Schwere Vorwürfe

Islamabad: NATO-Angriff mit 24 Toten war “vorsätzlich”

Ausland
28.11.2011 12:45
Nach dem NATO-Beschuss von zwei pakistanischen Militärbasen im Grenzgebiet zu Afghanistan geht Islamabad mittlerweile von einem vorsätzlichen Angriff des Bündnisses aus. Bei der Attacke mit 24 toten Soldaten habe es sich demnach nicht um ein Missverständnis gehandelt. Die NATO sei sofort nach Beginn des Beschusses gebeten worden, das Feuer einzustellen - trotzdem habe der Angriff weitere eineinhalb Stunden angedauert.

Die NATO-geführte Afghanistan-Schutztruppe ISAF sei über den Standort aller pakistanischen Armeeposten informiert, sagte Militärsprecher Athar Abbas am Montag dem Sender Geo TV. "Zu sagen, der Angriff sei keine vorsätzliche Handlung gewesen, heißt, die Tatsachen zu verdrehen."

Abbas wies auch die Darstellung der afghanischen Armee zurück, wonach die internationalen Truppen zuerst von Pakistan aus beschossen worden seien und daher Luftunterstützung angefordert hätten. Er forderte die ausländischen Truppen auf, Opfer des angeblichen Beschusses zu präsentieren.

Taliban-Rückzugsgebiet
Die betroffenen Stützpunkte liegen in einer Region, die die radikal-islamischen Taliban als Rückzugsraum nutzen. Der in der Nacht auf Samstag geflogene Angriff war der schwerste Zwischenfall, seit die USA und Pakistan Ende 2001 eine Allianz gegen den Terrorismus gebildet haben.

Wie Abbas weiter erklärte, habe die NATO in den vergangenen drei Jahren mindestens sieben Mal pakistanische Posten angegriffen, wobei 72 Soldaten getötet und 250 weitere verletzt worden seien. Die Militärallianz hat angekündigt, den nunmehrigen Vorfall zu untersuchen.

Islamabad zieht Konsequenzen
Der jüngste Angriff hat in Pakistan eine Welle der Empörung ausgelöst. Die Vereinigung der Betreiber von Tanklastwagen teilte am Montag mit, sie werde keinen NATO-Nachschub mehr nach Afghanistan transportieren. Bereits unmittelbar nach dem Angriff hatte die pakistanische Regierung die wichtige Nachschubroute der NATO durch das Land gekappt.

Islamabad hatte die USA außerdem aufgefordert, eine Luftwaffenbasis im Südwesten des Landes binnen 15 Tagen zu räumen. Alle Übereinkünfte mit den USA und der NATO würden nun überprüft.

Scharfe Kritik an US-Aktionen
Schon seit langem rufen US-Drohnenangriffe gegen angebliche Taliban-Stützpunkte in Pakistan in der Bevölkerung Wut hervor. Auch die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden im Mai in der pakistanischen Stadt Abbottabad während einer eigenmächtigen US-Aktion sorgte für Unmut.

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