Schlappe für Benko

Überraschend: Metro legt Kaufhof-Verkauf auf Eis

Österreich
17.01.2012 08:38
Der Handelskonzern Metro hat völlig überraschend die Gespräche zum Verkauf seiner Tochter Kaufhof "bis auf Weiteres" eingestellt. "Die aktuelle Lage am Kapitalmarkt bietet keine geeigneten Rahmenbedingungen für eine so wichtige Transaktion", sagte Metro-Chef Olaf Koch am Dienstag in Düsseldorf. Der Konzern hatte zuletzt mit dem österreichischen Immobilien-Investor René Benko (Bild) und dem Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen über einen Verkauf der Warenhauskette verhandelt.

"Aus heutiger Sicht können wir das Ertragspotenzial besser selbst heben als durch einen Verkauf", erklärte Koch am Dienstag. "Wir haben immer betont, dass ein Verkauf das Potenzial von Galeria Kaufhof reflektieren muss", betonte der ehemalige Metro-Finanzchef, der erst seit Jahresbeginn den Konzern führt.

Metro wolle nun zunächst an einer "weiteren Wertsteigerung" der Kette arbeiten. An der "bisherigen Portfoliostrategie ändert diese Entscheidung nichts", unterstrich Koch und machte damit deutlich, dass auch für ihn nur die Cash&Carry-Großhandelsmärkte sowie Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn zum Kerngeschäft gehören.

Begehrte Immobilien in deutschen Innenstädten
In der Branche wurde der Unternehmenswert von Kaufhof 2011 auf 2 bis 3 Milliarden Euro taxiert. Besonders werthaltig sind dabei die Immobilien in den deutschen Innenstädten. Metro veröffentlicht nicht, was ihre Töchter unter dem Strich verdienen. Neben mehr als 100 Warenhäusern und 16 Sporthäusern in Deutschland betreibt Kaufhof 15 Filialen in Belgien unter der Marke "Inno".

Auf den Abbruch der Verkaufsgespräche reagierte die Metro-Aktie mit Kursverlusten. Dass jetzt die Verkaufsverhandlungen ausgesetzt wurden, lege den Verdacht nahe, dass das Metro-Management nicht den erwünschten Preis habe erzielen können, sagte ein Händler. Ein anderer Börsianer kommentierte: "Das ist sehr schlecht, denn einige Investoren hatten auf die Ausschüttung einer Sonderdividende nach dem Verkauf spekuliert."

Benko: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben"
Benko gibt indes die Hoffnung auf eine Kaufhof-Übernahme nicht auf. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", kommentierte der 34-Jährige die Entscheidung von Metro. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX hatte das österreichische Immobilienunternehmen Signa, dessen Chef der Jungmillionär ist, 2,1 Milliarden Euro für die Warenhauskette geboten. Signa war von einem baldigen Abschluss des Deals ausgegangen.

Neben Benko hatte auch Karstadt-Eigentümer Berggruen zusammen mit dem Investor Blackstone ein Angebot vorgelegt. Dieses soll aber preislich unter dem von Benko gelegen sein, wie in Branchenkreisen vermutet wird. Auch der frühere KarstadtQuelle-Chef Wolfgang Urban hatte mit einem Konsortium im Rücken im vergangenen Jahr Interesse bekundet. Bei den Investorengesprächen der Metro zu Kaufhof ging es im vergangenen Monat aber um die Bieter Signa und Berggruen/Blackstone.

Wie Benko ist auch Berggruen weiterhin vom Konzept des Warenhauses in Deutschland überzeugt. Das sagte ein Sprecher des Investors am Dienstag. Nach Einschätzung von Aktionärsschützern ist der Kaufhof-Verkauf mit dem Abbruch der Investorengespräche durch Metro jetzt aber für eine längere Zeit vom Tisch. "Der Kapitalmarkt bleibt unsicher. So schnell wird sich daran nichts ändern", sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher, am Dienstag. Angesichts der Finanzmarktkrise und dem umfangreichen Verkaufsverfahren hält sie eine Trennung vom Kaufhof in den nächsten ein bis zwei Jahren für eher unwahrscheinlich.

Metro:"Vergangenes Jahr war stark beeinträchtigt"
Metro gab zugleich vorläufige Umsatzzahlen für das abgelaufene Jahr bekannt. Nach einem schwach verlaufenen Weihnachtsgeschäft sanken die Erlöse 2011 im Konzern um 0,8 Prozent auf 66,7 Milliarden Euro. "Das vergangenen Jahr war durch außerordentliche Entwicklungen stark beeinträchtigt", erklärte Koch. Insbesondere die Staatsschuldenkrise, hohe Arbeitslosigkeit und Sparprogramme in vielen Ländern Europas hätten die Kauflust der Verbraucher gebremst. Dies konnte die Metro am Ende des Jahres nicht mehr wettmachen. "Trotz eines guten Endspurts war das Weihnachtsgeschäft insgesamt enttäuschend", sagte Koch. Im vierten Quartal sank der Umsatz um 1,3 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro. Die drei letzten Monate des Jahres sind normalerweise die umsatz- und ertragsstärksten für den Handel.

Der frühere Metro-Chef Eckhard Cordes, der zum Jahreswechsel seinen Posten geräumt hatte, hatte bereits nach einem schwachen Start in das für Handelsunternehmen entscheidende vierte Quartal die Jahresprognose der Metro zusammengestrichen: Der Konzern gehe für 2011 von einem Umsatz leicht unter dem Vorjahreswert von 67,3 Milliarden Euro aus, beim operativen Gewinn vor Sonderfaktoren erwarte Metro ein Ergebnis leicht unter dem Wert von 2010 in einer Höhe von 2,4 Milliarden Euro. Dieses Ziel hat die Metro erreicht: Der Konzern bekräftigte am Dienstag die Prognose.

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