Sparplan abgelehnt

AUA-Betriebsrat: “Leute befürchten Semperit-Schicksal”

Österreich
20.01.2012 12:49
Bei der AUA geht es rund. Die deutsche Lufthansa muss die hohen Verluste ihrer österreichischen Tochter wegbringen und wird deshalb kräftig eingreifen - bei Kollektivverträgen, Zuschlägen, Arbeitszeitregeln und Pensionssystemen. Die Gewerkschaft hielt am Freitag aus Protest dagegen eine Betriebsversammlung des Bodenpersonals ab. Die Leute hätten Angst vor einem zweiten Semperit-Schicksal, sagte Bodenbetriebsratschef Alfred Junghans vor Journalisten - sprich: "Man macht die Leute billiger und dann geht es sich doch nicht aus."

Die AUA-Spitze hatte am Montag einen neuen Kollektivvertrag, der allerdings nur einseitig von der Unternehmensführung und der Wirtschaftskammer ausgearbeitet wurde, übermittelt. Die Betriebsräte lehnen diesen Vorschlag rundum ab. Die Gewerkschaft verweigere einseitigen Vorgaben ebenso wie einem kurzfristigen Ultimatum zur Unterschrift unter neue Verträge die Zustimmung, hieß es.

Wird Kollektivvertrag einseitig gekündigt?
In dem von den Arbeitgebern bereits für nächste Woche anberaumten Unterschriftstermin sehen die Arbeitnehmervertreter - sowohl für Bodenpersonal als auch Piloten und Flugbegleiter - jedenfalls eine Zumutung. Damit droht auch das Szenario, dass die AUA den Kollektivvertrag einseitig kündigt.

Den Arbeitgebern wird nun ein Bruch sozialpartnerschaftlicher Abkommen vorgehalten. "Das funktioniert nicht einmal in Mexiko", hieß es nach der Betriebsversammlung mit Blick auf die familiären Wurzeln des neuen AUA-Chefs Jaan Albrecht. Man sei den Menschen im Wort, man dürfe ihnen nichts wegnehmen, sagten GPA-Boss Wolfgang Katzian und sein Vize Karl Proyer. Proyer rechnete vor, dass nach den bisher bekannten Sparplänen des Vorstands bei den Abfertigungen 15.000 bis 30.000 Euro ("an Perspektiven", Anm.) wegfallen würden. Bei den Vorrückungen ginge es um 500 Euro pro Monat weniger. Dazu käme jede Menge weiterer Grauslichkeiten in dem Entwurf. "Das kann man von uns nicht verlangen."

Junghans: "Die Lufthansa ist nicht unser Feind"
Spätestens Ende Februar dürfte die Gangart zudem verschärft werden. Am 29. Februar steht das neue Sparpaket wieder im Mittelpunkt der Beratungen der Aufsichtsräte. Da will die Lufthansa zumindest erste Fortschritte sehen und wissen, wohin die Reise geht. Junghans und seine Gewerkschaftskollegen äußerten am Freitag auch die Vermutung, dass die Lufthansa "eine Story" für die Börse brauche, um ihren eigenen Aktienkurs wieder nach oben zu bringen. "Uns da jetzt solche Eile vorzugaukeln, ist ein bisserl komisch. Die Lufthansa ist unser Eigentümer, kann mehr oder weniger machen, was sie will, sie ist aber nicht unser Feind", so Junghans.

Die Betriebsversammlung in Schwechat war zwar hitzig, die AUA-Passagiere bekamen sie aber nur durch kleinere Verspätungen beim Abflug zu spüren. Flüge fielen nicht aus. In der Protest-Zeit zwischen 9.30 und 10.45 Uhr sollten 45 Maschinen abfliegen bzw. befanden sich im Boarding, bei den meisten davon gab es Verzögerungen. In der Abflughalle waren während der Versammlung zwar nicht viele AUA-Check-in-Schalter besetzt, allerdings hielt sich in dieser Zeit der Passagieransturm auch in Grenzen.

Strukturen sollen überarbeitet werden
Das AUA-Management überarbeitet derzeit mithilfe eines dafür engagierten internationalen Beraters alle Strukturen. Davon ist auch Tyrolean betroffen, deren Pilotencrews heute schon bis zur Hälfte billiger kommen als die Mannschaften nach den ursprünglichen alten AUA-Tarifverträgen. Ob Tyrolean weiter ausgetöchtert bleibt oder mit der AUA ganz zusammengelegt wird, ist in Prüfung.

Der neue Vorsitzende der AUA, Jaan Albrecht, drängt jedenfalls auf eine Lösung, die das nachhaltige Überleben des Unternehmens sichern soll. Das wurde den Belegschaftsvertretern in den angelaufenen Verhandlungen bereits klargemacht.

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