"Krone"-Reportage
UN-Mission im Libanon: Start ins Ungewisse
Im Rahmen von UNIFIL stellen 35 Staaten rund 12.000 Soldaten für die UN-Mission im Libanon. Als ob vom Schicksal inszeniert, traf Österreichs 152 Soldaten starkes Kontingent ausgerechnet am Nationalfeiertag des Libanon in Beirut ein. Jene Stadt, in der vor fünf Jahren Hunderte im israelischen Bombenhagel starben. Und wo heute, Tag für Tag, syrische Killer-Agenten mörderische Jagd auf Regimegegner machen.
Botschafterin wünscht "gutes Gelingen"
Doch Geschichte oder Politik war beim Empfang in der Hauptstadt des Vier-Millionen-Landes inmitten der blutigen Unruhen des "Arabischen Frühlings" nicht angesagt. Dafür begrüßte Österreichs Botschafterin Eva Maria Ziegler die Friedenssoldaten. "Ihre Ankunft ist ein besonderer Augenblick für dieses Land, das es auch in den letzten Monaten nicht leicht hatte. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und gutes Gelingen", so die Botschafterin.
Ein frommer Wunsch in einer Region, in der die Hisbollah im Untergrund die Fäden zieht. Für die USA und Israel ist die 1982 gegründete paramilitärische Gruppierung eindeutig eine Terror-Organisation: "Schiitische Fundamentalisten, die sich über Diamanten-, Drogen- und gefälschten Markenartikel-Handel finanzieren."
Helikopter sichern Fahrt durchs Hisbollah-Gebiet
Dass der Frieden in der seit Jahrhunderten umkämpften Levante nicht allein mit Gebeten gesichert werden kann, wissen Militärs und vor allem die seit 1978 hier stationierten UN-Beobachter allzu gut. Helikopter sicherten die Fahrt durchs Hisbollah-Gebiet. "Während der Fahrt ins Camp werden Schutzwesten und Helme getragen", lautete denn auch der erste Befehl an die Truppe. In Bussen und Jeeps ging es in das rund 120 Kilometer entfernte UNIFIL-Lager Nakura. Vier Kilometer nahe der israelischen Grenze, gleichsam als Puffer zwischen den Fronten.
Wie kann man sich nur freiwillig melden?
"Helikopter sichern den Luftraum, seit Stunden überwacht die UNO den Weg mit verdeckten Posten", so Presseoffizier Robert Rauter. Ein mulmiges Gefühl auch für den "Krone"-Reporter, der einige Soldaten von Truppenbesuchen im Kosovo, Tschad oder Afghanistan kennt. Denn bis zum Litani, dem Fluss, von wo aus die 12.000 Mann starke Friedenstruppe agiert, rollte der Konvoi durchs Hisbollah-Gebiet. Wie kann man sich nur freiwillig dafür melden? Und genau durch diesen Korridor werden die Österreicher bis Ende 2012 immer wieder unterwegs sein. Wenn es gilt, dringend benötige Dinge – von Medikamenten bis zur Munition – vom Beiruter Hafen oder Airport aus anzuliefern.
"Wir wurden monatelang gedrillt. Militärische Konvoi-Fahrten, richtiges Verhalten bei Angriffen – vom Steinwurf bis zum Sprengstoffanschlag – sowie eine neue Sanitätsausbildung waren Trainingsziel", so der Linzer Unteroffizier Mario G. (23). Für ihn als Berufssoldat war es klar, sich für den Einsatz zu melden. Auch wenn ihn Freunde entgeistert nach seiner Motivation fragten. "Eine politische Gefahr macht nicht am Meeresstrand halt", so die Antwort, der die Kameraden zustimmen, bevor wir das Camp – "a Wahnsinnsfestung" – erreichten.
Kommandant will Gratwanderung meistern
"Meine Leute sind perfekt ausgebildet und gegen Angriffe, selbst mit ferngezündeten Bomben, bestens gewappnet", bekräftigte auch Oberstleutnant Thomas Erkinger (45), dass sich seine Blauhelme der Gefahr bewusst sind. Als Kontingentskommandant will er dafür sorgen, dass alle wieder gesund nach Hause kehren.
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