Ex-Airport-Manager
Betrüger staubte in Tirol 2,7 Millionen Euro ab - verurteilt
Der Angeklagte erklärte sich im Prozess vollinhaltlich schuldig. Sein Geständnis war allerdings nur ein reumütiges, aber kein qualifiziertes, weil er nach ersten Hinweisen auf Malversationen zunächst "nichts zur Aufklärung beigetragen" habe, erklärte Richterin Helga Moser in ihrer Urteilsbegründung. "Sie haben sich ein wahres Firmenimperium aufgebaut, das Vertrauensverhältnis zu ihrem Arbeitgeber missbraucht und acht Jahre lang nicht die Notbremse gezogen", meinte Moser in Richtung des Angeklagten. Als mildernd sei neben dem Geständnis die bisherige Unbescholtenheit des Täters zu werten gewesen.
Taten "aus Frustration und Überforderung"
"Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe aus Frustration und Überforderung damit begonnen. Dann ist es ausgeartet, ich bekam den Tunnelblick und es ist abgelaufen wie ein Parallel-Leben. Der Druck war sehr groß", hatte der Beschuldigte, der mittlerweile angeblich von 1.300 Euro Arbeitslosengeld lebt, zuvor vor dem Schöffensenat erklärt. Als seine Taten im Frühjahr 2011 schließlich aufgedeckt wurden, sei ihm "ein Stein vom Herzen gefallen", gab der Mann an.
Wie das Gericht bestätigte, leistete der Angeklagte bisher 60.000 Euro an Wiedergutmachung. Zudem habe der frühere leitende Mitarbeiter der Flughafengesellschaft seine drei Liegenschaften im Wert von 185.000 Euro als Pfand überstellt, berichtete der Privatbeteiligtenvertreter. Es sei für sie unerklärlich, wie der Beschuldigte 2,7 Millionen Euro einfach verbrauchen habe können, das seien schließlich unglaubliche 30.000 Euro an zusätzlichem "Einkommen" im Monat gewesen, merkte die Richterin an. Es sei alles verbraucht, er habe "nichts auf die Seite gebracht", sondern das Geld für die Leasing-Raten für seine diversen Fahrzeuge, darunter drei Harleys, sowie für Investitionen in seine Immobilien benötigt.
Fingierte Rechnungen intern selbst "geprüft"
Der frühere leitende Angestellte soll zwischen Dezember 2002 und April 2011 Rechnungen real existierender Firmen an die Flughafengesellschaft gestellt haben. Die falschen Rechnungen hätten laut Staatsanwaltschaft auf drei verschiedene Firmen gelautet, mit denen der Flughafen tatsächlich in laufender Geschäftsbeziehung stand bzw. steht. Sie hätten sich auf Wartungs- und Dienstleistungsverträge bezogen, sodass tatsächlich erbrachte Leistungen nur schwer zu kontrollieren gewesen seien.
Für jede dieser Firmen habe der Angeklagte Konten eingerichtet, die sogar auf diese Firmen gelautet hätten. Tatsächlich habe es sich um private Konten des Mitarbeiters gehandelt. Die Rechnungen habe er dann intern selbst "geprüft" und die sachliche Richtigkeit bestätigt. "Der Angeklagte hat sich mit krimineller Energie ein Unternehmen im Unternehmen geschaffen", meinte Staatsanwalt Florian Oberhofer im Prozess. Zur Einhaltung des Vieraugenprinzips, das für alle zu zahlenden Rechnungen galt, habe der Beschuldigte die Rechnungen anfangs noch dem dafür zuständigen Kollegen vorgelegt, der die Rechnungen gutgläubig als plausibel bestätigt habe. Später habe er dann dessen Unterschrift laut Oberhofer regelmäßig selbst gefälscht.
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