Preisgekrönte Doku

“Der Prozess”: Tierschützer unter Terrorverdacht

Kino
23.11.2011 15:27
Beklemmende Wahrheiten und Hintergründe über das Verfahren gegen 13 Tierschützer wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation offenbart der Dokumentarfilm "Der Prozess" von Gerald Igor Hauzenberger. Im vergangenen Mai wurden alle Angeklagten nach 14 Prozessmonaten freigesprochen, die Staatsanwaltschaft kündigte aber bereits tags darauf Berufung an.

"Der Prozess", bei der heurigen Viennale als beste österreichische Doku preisgekrönt, startet mit Einblicken in die Arbeit der Tierschützer, zeigt auch, wie sie dabei attackiert werden und mit der Polizei in Kontakt kommen. Auch das Filmteam stößt auf wenig Gegenliebe, mehrfach wird die Zerstörung der Kamera angedroht, die Polizisten warnen in "Wir dürfen alles"-Manier vor der Beschlagnahmung.

Einige der Angeklagten nehmen ausführlich Stellung, geben Einblicke in ihr Leben. Nicht jeder Zuseher wird sich mit den Hardcore-Tierschützern und ihren Einstellungen anfreunden können, zu befremdend mag deren Lebensweise auf den Durchschnittsbürger wirken. Ausschnitte aus selbst gefilmten Videos von den nach den Hausdurchsuchungen völlig verwüsteten Wohnungen sorgen aber dennoch für Kopfschütteln.

Neben den Tierschützern kommen auch Politiker zu Wort, Amnesty International Österreich-Generalsekretär Heinz Patzelt gibt seine Einschätzung ab, die Linzer Strafrechtsprofessorin Petra Velten erklärt Hintergründe und Entstehung des Verfahrens. Viel Raum nimmt die Kritik am Mafia-Paragrafen 278a ein. Von direkt beteiligter staatlicher Seite wurde dagegen jegliche Stellungnahme verweigert. Weder das Innenministerium wollte etwas zu dem Fall sagen noch wurden Interviews mit SOKO-Mitgliedern genehmigt.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Ein mit Scheuklappen versehenes Rechtssystem drängt jene, die durch zivilen Ungehorsam auffällig wurden, schnell in die missliche Position einer dem Rechtsstaat zuwider handelnden Person. Also in die Täterrolle. Im Gehege politischer Machtstrukturen wird das Lamm zum Wolf. Dokumentarische Seitenblicke auf die Folgen eines passionierten Aktivismus.

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