"Besondere Ehre"

Bundespräsident Fischer zu Besuch bei der Queen

Königin Elizabeth II. hat Bundespräsident Heinz Fischer bei seinem zweitägigen England-Besuch am Mittwoch in ihren Privaträumlichkeiten empfangen. In Delegationskreisen wurde dies als besondere Ehre gewertet. Fischer ist erst das dritte österreichische Staatsoberhaupt, das bei der seit fast 60 Jahren regierenden Elizabeth II. zu Gast war. Der Bundespräsident lud die Königin am Ende des Gesprächs auch zu einem Gegenbesuch in Österreich ein.

Nach dem Eintreffen des Bundespräsidenten beim Buckingham Palace erfolgte die Fahrt durch das zentrale Tor in den Vorhof zum sogenannten Garden Entrance, wo eine Ehrengarde zur Begrüßung Fischers Aufstellung genommen hatte. Anschließend wurden der Bundespräsident und seine Ehefrau Margit auch noch vom Leiter des königlichen Haushalts, Air Marshal Sir David Walker, herzlich willkommen geheißen und zur Queen begleitet.

Fischer führte "lebhaftes, intensives" Gespräch mit der Queen
Von dem 35-minütigen Gespräch mit Elizabeth II. hatte Fischer einen sehr guten Eindruck, wie er im Anschluss berichtete. Die Monarchin sei über Österreich "sehr gut gebrieft und informiert" gewesen und habe sich noch an ihren Besuch in Österreich im Jahr 1969 erinnert. Alles in allem sei es "eine sehr lebhafte, intensive Unterredung" gewesen, die viele Themen umfasst habe.

Die Queen habe sich beispielsweise für den Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao in Österreich vor ein paar Wochen interessiert, "wie die Atmosphäre war und welche Themen besprochen wurden", und er habe ihr auch von seinem Treffen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas erzählt. "Die Lage im Nahen Osten interessiert sie auch."

Königin fragte nach verletzten Bundesheer-Soldaten
Elizabeth II. habe sogar gewusst, "dass es verletzte österreichische Soldaten gegeben hat bei Zusammenstößen an der syrisch-israelischen Grenze am Golan". Die Monarchin bezog sich dabei auf Vorfälle am 15. Mai dieses Jahres, bei denen es zu leichteren Blessuren gekommen war. Fischer erwähnte in diesem Zusammenhang auch die vor wenigen Tagen im Nordkosovo verletzten österreichischen Soldaten.

Auch über Europa sei gesprochen worden. Dieses Thema werde "sehr intensiv in Großbritannien diskutiert", sagte Fischer. Die Queen habe sich etwa zu den Wirtschaftsdaten in Österreich erkundigt.

Queen nach Österreich eingeladen
Am Ende des Gespräches lud Bundespräsident Fischer die Queen zu einem Besuch nach Österreich ein. Er habe sich erlaubt zu sagen, "dass sie schon seit den 60er-Jahren nicht in Österreich war und dass ich mich freuen würde, wenn sie eine Einladung nach Österreich annehmen würde - zu einem Termin, den man besprechen muss", sagte Fischer nach der Unterredung. Die Königin habe sich bedankt und gesagt: "I will consider it."

Treffen mit der Queen "etwas absolut nicht Alltägliches"
Fischer ist erst das dritte österreichische Staatsoberhaupt, das bei der Queen zu Gast ist. Wie der Politiker vor dem Treffen sagte, sei es "etwas absolut nicht Alltägliches" im Buckingham Palace empfangen zu werden. "Es hat seit 1945 ganz wenige offizielle Begegnungen zwischen österreichischen Bundespräsidenten und einem britischen Staatsoberhaupt gegeben - das kann man an einer Hand abzählen", so Fischer.

1966 war der damalige Bundespräsident Franz Jonas im Palast zu Gast gewesen. Drei Jahre später erwiderte die Queen den Staatsbesuch - ihre bis dato einzige derartige Visite in Österreich. Im Februar 1995 wurde dann Bundespräsident Thomas Klestil im Rahmen eines offiziellen Besuchs in Großbritannien von der Monarchin empfangen.

Fischer hatte in London ein dichtes Programm
Bereits am Mittwochvormittag war Bundespräsident Fischer im Parlament mit dem Unterhausvorsitzenden John Bercow zusammengetroffen. In der Früh hatte Fischer mit der ehemaligen "Madam Speaker" Betty Boothroyd, der ersten Frau, die 1992 zur Vorsitzenden des "House of Commons" gewählt wurde, ein Gespräch geführt. Am Nachmittag besuchte er noch das Londoner Freud-Museum und kehrte - trotz der Streiks in Großbritannien - am späten Abend plangemäß nach Wien zurück.