Im Prager Veitsdom

Weltöffentlichkeit nahm Abschied von Vaclav Havel

Ausland
23.12.2011 14:47
Die Weltöffentlichkeit hat am Freitag Abschied von Vaclav Havel genommen. Über 1.000 Trauergäste nahmen an der Trauerzeremonie für den ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten im St. Veitsdom auf der Prager Burg teil. Darunter fanden sich zahlreiche ausländische Delegationen, einschließlich der österreichischen mit Bundespräsident Heinz Fischer an der Spitze.

In der ersten Reihe vor dem Sarg des "Dichterpräsidenten", der mit der tschechischen Flagge überzogen war, saßen in der Kathedrale Havels Witwe Dagmar Havlova, weitere Familienangehörige und der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus. Dieser würdigte in einer Trauerrede seinen verstorbenen Vorgänger als eine "große Persönlichkeit unserer Geschichte".

Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bedankte sich bei Havel für die "Worte, mit denen er uns ab und zu zum Nachdenken gezwungen hat". "Wir werden für die Wahrheit und Liebe weiter kämpfen. Du kannst dich auf uns verlassen", sagte Schwarzenberg in Anspielung auf die bekannte Havels Parole aus der Zeit der "Samtenen Revolution" 1989: "Wahrheit und Liebe müssen Lüge und Hass besiegen."

An dem vom Prager Erzbischof Dominik Duka geleiteten Requiem nahm auch der französische Staatschef Nicolas Sarkozy teil, der unter anderem mit Schauspieler Alain Delon nach Prag gereist war. Außerdem waren der deutsche Bundespräsident Christian Wulff, der slowakische Präsident Ivan Gasparovic sowie der britische Regierungschef David Cameron anwesend.

Auch Ehepaar Clinton unter den Trauergästen
Die USA wurden von dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton und seiner Ehefrau, der jetzigen Außenministerin Hillary Clinton, vertreten. Auch die frühere Chefin der US-Diplomatie, Madeleine Albright, die tschechischer Abstammung ist, und der Chef der EU-Kommission, Jose Manuel Barroso, waren nach Prag gekommen.

Die in Prag geborene Albright würdigte Havel als einen "einzigartigen Menschen", der seine Kerkermeister mit der Wahrheit konfrontiert und die Kollaboration mit totalitären Regimes als ekelhaft betrachtet habe.

Papst: "Tapferer Verteidiger der Menschenrechte"
Papst Benedikt XVI. hob Havel in einem Beileidsschreiben an Vaclav Klaus als einen "tapferen Verteidiger der Menschenrechte" hervor. Der frühere päpstliche Nuntius in Tschechien, Giovanni Coppa, verlas den Brief im Rahmen der Trauerfeier. Havel habe die Menschenrechte in einer Zeit verteidigt, in der diese systematisch unterdrückt worden seien, so der Papst. Außerdem würdigte das Oberhaupt der katholischen Kirche Havels "visionäre führende Rolle nach dem Fall des früheren Regimes" in der ehemaligen Tschechoslowakei bzw. Tschechien.

Anschließend las der tschechische Schauspieler Jiri Abrham aus der Bibel. Abrham hatte die Hauptrolle im Film "Odchazeni" ("Abgang") übernommen, den Havel persönlich nach seinem gleichnamigen Theaterstück 2010 als Regisseur in Szene gesetzt hatte.

Trauerfeier auf Bildschirmen übertragen
Im Unterschied zu früheren Trauerfeierlichkeiten war das Requiem der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Tausende Menschen konnten die Zeremonie aber auf Bildschirmen verfolgen, die in der Nähe der Prager Burg sowie in mehreren tschechischen Städten aufgestellt worden waren. Das tschechische Fernsehen übertrug live. In ganz Tschechien läuteten um 12 Uhr drei Minuten lang die Kirchenglocken und Sirenen ertönten zu Ehren Havels. Viele Tschechen hielten eine Schweigeminute, die Prager Regierung hatte sie dazu aufgefordert.

Als Havels Sarg nach der Zeremonie aus der Kathedrale getragen wurde, applaudierte die Menschenmenge. Nach dem Requiem war am Freitagnachmittag im Prager Krematorium im Stadtviertel Strasnice eine private Trauerzeremonie für die Familie und engste Freunde Havels geplant. Die Urne mit Havels Asche sollte dann zu einem späteren Zeitpunkt, wahrscheinlich erst nach Weihnachten, in die Familien-Grabstätte auf dem Prager Friedhof im Stadtviertel Vinohrady zur Ruhe gebettet werden, hieß es.

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