Wie kleine Kinder

Raben machen mit Gesten auf Dinge aufmerksam

Wissenschaft
29.11.2011 15:19
Wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit von anderen auf sich oder bestimmte Dinge in der Umgebung zu lenken, dann zeigen Raben ein ähnliches Verhalten wie Kleinkinder. Thomas Bugnyar vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien und Simone Pika vom Max-Planck-Institut für Ornithologie im bayrischen Pöcking haben herausgefunden, dass die Vögel ihren Artgenossen Dinge präsentieren, indem sie diese mit dem Schnabel vor ihnen hochhalten.

Ab einem Alter von etwa einem Jahr beginnen Babys mit sogenannten referenziellen Gesten. Diese zielen darauf ab, Aufmerksamkeit von anderen Personen auf Dinge in ihrer unmittelbaren Umgebung zu lenken. Solche Handlungen gelten als Basis für die Ausbildung von Sprache und wurden bisher ausschließlich bei Primaten beobachtet, heißt es in der Fachzeitschrift "Nature Communications", in der die Forscher ihre Studienergebnisse publiziert haben.

Beim Menschen ist das ein häufiges Verhalten, doch unsere nächsten Verwandten - die Schimpansen - deuten nur sehr selten auf Gegenstände oder halten sie vor Artgenossen in die Höhe. Und das, obwohl Primaten eigentlich über ein sehr breites Repertoire an Gesten verfügen.

Raben in freier Wildbahn beobachtet
Die Wissenschaftler beobachteten sieben Raben-Paare bei ihren Interaktionen in der freien Wildbahn. Dabei zeigten die Vögel derartige Verhaltensweisen durchaus häufig, wie die Forscher in der Fachzeitschrift darlegten. "Die Vögel nehmen Objekte aus ihrer unmittelbaren Umgebung, etwa einen Stein, ein Hölzchen oder einen Fichtenzapfen in den Schnabel, bauen sich damit vor Artgenossen auf und halten ihnen den Gegenstand vor den Schnabel", so Bugnyar in einer Aussendung der Uni Wien.

Es scheint den Raben aber kein Anliegen zu sein, ihre Artgenossen auf ein hervorstechende Merkmale der Dinge, wie etwa hohe Qualität zum Nestbau, hinzuweisen, da sie sich nicht von anderen Gegenständen in der unmittelbaren Nähe unterschieden. Über die Gründe für das unerwartete Verhalten haben die Wissenschaftler eine andere Theorie. Für Pika und Bugnyar dürften die Handlungen vor allem soziale Hintergründe zu haben.

Ziel ist die Interaktion mit anderen
Es scheint den Tieren primär um die Interaktionen mit anderen zu gehen, da das Verhalten oftmals zur Hinwendung der Aufmerksamkeit von Artgenossen zum Objekt und somit auch zum präsentierenden Vogel führte - die Raben treten dadurch also vermehrt in Kontakt mit anderen Tieren oder vertiefen damit bestehende Beziehungen. "Herzeigen von Dingen könnte somit bei Raben und Kindern eine ähnliche Funktion haben. Allerdings beschränken sich die Vögel hierbei auf spielerische Interaktionen mit meist Gleichaltrigen", resümiert Bugnyar.

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