Ziehen Gläubiger mit?

Schlecker will sich über Insolvenz sanieren

Ausland
23.01.2012 15:34
Die insolvente deutsche Drogeriekette Schlecker will sich in Eigenregie sanieren. Am Montag wurde beim Amtsgericht Ulm der Antrag auf Insolvenz eingereicht. Schlecker versucht, mit einer sogenannten Planinsolvenz selbst wieder auf die Beine zu kommen. Eine Schlüsselfrage ist nun, ob die Gläubiger mitziehen. Zehntausende Mitarbeiter bangen um ihre Jobs, das Auslandsgeschäft, dazu zählt auch Österreich, ist jedoch nicht betroffen.

Tausende Beschäftigte außerhalb Deutschlands können also aufatmen: Schlecker teilte mit, dass das Auslandsgeschäft sowie die Tochter IhrPlatz nicht von der Insolvenz betroffen seien. Der Antrag auf Planinsolvenz gilt für die "Anton Schlecker e.K." sowie die "Schlecker XL GmbH" und die "Schlecker Home Shopping GmbH".

Gelingt die Sanierung in Deutschland aber nicht, drohe eine Zerschlagung der Kette. Das hat seinerzeit auch die Pleite des Versandhauses Quelle gezeigt - die profitable Österreich-Tochter wurde mit in den Abgrund gerissen.

Österreich-Geschäft "vorbildlich" und "profitabel"
Österreich mit seinen rund 970 Filialen und 3.000 Mitarbeitern ist für den Konzern ein guter Markt. Das Österreich-Geschäft wurde zuletzt immer wieder als "vorbildlich" und "profitabel" bezeichnet.

Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien rechnet aber mit einem "Gesundschrumpfungsprozess". Jede zehnte Filiale dürfte geschlossen werden. Dass diese Filialen von Mitbewerbern übernommen werden, wagt Schnedlitz zu bezweifeln, zumal es sich um "viele schlechte Standorte" handle.

Gericht muss über Insolvenzantrag entscheiden
Indes prüft der zuständige Insolvenzrichter Benjamin Webel den Angaben des Gerichts zufolge den Schlecker-Antrag und wird in Kürze entscheiden, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird - und in welcher Form. Ein Insolvenzverwalter würde bei der Planinsolvenz eher Berater der Geschäftsführung, während er bei einer regulären Insolvenz die Zügel in den Händen hält. Das Amtsgericht Ulm hat den Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Die Drogeriekette hatte bereits am Freitag angekündigt, wegen finanzieller Engpässe in die Planinsolvenz zu gehen und sich selbst sanieren zu wollen. Europaweit arbeiten rund 47.000 Menschen bei Schlecker, etwa 30.000 davon in Deutschland. Das Unternehmen wird als eingetragener Kaufmann, "Anton Schlecker e.K.", geführt und hält nach Angaben des Gerichts Anteile an etlichen Tochtergesellschaften. Schlecker hafte somit mit seinem Privatvermögen.

Der Drogerieriese hatte zuletzt weit mehr als 1.000 Filialen geschlossen und mit sinkenden Umsätzen und Verlusten zu kämpfen. Parallel zum Antrag führt die Familie Schlecker, die das Unternehmen leitet, Gespräche mit den Gläubigern. Vor allem eine geplatzte Zwischenfinanzierung für die Einkaufsgemeinschaft Markant hatte zu dem nunmehrigen Schritt geführt.

Tragen Gläubiger die Planinsolvenz mit?
Unklar ist, ob die Gläubiger die Planinsolvenz mittragen. Markant etwa habe bei Gericht Bedenken angemeldet, berichtete die "Financial Times Deutschland", am Montag. Der Gerichtssprecher konnte dies nicht bestätigen.

Sobald das Insolvenzverfahren eröffnet ist, hat Schlecker weitreichende Möglichkeiten, etwa auf Mietminderungen und den Abbau von Stellen hinzuwirken. Allerdings gibt es aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi offene rechtliche Fragen. Eigentlich gilt bis zum Sommer nämlich ein Beschäftigungssicherungsvertrag.

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