstunden ließ er sich diese Woche neben aufgehängten Schlachttieren ablichten und verkündete, dass Le Pen maßlos übertreibe: "200.000 Tonnen Fleisch werden jedes Jahr im Großraum Paris konsumiert. Doch nur 2,5 Prozent davon sind koscher oder halal."

Rechtsextreme klagen: Betrug und Tierquälerei
Das meiste Fleisch, das in Paris auf die Teller kommt, stamme laut Regierung nicht aus Schlachthäusern der Region, sondern vom Lande - und entspreche daher dem traditionellen Verfahren. Die Rechtsextremen behaupten jedoch, dass Supermarktketten und andere Händler das Fleisch gar nicht mehr als halal auszeichnen, selbst wenn die Tiere nach islamischen Vorschriften geschlachtet wurden. Das sei "Betrug" am Verbraucher. Die Front National reichte nun sogar Klage wegen Betrugs und Tierquälerei ein.

Landwirtschaftsminister: "Widerliche Kontroverse"
Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hielt den Rechtsextremen im Gegenzug vor, eine "widerliche Kontroverse" vom Zaun zu brechen, nur weil Le Pen in den Umfragen auf dem absteigenden Ast sei. Allerdings musste der Vertraute Sarkozys zugeben, dass "ein bisschen Ordnung" in die rituelle Schlachtung und deren Kontrolle gebracht werden müsse. Deshalb habe er schon ein Dekret dazu erlassen.

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