Überdosis Morphium
70 Patienten tot: Mordverdacht in Budapester Klinik
Wie der Fernsehsender M1 berichtete, habe das Budapester Polizeipräsidium in dem Krankenhaus eine Hausdurchsuchung durchgeführt, die medizinische Dokumentation beschlagnahmt und mit der Untersuchung der Umstände der Todesfälle begonnen.
Laut ungarischer Nachrichtenagentur MTI begannen die Ermittler noch am Dienstag mit der Einvernahme von Ärzten und Angehörigen des Pflegepersonals, die in dem Zeitraum an der Abteilung gearbeitet haben. Weitere Informationen wurden vonseiten der Budapester Polizei mit Verweis auf die Ermittlungen nicht bekannt gegeben.
Verdacht auf aktive Sterbehilfe
Der ungarische Toxikologe Gabor Zacher erklärte, dass Morphium als starkes Schmerzmittel die Atmungsfunktion beeinträchtigen könne. Das ist die klassische Folge von akuten Überdosierungen. Istvan Eger, Vorsitzender der Ungarischen Ärztekammer, forderte Zurückhaltung, so lange die polizeiliche Untersuchung nicht abgeschlossen sei. Falls sich der Verdacht einer aktiven Sterbehilfe bestätige, dann wäre das "eindeutig ein ethisches Vergehen mit strafrechtlichen Folgen".
Wie die ungarische Tageszeitung "Magyar Hirlap" am Dienstag berichtete, habe ein Mediziner behauptet, in Budapester Ärztekreisen würde seit einem halben Jahr davon gesprochen, dass solche Praktiken in verschiedenen ungarischen Krankenhäusern regelmäßig angewendet würden.
Schwere Vorwürfe durch Fachzeitschrift erhoben
Der Verdacht auf Morphium-Überdosierungen stammt offenbar aus einer Publikation in der medizinischen Fachzeitschrift "Lege Artis Medicinae" aus dem vergangenen April. Dort berichtete der Autor und Arzt Attila Markus - er arbeitet derzeit nicht mehr in Ungarn - von solchen Fällen. Er selbst habe auf einer Station gearbeitet, auf der Krebspatienten im Endstadium behandelt wurden. Dort sei bei Visiten die Anordnung "Beginnen wir, geben wir MO" ausgesprochen worden. Laut Markus sei vorgekommen, dass auch Patienten in "noch gutem Zustand zu früh eine Überdosis erhielten".
Die redaktionelle Leitung der Fachzeitschrift hatte nach eigener Aussage vor Veröffentlichung des Artikels angesichts dessen schweren Anschuldigungen den Inhalt monatelang analysiert und überprüft.
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