15 Reifen im Test

Sommerreifentest entlarvt gefährliche Billiggurkenreifen

Motor
15.02.2012 09:48
Es ist angesichts der Witterung noch etwas früh, an Sommerreifen zu denken, aber der erste Test der Saison ist schon da: 15 Pneus in der Dimension 205/55 R 16 wurden über das Contidrom gescheucht. Die Preisspanne ist beträchtlich, der Qualitätsunterschied auch.
(Bild: kmm)

"Geiz zahlt sich nicht aus", warnt der Auto Club Europa (ACE), der den Test gemeinsam mit der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) durchgeführt hat. Schade, denn immerhin kostet der billigste Satz Reifen (Rotalla Radial F108, letzter Platz im Test) mit 202 Euro im Schnitt nicht mal halb so viel wie der teuerste mit 414 Euro (Continental Premium Contact 5, Testsieger).

Doch der Qualitätsunterschied lässt sich einfach und plakativ darstellen: Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h auf nasser Straße würde ein Rotalla-bereifter Wagen mit 49,3 km/h auf das bereits zum Stillstand gekommene Continental-Auto prallen, der Bremsweg beträgt beim Conti beachtliche 62,80 Meter, beim Billigreifen von Rotalla mörderische 83 Meter. Eigentlich ein Witz, dass so ein Schrott überhaupt verkauft werden darf.

Auch High Performer und Goodride, der sogar eine Kennzeichnung als Allwetterreifen trägt, machen ihre Sache nur unwesentlich besser. Dass in der Disziplin Nassbremsen neben den Billigreifen aber auch der Vredestein schwach abschneidet, überrascht etwas.

Ein Blick auf die Tabelle zeigt: Der Conti ist Testsieger, der Rotalla abgeschlagen am Ende. So weit, so logisch. Handelt es sich bei Reifen doch um technologisch äußerst anspruchsvolle Produkte, bei deren Entwicklung einige Zielkonflikte zu lösen sind. So besagt eine alte Faustregel, dass ein Reifen, der besonders leicht rollt (und damit in der Folge Sprit sparen hilft), bei Nässe keine gute Haftung mehr bieten kann.

Sparsam und doch relativ griffig
Dass in diesem Punkt die großen Reifenhersteller einige Fortschritte erzielen konnten, beweisen der Fulda Eco-Control HP und der Goodyear EfficientGrip. Beides Reifen, die – wie die Namen schon verraten – auf geringen Rollwiderstand hin optimiert wurden. Trotzdem sind mit beiden Reifen auch auf nasser Fahrbahn relativ kurze Bremswege möglich. Der Goodyear überzeugt zudem mit angenehmen Handlingeigenschaften und deutet das Ende seiner Möglichkeiten sanft und ohne Tücken an. Auch das ist wichtig. Trotzdem kommt das Testfahrzeug mit diesen Reifen auf nasser Fahrbahn aus Tempo 100 erst eine gute Wagenlänge später zum Stehen als das gleiche Fahrzeug, bestückt mit den Continental-Reifen. Mit den Contis benötigt der Testwagen 62,8 Meter bis zum Stillstand. Und das bedeutet im schlimmsten Fall einen Aufprall mit einer Restgeschwindigkeit von 21,2 km/h mit dem Goodyear und 25,6 km/h mit dem Fulda.

Dunlop und Semperit top beim Aqualplaning
Doch auch einen anderen Zielkonflikt müssen die Reifenhersteller im Auge behalten: Ein Reifen sollte beim Durchfahren von Pfützen Wasser möglichst schnell ableiten. Sonst droht das gefürchtete Aquaplaning.

Wie gut ein Reifen in dieser Disziplin abschneidet, hängt von der Profilgestaltung ab. Ideal dafür ist ein möglichst offenes Profil mit hohem Negativ-Anteil, das Wasser ohne großen Widerstand nach hinten und zur Seite ableiten kann. Der mit einem auffällig pfeilförmigen Profil versehene Vredestein zeigt hier eine solide Leistung, ohne aber Spitzenwerte zu erreichen. Breite Rillen in Längsrichtung, die das Wasser nach hinten durchlassen, sind wohl die bessere Lösung.

Andere Markenreifen zeigen, wie es geht: Der Dunlop Fast Response und der Semperit bieten die meisten Reserven. Zwischen dem Besten (Dunlop) und dem Schlechtesten (Rotalla) liegen satte 15 km/h, die in Pfützen zwischen fahren und gleiten entscheiden.

Dunlop, Fukda und Nokian brillieren bei Trockenheit
Allzu breite Rillen können jedoch die Eigenschaften auf trockener Straße stark beeinträchtigen. Unter dem Einfluss von Querkräften verformen sich die Profilstege, der Reifen wird schwammig und kann nur wenig Kräfte übertragen. Auch hier hat Dunlop den Spagat gut hinbekommen. Auf trockener Straße bietet der Fast Response zusammen mit Fulda Eco Control und Nokian V am meisten Sicherheit. Dahinter liegt ein dicht gedrängtes Mittelfeld mit geringen Differenzen. Am Ende des Feldes die üblichen Verdächtigen: Goodride, Rotalla und diesmal leider auch der Sava, während sich der High Performer auf trockener Straße noch achtbar aus der Affäre zieht. Wäre da nicht das extrem laute Abrollgeräusch des High Performer: Mit 75,5 db(A) bei 80 km/h ist dieser Reifen schon von Weitem zu hören.

Fazit
Ironischerweise ist der leiseste Reifen im Test der Rotalla: Ein Messwert von 70 db(A) ist selbst von den bekannten Markenreifen nicht zu erreichen. Doch das beweist nur, dass der rundum perfekte Reifen immer noch auf sich warten lässt. Besondere Stärken in einer Disziplin ziehen größere Einbußen in anderen Bereichen nach sich. Ein Reifen ist daher immer noch der (hoffentlich) bestmögliche Kompromiss. Wobei die großen Marken der Auflösung der zahlreichen Zielkonflikte wieder ein gutes Stück näher gekommen und somit auch jeden Euro wert sind.

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(Bild: kmm)



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